Skripten - an der Fakultät für Mathematik! - Universität Wien
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5.4. KÖRPER 89<br />
( Beispiel ) 5.3.15. Die Abbildung ι :Ê→M 2 (Ê), die je<strong>der</strong> reellen Zahl r die Matrix<br />
r 0<br />
zuordnet, ist ein Ringhomomorphismus von (Ê, +, ·) nach (M<br />
0 r<br />
2 (Ê), +, ·). Es gilt<br />
nämlich<br />
( ) ( ) ( )<br />
r1 0 r2 0 r1 + r<br />
ι(r 1 ) + ι(r 2 ) = + = 2 0<br />
= ι(r<br />
0 r 1 0 r 2 0 r 1 + r 1 + r 2 ),<br />
2<br />
sowie<br />
ι(r 1 ) ι(r 2 ) =<br />
( ) ( ) ( )<br />
r1 0 r2 0 r1 r<br />
= 2 0<br />
= ι(r<br />
0 r 1 0 r 2 0 r 1 r 1 r 2 ).<br />
2<br />
In diesem Beispiel können wir auch leicht sehen, dass die Inversion mit <strong>der</strong> Abbildung vertauscht<br />
— es also egal ist ob zuerst abgebildet, d<strong>an</strong>n Invertiert wird o<strong>der</strong> umgekehrt. (Allgemein<br />
folgt dies ja aus Proposition 5.2.31.) Es gilt<br />
( )<br />
−r 0<br />
ι(−r) = = −ι(r),<br />
0 −r<br />
und<br />
ι(r −1 ) =<br />
( )<br />
r<br />
−1<br />
0<br />
0 r −1 = ι(r) −1 .<br />
Der Ringhomomorphismus ι ist sogar injektiv. ( M<strong>an</strong>)<br />
sagt er bettetÊin die Menge <strong>der</strong> 2×2–<br />
0 1<br />
Matrizen ein. Er ist nicht surjektiv, da z.B. nicht im Bild vonÊliegt.<br />
0 0<br />
Dass ι nicht bijektiv sein k<strong>an</strong>n, wissen wir schon aufgrund folgen<strong>der</strong> Tatsache: Wäre ι<br />
ein Ringisomoprhismus, so wärenÊund M 2 (Ê) aus Sicht <strong>der</strong> Ringtheorie ununterscheidbar.<br />
Das k<strong>an</strong>n aber nicht sein, daÊein Integritätsbereich ist und M 2 (Ê) nicht.<br />
5.4. Körper<br />
Jetzt sind wir beinahe am Ende unseres Weges <strong>an</strong>gel<strong>an</strong>gt. Die folgende speziellste Struktur<br />
<strong>der</strong> Algebra <strong>für</strong> Mengen mit zwei Verknüpfungen spielt in <strong>der</strong> <strong>Mathematik</strong> eine herausragende<br />
Rolle. Sie wird sowohl in <strong>der</strong> Analysis, als auch in <strong>der</strong> Linearen Algebra ein<br />
wesentlicher Begleiter sein, und daher ist es wichtig, sich die Eigenschaften möglichst gut<br />
einzuprägen.<br />
Definition 5.4.1 (Körper). Ein Gruppoid (K, +, ·) mit den beiden Verknüpfungen +<br />
und · heißt Körper, falls die folgenden Eigenschaften (die Körperaxiome) gelten.<br />
(K1) ∀a, b, c ∈ K : (a + b) + c = a + (b + c) (Assoziativität von +),<br />
(K2) ∀a, b ∈ K : a + b = b + a (Kommutativität von +),<br />
(K3)<br />
∃0 ∈ K : ∀a ∈ K : a + 0 = a (Nullelement),<br />
(K4) ∀a ∈ K : ∃(−a) ∈ K : a + (−a) = 0 (Inverse bzgl. +),<br />
(K5) ∀a, b, c ∈ K : (ab)c = a(bc) (Assoziativität von ·),<br />
(K6) ∀a, b ∈ K : ab = ba (Kommutativität von ·),<br />
(K7)<br />
∃1 ∈ K : 1 ≠ 0 ∧ ∀a ∈ K \ {0} : a1 = a (Einselement),<br />
(K8) ∀a ∈ K \ {0} : ∃a −1 ∈ K : aa −1 = 1 (Inverse bzgl. ·),<br />
(K9)<br />
∀a, b, c ∈ K : a(b + c) = ab + ac (Distributivität).<br />
Bemerkung 5.4.2. Die Bedingungen (K1) bis (K4) machen (R, +, 0) zur abelschen<br />
Gruppe und die Bedingungen (K5)–(K8) implizieren, dass (R \ {0}, ·) ebenfalls eine abelsche<br />
Gruppe ist. Schließlich sorgt das Distributivgesetz (K9) (wegen <strong>der</strong> Kommutativität gilt