Skripten - an der Fakultät für Mathematik! - Universität Wien
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4.2. RELATIONEN 53<br />
Definition 4.2.8 (Äquivalenzklasse). Sei M eine Menge und ∼ eine Äquivalenzrelation<br />
auf M. Wir definieren die Äquivalenzklasse von a ∈ M durch<br />
C a := {b ∈ M | b ∼ a}.<br />
Alternative Bezeichnungen <strong>für</strong> C a sind auch [a] und ā.<br />
Aus <strong>der</strong> Definition sehen wir unmittelbar, dass <strong>für</strong> jedes a ∈ M die Äquivalenzklasse<br />
C a ⊆ M erfüllt. Wegen <strong>der</strong> Reflexivität von ∼ gilt a ∈ C a (Äquivalenzklassen sind also<br />
niemals leer!) und somit ⋃ a∈M C a = M.<br />
Eine zweite wichtige Eigenschaft <strong>der</strong> Äquivalenzklassen wollen wir in <strong>der</strong> nachfolgenden<br />
Proposition fest halten.<br />
Proposition 4.2.9 (Eigenschaften von Äquivalenzklassen). Sei M eine Menge und ∼<br />
eine Äquivalenzrelation auf M. D<strong>an</strong>n sind zwei Äquivalenzklassen C a und C b entwe<strong>der</strong> disjunkt<br />
o<strong>der</strong> gleich. In Symbolen<br />
C a ∩ C b ≠ ∅ ⇔ C a = C b .<br />
Wie in Definition 4.1.16 (vgl. den dieser Definition folgenden Abschnitt) ist in Proposition<br />
4.2.9 eine kleine (zusätzliche) Behauptung versteckt, nämlich dass <strong>für</strong> zwei Mengen C a<br />
und C b die Aussage C a und C b sind entwe<strong>der</strong> disjunkt o<strong>der</strong> gleich gleichbedeutend mit <strong>der</strong><br />
Aussage C a ∩ C b ≠ ∅ ⇔ C a = C b ist. Ehrlich, haben Sie das bemerkt? Gut, und falls Ihnen<br />
diese ”<br />
Mini-Behauptungen“ nicht klar ist, d<strong>an</strong>n ...(Tipp: Wahrheitstabelle)<br />
Beweis. Da es sich um eine Äquivalenz h<strong>an</strong>delt ...<br />
⇐: Ist C a = C b , so ist auch C a ∩ C b = C a ≠ ∅, weil Äquivalenzklassen niemals leer sind.<br />
⇒: Ist umgekehrt C a ∩ C b ≠ ∅. D<strong>an</strong>n existiert ein y ∈ C a ∩ C b , und somit gelten y ∼ a<br />
und y ∼ b. Aus Symmetrie und Tr<strong>an</strong>sitivität folgt a ∼ b. Es bleibt zu zeigen, dass a ∼ b ⇒<br />
C a = C b . Sei dazu x ∈ C a . D<strong>an</strong>n wissen wir x ∼ a und wegen <strong>der</strong> Tr<strong>an</strong>sitivität auch x ∼ b<br />
und damit x ∈ C b . Also gilt C a ⊆ C b . Nachdem wir <strong>an</strong>alog durch Vertauschen von a und<br />
b in obiger Argumentation C b ⊆ C a beweisen können, folgt C a = C b , was wir behauptet<br />
hatten.<br />
□<br />
Wir finden also <strong>für</strong> jede Äquivalenzrelation ∼ auf einer Menge M eine Familie von Teilmengen<br />
von M, die Äquivalenzklassen C a , die<br />
(i) ⋃ a∈M C a = M (M<strong>an</strong> sagt: Die C a überdecken M) und<br />
(ii) C a ∩ C b ≠ ∅ ⇔ C a = C b<br />
erfüllen.<br />
Eine Familie von Teilmengen einer gegebenen Menge M, die die obigen Eigenschaften (i)<br />
und (ii) erfüllt ist ein mathematisch interess<strong>an</strong>tes Objekt — und zwar unabhängig davon,<br />
ob diese Familie aus den Äquivalenzklassen einer Äquivalenzrelation auf M besteht o<strong>der</strong><br />
irgendwelchen Teilmengen von M. Wir definieren daher:<br />
Definition 4.2.10 (Partition). Eine Familie disjunkter Teilmengen einer Menge, die die<br />
gesamte Menge überdecken, nennt m<strong>an</strong> Partition.<br />
Etwas formaler können wir auch schreiben: Eine Familie U i , i ∈ I (I bezeichnet hier<br />
eine beliebige Indexmenge) von Teilmengen einer Menge M heißt Partition von M, falls die<br />
folgenden beiden Eigenschaften gelten:<br />
(i) U i ∩ U j ≠ ∅ ⇔ U i = U j<br />
(ii) ⋃ i∈I U i = M.