Skripten - an der Fakultät für Mathematik! - Universität Wien
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6.5. DIE KOMPLEXEN ZAHLEN 125<br />
Das Multiplizieren komplexer Zahlen ist in <strong>der</strong> Polardarstellung beson<strong>der</strong>s einfach. Es<br />
gilt nämlich<br />
z 1 z 2 = r 1 r 2<br />
(<br />
ϕ1 + ϕ 2 ) + i sin(ϕ 1 + ϕ 2 ) ) ,<br />
wobei r i bzw. ϕ i <strong>der</strong> zu z i (i = 1, 2) gehörige Radius bzw. Winkel ist. Es werden also die<br />
Radien multipliziert und die Winkel addiert. Das Inverse von z ≠ 0 ist ebenfalls sehr einfach<br />
zu bestimmen; es gilt z −1 = 1 (cos(−ϕ) + i sin(−ϕ)).<br />
r<br />
In <strong>der</strong> cartesischen Darstellung ist die Division ein wenig mühsamer:<br />
a 1 + ib 2<br />
= (a 1 + ib 1 )(a 2 − ib 2 )<br />
a 2 + ib 2 (a 2 + ib 2 )(a 2 − ib 2 ) = a 1a 2 + b 1 b 2 + i(a 2 b 1 − a 1 b 2 )<br />
= a 1a 2 + b 1 b 2<br />
a 2 2 + b 2 2<br />
a 2 2 + b 2 2<br />
+ i a 2b 1 − a 1 b 2<br />
.<br />
a 2 2 + b 2 2<br />
In diesem Fall haben wir den Bruch oben und unten mit <strong>der</strong>selben komplexen Zahl multipliziert,<br />
nämlich a 2 − ib 2 . Diese verdient eine beson<strong>der</strong>e Hervorhebung.<br />
Definition 6.5.6 (Konjugiert komplexe Zahl). Sei z = x + iy ∈Wir definieren die zu<br />
z konjugiert komplexen Zahl als<br />
z := x − iy.<br />
Wie wir im Nenner obiger Rechnung sehen können, in dem das Quadrat des Betrags von<br />
a 2 + ib 2 auftaucht, gilt <strong>für</strong> jede komplexe Zahl z<br />
und außerdem<br />
zz = |z| 2 ,<br />
z = z,<br />
z 1 + z 2 = z 1 + z 2 ,<br />
z 1 z 2 = z 1 z 2 .<br />
Wir wollen nun untersuchen, ob es uns gelingt, die Ordnungsrelation vonÊaufauszudehnen,<br />
sodass wie<strong>der</strong> O1 und O2 gelten. Folgendes (zunächst) erstaunliche Resultat kommt<br />
dabei zu Tage.<br />
Theorem 6.5.7. Es gibt keine Ordnungsrelation auf, mit <strong>der</strong> (, +, ·) ein geordneter<br />
Körper wird.<br />
Beweis. Angenommen, es gäbe eine Ordnungsrelation ≤, die alle notwendigen Eigenschaften<br />
aufweist. D<strong>an</strong>n gilt jedenfalls −1 < 0 < 1 wegen Proposition 6.3.2.(2) und (5).<br />
Wegen i ≠ 0 folgt aber wie<strong>der</strong> wegen Proposition 6.3.2.(5), dass −1 = i 2 > 0, ein<br />
Wi<strong>der</strong>spruch. Daher existiert keine solche Ordnungsrelation.<br />
□<br />
Nun aber zurück zu den Polynomen. Für ein beliebiges quadratisches Polynom mit komplexen<br />
Koeffizienten α i können wir jetzt jedenfalls die Nullstellen ausrechnen. Sei nämlich<br />
p(z) = α 2 z 2 + α 1 z + α 0 ,<br />
d<strong>an</strong>n k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> alle Nullstellen von p mit Hilfe <strong>der</strong> wohlbek<strong>an</strong>nten Formel<br />
berechnen.<br />
Beispiel 6.5.8. Sei das Polynom<br />
z 1,2 = −α 1 ± √ α 2 1 − 4α 2 α 0<br />
2α 2<br />
z 2 − (3 − 8i)z − 13 − 11i