Skripten - an der Fakultät für Mathematik! - Universität Wien
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4.1. NAIVE MENGENLEHRE 47<br />
Lei<strong>der</strong> wird in m<strong>an</strong>chen mathematischen Texten das Symbol ⊂ <strong>für</strong> Teilmenge verwendet<br />
und nicht <strong>für</strong> echte Teilmenge, wie wir das oben definiert haben. Daher unser Tipp:<br />
verwenden Sie in eigenen Texten immer ⊆ um Teilmengen und um echte Teilmengen zu<br />
kennzeichnen. Finden Sie in einem Text ⊂, so ist es ratsam nach <strong>der</strong> Teilmengendefinition<br />
zu suchen, um festzustellen, ob ⊂ <strong>für</strong> echte Teilmenge o<strong>der</strong> nur Teilmenge steht.<br />
Die Teilmengenrelation entspricht, wie schon in <strong>der</strong> Definition explizit gemacht wurde,<br />
<strong>der</strong> logischen Implikation (⇒) <strong>der</strong> Elementbeziehung. Daraus läßt sich auch sofort ableiten,<br />
wie m<strong>an</strong> Gleichheit von Mengen überprüfen k<strong>an</strong>n.<br />
Proposition 4.1.7 (Gleichheit von Mengen). Zwei Mengen A und B sind genau d<strong>an</strong>n<br />
gleich, wenn A ⊆ B und B ⊆ A gilt; formal<br />
A = B ⇔ A ⊆ B ∧ B ⊆ A.<br />
Beweis. Dieser Satz behauptet eine Äquivalenz und wir müssen wie<strong>der</strong>um beide Implikationsrichtungen<br />
beweisen.<br />
⇒: Zu zeigen ist, dass wenn A = B gilt, auch die beiden Enthalten-Relationen A ⊆ B und<br />
B ⊆ A gelten. Dies ist aber trivial, da A ⊆ A <strong>für</strong> jede Menge stimmt.<br />
⇐: Wir müssen zeigen, dass aus beiden Enthalten-Relationen schon die Gleichheit folgt. Es<br />
gelte also A ⊆ B und B ⊆ A. Wegen A ⊆ B gilt x ∈ A ⇒ x ∈ B. An<strong>der</strong>erseits folgt aus<br />
B ⊆ A, dass x ∈ B ⇒ x ∈ A gilt. Fassen wir die beiden Implikationen zusammen, erhalten<br />
wir <strong>für</strong> beliebiges x den Zusammenh<strong>an</strong>g x ∈ A ⇔ x ∈ B. Das wie<strong>der</strong>um bedeutet laut<br />
Definition 4.1.3, dass A = B gilt.<br />
□<br />
4.1.2. Mengenoperationen. Wenn m<strong>an</strong> mehr als eine Menge betrachtet, so k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong><br />
aus diesen Mengen weitere Mengen erzeugen. Die folgenden Mengenoperationen werden dabei<br />
st<strong>an</strong>dardmäßig verwendet.<br />
Definition 4.1.8 (Vereinigung).<br />
(i) Seien zwei Mengen A und B gegeben. Wir konstruieren eine neue Menge aus allen<br />
Elementen von A und B. Diese Menge heißt Vereinigungsmenge A ∪ B von A und<br />
B, und in formalerer Schreibweise ist sie definiert als<br />
A ∪ B := {x | x ∈ A ∨ x ∈ B}.<br />
Etwas <strong>an</strong><strong>der</strong>s ausgedrückt haben wir eine Operation ∪ <strong>für</strong> Paare von Mengen definiert<br />
— die Vereinigung — die jedem Paar (A, B) von Mengen <strong>der</strong>en Vereinigungsmenge<br />
A ∪ B zuordnet.<br />
(ii) M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n auch mehr als zwei Mengen vereinigen, sogar beliebig viele. Sei A i , i ∈ I<br />
eine Familie von Mengen. D<strong>an</strong>n ist<br />
⋃<br />
A i := {x | ∃i ∈ I : x ∈ A i }<br />
i∈I<br />
die Vereinigung aller A i . Das bedeutet, wir nehmen alle x auf, die in wenigstens<br />
einer <strong>der</strong> Mengen A i liegen. Die Indexmenge I k<strong>an</strong>n dabei beliebig (groß) sein.<br />
Beispiel 4.1.9. Es gelten:<br />
• {1, 3, 6} ∪ {2, 6} = {1, 2, 3, 6},<br />
• M ∪ ∅ = M,<br />
• ⋃ n∈Æ{−n, n} =.