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Skripten - an der Fakultät für Mathematik! - Universität Wien

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36 3. LOGIK<br />

Hier bedeutet trivial ein o<strong>der</strong> mehrere ausgezeichnete Objekte, die nach Definition immer<br />

existieren aber meist uninteress<strong>an</strong>t sind.<br />

Wollen wir einen Satz beweisen, so müssen wir sicher stellen, dass seine Aussage wahr<br />

ist. Die Wahrheitstabelle gibt uns dazu zwei Möglichkeiten (vgl. auch Abschnitt 2.1).<br />

(1) Wir können <strong>an</strong>nehmen, dass die Voraussetzungen (dies sind selbst Aussagen) gelten,<br />

dass also p wahr ist, und zeigen, dass d<strong>an</strong>n das Resultat (die Aussage q) ebenfalls<br />

wahr ist. Beweise dieser Art heißen direkte Beweise.<br />

(2) Alternativ können wir <strong>an</strong>nehmen, dass das Resultat (q) falsch ist und d<strong>an</strong>n daraus<br />

folgern, dass die Voraussetzungen (die Aussage p) ebenfalls falsch sind bzw. einen<br />

Wi<strong>der</strong>spruch zu diesen herleiten (vgl. Abschnitt 2.1). Beweise dieser Art nennt m<strong>an</strong><br />

indirekte Beweise. Dieses Beweisprinzip funktioniert, da die Aussage des Satzes<br />

bei falschem q nur d<strong>an</strong>n wahr ist, wenn auch p falsch ist. Ist jedoch q wahr, so k<strong>an</strong>n<br />

p beliebig sein.<br />

Nachdem schon einige direkte Beweise (z.B. Induktionsbeweise) vorgekommen sind, betrachten<br />

wir hier nun ein weiteres — m<strong>an</strong> könnte sagen ”<br />

klassisches“ — Beispiel eines indirekten<br />

Beweises und zeigen die Irrationalität von √ 2.<br />

Theorem 3.2.4. Die Zahl √ 2 ist irrational.<br />

Beweis. Die Aussage des Satzes als Implikation aufgeschrieben lautet:<br />

Ist q eine rationale Zahl, so gilt q ≠ √ 2.<br />

Wir führen einen indirekten Beweis. Davor schreiben wir noch einmal alle Voraussetzungen<br />

<strong>an</strong>, die wir verwenden wollen.<br />

Für jede rationale Zahl q gibt es teilerfremde g<strong>an</strong>ze Zahlen m und n ≠ 0 mit q = m n , und<br />

jede Bruchzahl ist rational. Daher ist q inÉgleichbedeutend damit, dass q als Bruch zweier<br />

teilerfrem<strong>der</strong> g<strong>an</strong>zer Zahlen mit nicht verschwindendem Nenner darstellbar ist.<br />

Wir können die Aussage des Satzes also auch folgen<strong>der</strong>maßen formulieren: Sind m und<br />

n ≠ 0 zwei teilerfremde g<strong>an</strong>ze Zahlen, so gilt m n ≠ √ 2.<br />

Für den indirekten Beweis müssen wir das Resultat verneinen, also nehmen wir <strong>an</strong>, dass<br />

m<br />

n = √ 2. Daraus reicht es zu folgern, dass es solche m und n nicht gibt.<br />

Beweisen wir dies. Sei<br />

m<br />

n = √ 2<br />

m 2<br />

n 2 = 2<br />

m 2 = 2n 2 .<br />

Dies bedeutet aber, dass m 2 gerade ist, und da das Quadrat einer ungeraden Zahl ungerade<br />

ist, muss folglich m selbst gerade sein. Damit können wir m aber schreiben als m = 2k und<br />

einsetzen,<br />

(2k) 2 = 2n 2<br />

4k 2 = 2n 2<br />

2k 2 = n 2 .<br />

Wir sehen, dass auch n 2 und damit n gerade ist. Nachdem wir jetzt bewiesen haben, dass n<br />

und m beide gerade sind, können sie nicht länger teilerfremd sein (sie sind als gerade Zahlen<br />

beide durch 2 teilbar). Dies wi<strong>der</strong>legt unsere Voraussetzung, und <strong>der</strong> indirekte Beweis ist<br />

geglückt.<br />

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