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Skripten - an der Fakultät für Mathematik! - Universität Wien

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52 4. MENGENLEHRE<br />

Ist R eine Relation auf M × N und gilt M = N, so sprechen wir von einer Relation auf<br />

M. Im Folgenden befassen wir uns (fast) ausschließlich mit diesem Fall.<br />

Beispiel 4.2.3 (Relationen). Die Beziehungen aus Beispiel 4.2.1 sind natürlich Relationen<br />

auf <strong>der</strong> Menge M <strong>der</strong> HörerInnen im Hörsaal. Haben wir etwa ein Geschwisterpaar S<br />

und B im Hörsaal, so müssen wir in unsere Relation V <strong>für</strong> ”<br />

verw<strong>an</strong>dt“ die beiden Paare<br />

(S, B) und (B, S) aufnehmen. Ist S weiblich und B männlich, so darf in <strong>der</strong> ”<br />

Bru<strong>der</strong>“-<br />

Relation R nur das Paar (B, S) vorkommen (es gilt ja ”<br />

B ist Bru<strong>der</strong> von S“ aber nicht ”<br />

S<br />

ist Bru<strong>der</strong> von B“).<br />

Zwei wichtige Hauptgruppen von Relationen wollen wir in den folgenden Abschnitten<br />

untersuchen. Zuvor definieren wir jedoch noch zwei Eigenschaft <strong>für</strong> Relationen, die in beiden<br />

Abschnitten wichtig sein werden.<br />

Definition 4.2.4 (Tr<strong>an</strong>sitivität, Reflexivität). Sei R eine Relation auf einer Menge M.<br />

(i) R heißt tr<strong>an</strong>sitiv, wenn <strong>für</strong> alle a, b, c ∈ M gilt, dass<br />

a R b ∧ bRc ⇒ a R c.<br />

(ii) R heißt reflexiv, wenn <strong>für</strong> alle a ∈ M gilt, dass a R a.<br />

Beispiel 4.2.5 (Tr<strong>an</strong>sitivität, Reflexivität). Kehren wir noch einmal — aber nicht zum<br />

letzten Mal — zu den Relationen aus Beispiel 4.2.1 zurück. Nicht alle sind tr<strong>an</strong>sitiv, denn<br />

wenn A mit B und B mit C verw<strong>an</strong>dt sind, so ist noch l<strong>an</strong>ge nicht A mit C verw<strong>an</strong>dt.<br />

An<strong>der</strong>es gilt <strong>für</strong> Brü<strong>der</strong>. Ist A Bru<strong>der</strong> von B und B Bru<strong>der</strong> von C, so ist auch A Bru<strong>der</strong><br />

von C. Auch das Wohnen im gleichen Bezirk ist eine tr<strong>an</strong>sitive Relation.<br />

M<strong>an</strong> könnte sagen, die Verw<strong>an</strong>dtschaftsrelation ist reflexiv, wenn m<strong>an</strong> festlegt, dass je<strong>der</strong><br />

Mensch mit sich selbst verw<strong>an</strong>dt ist. Die Bru<strong>der</strong>beziehung ist jedoch nicht reflexiv.<br />

Auch ohne weitere Definition ist ”<br />

wohnt im selben Bezirk wie“ eine reflexive Relation.<br />

4.2.1. Äquivalenzrelationen. In diesem Abschnitt befassen wir uns mit einer speziellen<br />

Klasse von Relationen, nämlich jenen die zusätzlich zu den beiden oben definierten<br />

Eigenschaften <strong>der</strong> Reflexivität und Tr<strong>an</strong>sitivität die Eigenschaft <strong>der</strong> Symmetrie besitzen.<br />

Formal definieren wir:<br />

Definition 4.2.6 (Äquivalenzrelation). Eine reflexive und tr<strong>an</strong>sitive Relation ∼ auf einer<br />

Menge M heißt Äquivalenzrelation, falls sie folgende weitere Eigenschaft erfüllt:<br />

Symmetrie: ∀x, y ∈ M : (x ∼ y ⇒ y ∼ x).<br />

Gilt x ∼ y, so nennen wir x und y äquivalent.<br />

Beispiel 4.2.7 (Äquivalenzrelationen). Wenn wir ein weiteres Mal die Relationen aus<br />

Beispiel 4.2.1 bemühen, so erkennen wir schnell, dass wohnt im selben Bezirk wie“ eine<br />

”<br />

Äquivalenzrelation ist. Die Symmetrie ist erfüllt, denn wenn A und B im selben Bezirk<br />

wohnen, wohnen auch B und A im selben Bezirk.<br />

Die zweite Relation ist Bru<strong>der</strong> von“ ist keine Äquivalenzrelation, da we<strong>der</strong> Reflexivität<br />

”<br />

noch Symmetrie gelten.<br />

Ist verw<strong>an</strong>dt mit“ ist zwar symmetrisch, aber da die Tr<strong>an</strong>sitivität falsch ist, ist es keine<br />

”<br />

Äquivalenzrelation.<br />

Ist eine Äquivalenzrelation ∼ auf einer Menge definiert, so können wir die Relation da<strong>für</strong><br />

verwenden, mitein<strong>an</strong><strong>der</strong> äquivalente Elemente von M in Gruppen zusammenzufassen. Dieses<br />

Prinzip ist wohlbek<strong>an</strong>nt, denn in Telefonbüchern werden etwa jene Ärzte in eine Gruppe<br />

zusammengefasst, die im selben Bezirk praktizieren.

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