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Skripten - an der Fakultät für Mathematik! - Universität Wien

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6.5. DIE KOMPLEXEN ZAHLEN 121<br />

• Sind wie<strong>der</strong> s, t ∈ S. D<strong>an</strong>n folgt <strong>für</strong> s ≥ 0 und t ≥ 0, dass<br />

Ìs ·Ìt = {s ′ t ′ | s ′ ∈Ìs, t ′ ∈Ìt} = {s ′ t ′ | s ′ > s ∧ t ′ > t} =<br />

= {s ′ t ′ | s ′ t ′ > st} =Ìst = f(st).<br />

Falls s < 0 ist und t ≥ 0 gilt, ist st = −((−s)t) und aus dem bereits Bewiesenen<br />

folgt<br />

f(st) = f(−((−s)t)) = −f((−s)t) = −(f(−s)f(t)) = −(−(f(s))f(t)) = f(s)f(t).<br />

Der letzte Fall s < 0, t < 0 ist einfacher:<br />

f(st) = f((−s)(−t)) = f(−s)f(−t) = (−f(s))(−f(t)) = f(s)f(t).<br />

• Zuletzt sei wie<strong>der</strong> s ∈ S mit s > 0.<br />

f(s) −1 =Ì−1<br />

s = {s ′ ∈É|∀t ∈Ìs : s ′ > 1 t<br />

∧ ∀t ′ ∈É:(t ′ = infÌs ⇒ s ′ ≠ 1 t ′ )} =<br />

= {s ′ ∈É|s ′ > 1 s } =Ìs −1 = f(s−1 ).<br />

Ist hingegen s < 0, d<strong>an</strong>n erhalten wir<br />

f(s −1 ) = f(−((−s) −1 )) = −f((−s) −1 ) = −(f(−s) −1 ) = (−f(−s)) −1 = f(s) −1 .<br />

Daher ist f ein Körperisomorphismus, und tatsächlich sind S und R isomorph. □<br />

Ab nun bezeichnen wir den bis auf Isomorphie eindeutig bestimmten ordnungsvollständigen<br />

geordneten Körper R mitÊund nennen ihn die Menge <strong>der</strong> reellen Zahlen.<br />

6.5. Die komplexen Zahlen<br />

Kommen wir nun zu einer Zahlenmenge, die in <strong>der</strong> Schule oft vernachlässigt wird, und<br />

die darüber hinaus einige philosophische Fragen aufzuwerfen scheint.<br />

Wir erinnern uns, dass die Geschichte <strong>der</strong> Algebra mit Büchern begonnen hat, in denen<br />

unter <strong>an</strong><strong>der</strong>em die Lösung linearer und quadratischer Gleichungen beschrieben wurde. Begonnen<br />

hat das in einer Zeit als nur die positiven rationalen Zahlen bek<strong>an</strong>nt waren. Bereits<br />

die Lösung <strong>der</strong> quadratischen Gleichung<br />

x 2 = 0 (6.14)<br />

bereitet da Schwierigkeiten. Gegen Ende 14. Jahrhun<strong>der</strong>ts setzte sich in Europa die 0 als<br />

eigenständige Zahl durch, doch die alte Welt musste ein weiteres Jahrhun<strong>der</strong>t warten bis<br />

auch die negativen Zahlen akzeptiert waren. Von diesem Zeitpunkt <strong>an</strong> war Gleichung (6.14)<br />

lösbar, ebenso wie etwa<br />

x 2 + 3x + 2 = 0. (6.15)<br />

Die Tatsache, dass die rationalen Zahlen nicht genügen, ist seit Hippasos von Metapont<br />

(5. Jahrhun<strong>der</strong>t v.Chr.) bek<strong>an</strong>nt, <strong>der</strong> die Irrationalität von √ 2 als Diagonallänge des Einheitsquadrates<br />

erk<strong>an</strong>nte. (Da<strong>für</strong> wurde er übrigens, sagt die Geschichte, von einer Gruppe<br />

Pythagoreer im Meer ertränkt). Die Polynomgleichung<br />

x 2 = 2, (6.16)<br />

die aus dem Satz von Pythagoras folgt, ist also — wie wir in Theorem 3.2.4 bewiesen haben<br />

— in den rationalen Zahlen nicht lösbar.<br />

Daher wurde in <strong>der</strong> <strong>Mathematik</strong> schon früh auf die reellen Zahlen zurückgegriffen, allerdings<br />

ohne eine wirkliche Definition als Zahlenmenge <strong>an</strong>zugeben. Das haben erst C<strong>an</strong>tor<br />

und Dedekind im Jahre 1871 auf äquivalente aber unterschiedliche Weise get<strong>an</strong>.<br />

Ist nun aber jede quadratische Gleichung lösbar? Die Antwort ist, wie wir alle wissen,<br />

nein. Die Gleichung<br />

x 2 + 1 = 0 (6.17)

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