Skripten - an der Fakultät für Mathematik! - Universität Wien
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14 2. GRUNDLAGEN<br />
Werden Umformungen durchführt und soll ausdrückt werden, dass sie in beide Richtungen<br />
stimmen, so muss dies durch explizites Setzen von Äquivalenzpfeilen (⇔) <strong>an</strong>gezeigt<br />
werden.<br />
Beispiel 2.4.2. In Beispiel 2.4.1 folgen in Wahrheit die oberen Gleichungen auch aus<br />
den unteren, d.h. sie sind wirklich alle äquivalent. Um das zu unterstreichen, wollen wir<br />
daher<br />
3r 2 + 4r + 5 = −r 3 + r + 4 | + r 3 − r − 4 ⇔<br />
r 3 + 3r 2 + 3r + 1 = 0<br />
⇔<br />
(r + 1) 3 = 0 | √ 3 ⇔<br />
r + 1 = 0 | − 1 ⇔<br />
r = −1<br />
schreiben.<br />
Auch bei Schlüssen von unten nach oben in einer Umformung müsste die Implikationsrichtung<br />
durch Setzen des entsprechenden Pfeils (⇐) <strong>an</strong>gegeben werden. Schlüsse von<br />
unten nach oben gelten nicht als guter mathematischer Stil und sollten daher<br />
unbedingt vermieden werden. Machen Sie sich daher immer klar, womit eine Umformung<br />
beginnt und was Sie abzuleiten gedenken. Wenn Sie die Rechnung vom Ergebnis zum<br />
Ausg<strong>an</strong>gspunkt hin durchführen, so kehren sie die Schlussweise in <strong>der</strong> Reinschrift um!<br />
Welche Umformungen sind eigentlich erlaubt? Auf beiden Seiten darf dasselbe addiert (subtrahiert)<br />
werden. Es dürfen auch beide Seiten mit <strong>der</strong>selben Zahl multipliziert werden; Wie<br />
steht es mit <strong>der</strong> Division?<br />
Theorem 2.4.3 (Sinnlosigkeit <strong>der</strong> Zahlen). Alle Zahlen sind gleich.<br />
Beweis. O.B.d.A. werden wir den Spezialfall 1 = 2 beweisen. Wir werden nur elementare<br />
Umformungen benutzen. Wir beginnen mit reellen Zahlen a und b mit a = b.<br />
Die Abkürzung O.B.d.A. steht <strong>für</strong> ohne Beschränkung <strong>der</strong> Allgemeinheit. Korrekt wird<br />
sie zu Beginn eines Beweises o<strong>der</strong> Beweisteils verwendet. Damit wird <strong>der</strong> Leser auf zwei<br />
Dinge aufmerksam gemacht. Einerseits soll nur ein Teil <strong>der</strong> Aussage bewiesen werden, und<br />
<strong>an</strong><strong>der</strong>erseits ist <strong>der</strong> Autor des Beweises <strong>der</strong> Meinung, dass die Gesamtaussage einfach aus<br />
dem Bewiesenen folgt. Es steckt also hinter o.B.d.A. ein weiterer mathematischer Satz ( ”<br />
aus<br />
dem tatsächlich Bewiesenen folgt die Aussage des Satzes“), und o.B.d.A. bedeutet d<strong>an</strong>n,<br />
dass diese Implikation nach Meinung des Autors trivial, also beson<strong>der</strong>s einfach herzuleiten<br />
ist.<br />
Zusätzlich zur Beschränkung auf einen Son<strong>der</strong>fall, aus dem schon die gesamte Aussage<br />
folgt, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> O.B.d.A. auch noch zur Vereinfachung <strong>der</strong> Bezeichnung o<strong>der</strong> zum Ausschließen<br />
trivialer Son<strong>der</strong>fälle verwenden. Beispiele zu diesen Verwendungen werden Sie in<br />
späteren Beweisen finden.<br />
a = b<br />
a 2 = ab nach Multiplikation mit a<br />
a 2 + a 2 = a 2 + ab nach Addition von a 2<br />
2a 2 = a 2 + ab<br />
2a 2 − 2ab = a 2 + ab − 2ab nach Subtraktion von 2ab<br />
2a 2 − 2ab = a 2 − ab<br />
2(a 2 − ab) = 1(a 2 − ab)<br />
2 = 1 nach Division durch a 2 − ab,<br />
woraus unsere Behauptung folgt.<br />
□