Skripten - an der Fakultät für Mathematik! - Universität Wien
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4.2. RELATIONEN 55<br />
<strong>der</strong> Tatsache, dass zwei Zahlen aus <strong>der</strong> selben Restklasse modulo p bei Division durch p<br />
denselben Rest aufweisen.<br />
4.2.2. Ordnungsrelationen. Die zweite große Klasse von Relationen, die neben <strong>der</strong><br />
Reflexivität und Tr<strong>an</strong>sitivität die Eigenschaft <strong>der</strong> Antisymmetrie besitzt, dient dazu, Mengen<br />
zu ordnen.<br />
Definition 4.2.14 (Ordnung).<br />
(i) Eine reflexive und tr<strong>an</strong>sitive Relation ≼ (sprich: vor o<strong>der</strong> gleich) auf M heißt<br />
Ordnungsrelation o<strong>der</strong> Halbordnung, falls sie die folgende zusätzliche Eigenschaft<br />
erfüllt:<br />
Antisymmetrie: Die Beziehungen a ≼ b und b ≼ a implizieren schon Gleichheit<br />
a = b. In Symbolen<br />
a ≼ b ∧ b ≼ a ⇒ a = b.<br />
(ii) Gilt <strong>für</strong> zwei Elemente von M we<strong>der</strong> x ≼ y noch y ≼ x, so sagt m<strong>an</strong> x und y<br />
sind nicht vergleichbar (bezüglich ≼). An<strong>der</strong>nfalls nennt m<strong>an</strong> die beiden Elemente<br />
vergleichbar.<br />
(iii) Sind je zwei Elemente von M vergleichbar, gilt also <strong>für</strong> je zwei Elemente x, y ∈ M<br />
wenigstens eine <strong>der</strong> Relationen x ≼ y o<strong>der</strong> y ≼ x, so nennt m<strong>an</strong> die Relation eine<br />
Totalordnung o<strong>der</strong> lineare Ordnung auf M.<br />
(iv) Betrachten wir eine Menge M zusammen mit einer (Total)-Ordnung ≼, so nennen<br />
wir das Paar (M, ≼) (total) geordnete Menge.<br />
Um mit Ordnungsrelationen leichter h<strong>an</strong>tieren zu können, müssen wir einige Schreibweisen<br />
vereinbaren. Gilt x ≼ y, so schreiben wir auch m<strong>an</strong>chmal y ≽ x. Haben wir x ≼ y und<br />
gilt x ≠ y, so kürzen wir ab zu x ≺ y (sprich: x vor y). Analog definieren wir y ≻ x. Gilt<br />
<strong>an</strong><strong>der</strong>erseits x = y o<strong>der</strong> x ≺ y, so schreiben wir x ≼ y.<br />
Beispiel 4.2.15 (Ordnungen).<br />
• Das bek<strong>an</strong>nteste Beispiel <strong>für</strong> eine Ordnungsrelation (eine Totalordnung) ist die Beziehung<br />
≤ auf den reellen ZahlenÊ. Wir nennen die geordnete Menge (Ê, ≤) oftÊ<br />
mit <strong>der</strong> natürlichen Ordnung.<br />
• Sei M die Menge aller Menschen. Wir definieren die Relation ≺ durch A ≺ B,<br />
wenn A ein Vorfahre von B ist. Die entstehende Relation ≼ ist klarerweise reflexiv<br />
und tr<strong>an</strong>sitiv. Die Antisymmetrie folgt aus <strong>der</strong> Tatsache, dass kein Mensch Vorfahre<br />
von sich selbst sein k<strong>an</strong>n. Es gibt aber Paare von Menschen, die nicht mitein<strong>an</strong><strong>der</strong><br />
vergleichbar sind, <strong>für</strong> die also we<strong>der</strong> A ≼ B noch A ≽ B gelten. Die Relation Ist ”<br />
Vorfahre von“ ist also eine Halbordnung auf M.<br />
So wie eine Äquivalenzrelation auf einer Menge M eine Struktur definiert, die wichtige<br />
Folgestrukturen entstehen lässt, erzeugt auch eine Ordnungsrelation auf M Folgebegriffe.<br />
Definition 4.2.16 (Schr<strong>an</strong>ken). Sei (M, ≼) eine geordnete Menge, und sei E ⊆ M eine<br />
Teilmenge.<br />
(i) Gibt es ein β ∈ M mit <strong>der</strong> Eigenschaft<br />
x ≼ β <strong>für</strong> jedes Element x ∈ E,<br />
so nennen wir β eine obere Schr<strong>an</strong>ke von E.<br />
(ii) Untere Schr<strong>an</strong>ken sind <strong>an</strong>alog durch Ersetzen von ≼ durch ≽ definiert.<br />
(iii) Die Teilmenge E heißt nach oben (unten) beschränkt, falls sie eine obere (untere)<br />
Schr<strong>an</strong>ke besitzt. Sie heißt beschränkt, falls sie nach oben und unten beschränkt ist.