Skripten - an der Fakultät für Mathematik! - Universität Wien
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6.4. DIE REELLEN ZAHLENÊ 115<br />
Für q ∈ M ∩S und r ∈ M ∩ (É\S). Es existiert ein kleinstes Element q m ∈ M ∩S,<br />
weil M endlich ist. D<strong>an</strong>n ist r m := q m − q−r ∈ M ∩ (É\S), und wir haben zwei<br />
n<br />
rationale Zahlen q m und r m wie benötigt gefunden, da q m − r m = q−r < ε gilt. n<br />
□<br />
Definition 6.4.12. Sei R ⊆ÈÉdie Menge aller Schnitte vonÉ. Wir definieren auf R<br />
die Relation ≤ durch<br />
S ≤ T := S ⊇ T. (6.12)<br />
Proposition 6.4.13. Die Relation ≤ macht R zu einer totalgeordneten Menge.<br />
Beweis. Wir müssen die Ordnungseigenschaften überprüfen. Halbordnung ist eigentlich<br />
klar, da ⊇ eine Halbordnung aufÈÉbildet, doch wir schreiben alles noch einmal auf:<br />
Reflexivität: Es <strong>für</strong> jede Menge S ⊇ S.<br />
Symmetrie: Sind S ⊇ T und T ⊇ S erfüllt, so ist S = T.<br />
Tr<strong>an</strong>sitivität: Seien S ⊇ T und T ⊇ U. Ist u ∈ U, d<strong>an</strong>n ist u ∈ T, und daher gilt<br />
u ∈ S. Das impliziert S ⊇ U.<br />
Es bleibt zu zeigen, dass ≤ eine Totalordnung ist. Seien S und T zwei Schnitte und S ≠ T.<br />
Ist S ≰ T, d<strong>an</strong>n ist S T, und daher gibt es ein t ∈ T mit t /∈ S. In diesem Fall liegt<br />
t ∈É\S, also ist <strong>für</strong> alle s ∈ S die Ungleichung s ≥ t erfüllt. Wegen Proposition 6.4.11.(1)<br />
bedeutet das aber s ∈ T, und das impliziert S ⊆ T, also S ≥ T. Damit sind je zwei Schnitte<br />
vergleichbar, und ≤ ist eine Totalordnung auf R.<br />
□<br />
ein.<br />
Definition 6.4.14. Als nächstes führen wir die Abbildung + : R × R →ÈÉdurch<br />
S + T := {s + t | s ∈ S ∧ t ∈ T }<br />
<strong>für</strong> S, T ∈ R<br />
Proposition 6.4.15. Diese Abbildung führt sogar wie<strong>der</strong> nach R. Es ist also S + T<br />
wie<strong>der</strong> ein Schnitt:<br />
Beweis.<br />
• Sind s ∈ S und t ∈ T, d<strong>an</strong>n ist s + t ∈ S + T, also ist S + T ≠ ∅.<br />
• Sei σ untere Schr<strong>an</strong>ke von S und τ untere Schr<strong>an</strong>ke von T. Für beliebiges x ∈ S +T<br />
gibt es s ∈ S und t ∈ T mit x = s + t. Aus den Eigenschaften von ≤ aufÉfolgt<br />
ferner x = s + t ≤ σ + τ. Daher ist S + T nach unten beschränkt.<br />
• Betrachten wir q ∈É\(S + T). Sei s ∈ S gegeben, wir wissen ∀t ∈ T : s + t ≠ q.<br />
Wir formen das um zu ∀t ∈ T : t ≠ q − s, und daher ist q − s ∈É\T. Weil T ein<br />
Schnitt ist, folgt ∀t ∈ T : t ≥ q − s. Bringen wir s zurück auf die linke Seite, ergibt<br />
das ∀t ∈ T : s+t ≥ q, darum gilt <strong>für</strong> alle x ∈ S +T, dass x ≥ q, also ist Eigenschaft<br />
S1 erfüllt.<br />
• Sei x ∈ S + T beliebig. D<strong>an</strong>n existieren s ∈ S und t ∈ T mit s + t = x. Weil S<br />
und T Schnitte sind, gibt es s ′ ∈ S und t ′ ∈ T mit s > s ′ und t > t ′ . Daher ist<br />
x ′ = s ′ + t ′ ∈ S + T, und es gilt x > x ′ . Das weist Eigenschaft S2 nach.<br />
Das beweist, dass (R, +) ein Gruppoid bildet. Bevor wir die weiteren Eigenschaften nachweisen,<br />
betrachten wir noch ein Klasse spezieller Schnitte.<br />
Definition 6.4.16. Ein Schnitt S heißt rational, falls er ein Infimum besitzt.<br />
Proposition 6.4.17. Ein Schnitt S ist genau d<strong>an</strong>n rational, wenn es ein q ∈Égibt mit<br />
S =Ëq := {q ′ ∈É|q ′ > q}. (6.13)<br />
□