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Skripten - an der Fakultät für Mathematik! - Universität Wien

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16 2. GRUNDLAGEN<br />

Beispiel 2.4.5. Normalerweise ist das Quadratwurzel Ziehen nicht erlaubt, weil die<br />

Funktion f(x) = x 2 sowohl x als auch −x auf x 2 abbildet; also das Ziehen <strong>der</strong> Wurzel<br />

nicht eindeutig ist! Schränken wir aber f auf positive reelle Zahlen ein, so vermeiden wir<br />

dieses Problem und können gefahrlos Wurzel ziehen.<br />

Sei x ≥ 0, und seien a, b reelle Zahlen. D<strong>an</strong>n gilt<br />

4x 2 = (a 2 + b 2 ) 2<br />

2x = a 2 + b 2<br />

x = 1 2 (a2 + b 2 ),<br />

und diese Umformung ist richtig, da wir schon wissen, dass x ≥ 0 und a 2 +b 2 ≥ 0 (warum?)<br />

gelten.<br />

Ist die Anwendung <strong>der</strong> Umkehrfunktion zwingend nötig, um eine Rechnung fortsetzen zu<br />

können, so müssen wir bei Mehrdeutigkeit Fallunterscheidungen durchführen.<br />

Um wie<strong>der</strong> zum Beispiel Quadratwurzel“ zurückzukehren, sehen wir uns <strong>an</strong>, wie <strong>der</strong><br />

”<br />

vorletzte Umformungsschritt im falschen Beweis von Theorem 2.4.4 richtigerweise geführt<br />

hätte werden müssen.<br />

(<br />

4 −<br />

9<br />

2<br />

1. Fall: Vorzeichen +:<br />

) 2 ( )<br />

= 5 −<br />

9 2<br />

2<br />

4 − 9 = ±(5 − 9)<br />

2 2<br />

4 − 9 = 5 − 9 2 2<br />

− 1 = 1 ist offensichtlich falsch<br />

2 2<br />

2. Fall: Vorzeichen −:<br />

4 − 9 = −( )<br />

5 − 9 2 2<br />

− 1 = 2 −1 was stimmt.<br />

2<br />

Der 1. Fall führt offensichtlich zu einem unsinnigen Ergebnis und muss daher verworfen<br />

werden. Der 2. Fall hingegen liefert das richtige Resultat. Nur dieser darf im Beweis des<br />

Theorems verwendet werden und wir sind daher erwartungsgemäß nicht in <strong>der</strong> Lage, die<br />

Behauptung 4 = 5 zu beweisen.<br />

2.5. Vollständige Induktion<br />

Wir haben im Abschnitt 2.1 bereits die beiden grundlegenden Beweisprinzipien, den<br />

direkten und den indirekten Beweis kennengelernt.<br />

Die erste Beweisidee, die wir kennenlernen wollen, wird oft benötigt, wenn wir eine Behauptung<br />

<strong>für</strong> alle natürlichen Zahlen beweisen möchten.<br />

Beispiel 2.5.1. Betrachten wir die folgende Reihe von Ausdrücken.<br />

1 = 1 = 1 2<br />

1 + 3 = 4 = 2 2<br />

1 + 3 + 5 = 9 = 3 2<br />

1 + 3 + 5 + 7 = 16 = 4 2<br />

1 + 3 + 5 + 7 + 9 = 25 = 5 2<br />

Nach einem ”<br />

Intelligenztest“ finden wir also heraus, dass die Summe <strong>der</strong> ersten n ungeraden<br />

Zahlen genau das Quadrat von n ergibt.

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