Skripten - an der Fakultät für Mathematik! - Universität Wien
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5.2. GRUPPEN 77<br />
— meist jedenfalls. Hätte nämlich <strong>der</strong> amerik<strong>an</strong>ische Physiker George Zweig die kleinen Teilchen,<br />
aus denen die Elementarteilchen aufgebaut sind, nicht Aces gen<strong>an</strong>nt, so wäre heute<br />
sein Name berühmt und nicht <strong>der</strong> Name Murray Gell-M<strong>an</strong>n, <strong>der</strong> zur selben Zeit wie Zweig<br />
die Theorie <strong>der</strong> Quarks entdeckt aber den erfolgreicheren Namen gewählt hat.<br />
Beispiel 5.2.11 (Kommutativität). Wenn wir die Verknüpfungen untersuchen, die wir<br />
seit Beispiel 5.1.1 betrachten, d<strong>an</strong>n fällt <strong>an</strong> m<strong>an</strong>chen eine weitere Beson<strong>der</strong>heit auf.<br />
(Æ, +), . . .,(Ê, ·): Am ehesten offensichtlich ist es bei den Zahlenmengen. In allen Beispielen<br />
von (Æ, +) bis (Ê, ·) k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> erkennen, dass es beim Addieren und Multiplizieren<br />
auf die Reihenfolge <strong>der</strong> Oper<strong>an</strong>den nicht <strong>an</strong>kommt. Je<strong>der</strong> ”<br />
weiß“, dass<br />
etwa 4 + 5 = 5 + 4 und 3 · 6 = 6 · 3 gelten.<br />
(T, ◦): Die Tr<strong>an</strong>slationen T haben ebenfalls diese Eigenschaft. Egal welche von zwei<br />
Tr<strong>an</strong>slationen zuerst durchgeführt wird, das verschobene Objekt wird am selben Platz<br />
l<strong>an</strong>den.<br />
(D, ◦): Drehungen sind allerdings <strong>an</strong><strong>der</strong>s: Legen wir das Koordinatenkreuz so, dass<br />
Ursprung und Schwerpunkt des zu drehenden Objektes zusammen fallen. Drehen<br />
wir zuerst um 90 ◦ um die x 1 –Achse und d<strong>an</strong>ach um 90 ◦ um die x 3 –Achse, so ergibt<br />
das eine Gesamtdrehung um die Achse, die durch den Punkt (1, −1, 1) geht, um den<br />
Winkel 120 ◦ . Vertauscht m<strong>an</strong> die beiden Drehungen, d<strong>an</strong>n ergibt sich eine Gesamtdrehung<br />
um die Achse durch den Punkt (1, 1, 1) wie<strong>der</strong> um den Winkel 120 ◦ . Die<br />
Reihenfolge, in <strong>der</strong> Drehungen ausgeführt werden, ist also wesentlich.<br />
(Abb(M), ◦): Auch bei <strong>der</strong> Verknüpfung (allgemeiner) Abbildungen darf m<strong>an</strong> nicht<br />
einfach die Reihenfolge vertauschen. Sind etwa f :Ê→Ê, f : x ↦→ x 2 und<br />
g :Ê→Ê, g : x ↦→ −x gegeben. D<strong>an</strong>n gilt f ◦ g : x ↦→ x 2 , aber g ◦ f : x ↦→ −x 2 .<br />
(M 2 (Ê), +): Bei <strong>der</strong> Addition von 2 × 2–Matrizen darf m<strong>an</strong> die Terme vertauschen.<br />
Das folgt trivialerweise aus <strong>der</strong> Tatsache, dass die Addition komponentenweise definiert<br />
ist.<br />
(M 2 (Ê), ·): Die Multiplikation in M 2 (Ê) ist da schon problematischer. Es gilt etwa<br />
( ) ( )<br />
1 2 1 1<br />
A := , B :=<br />
0 3<br />
−1 2<br />
( ) ( )<br />
−1 5 1 5<br />
AB = , BA =<br />
−3 6<br />
−1 4<br />
Das Ergebnis <strong>der</strong> Multiplikation reeller 2 × 2–Matrizen hängt also von <strong>der</strong> Reihenfolge<br />
<strong>der</strong> beiden Faktoren ab.<br />
(S, ◦): Das Ergebnis <strong>der</strong> Verknüpfung von Strichblöcken S ist wie<strong>der</strong> unabhängig von<br />
<strong>der</strong> Reihenfolgen <strong>der</strong> Oper<strong>an</strong>den.<br />
(W, ◦): Bei Worten macht es dagegen einen Unterschied. ”<br />
Dampfschiff“ hat eine gänzlich<br />
<strong>an</strong><strong>der</strong>e Bedeutung als ”<br />
Schiffsdampf“.<br />
Wir sehen also, dass m<strong>an</strong>chmal die Oper<strong>an</strong>den einer Verknüpfung vertauscht werden<br />
dürfen ohne das Ergebnis zu än<strong>der</strong>n, m<strong>an</strong>chmal aber aber nicht. Jetzt fehlt nur noch <strong>der</strong><br />
Name <strong>für</strong> diese Eigenschaft.<br />
Definition 5.2.12 (Kommutativgesetz). Eine Verknüpfung in einem Gruppoid (G, ◦)<br />
heißt kommutativ, falls das Kommutativgesetz erfüllt ist, d.h.<br />
(KG) ∀g, h ∈ G : g ◦ h = h ◦ g.