Skripten - an der Fakultät für Mathematik! - Universität Wien
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6.6. DIE QUATERNIONENÀ 127<br />
Beweis. Der Beweis dieses Satzes würde das Lehrziel dieses Skriptums sprengen, und<br />
daher lassen wir ihn aus. Übrigens gibt es viele — über 100 — verschiedenen Beweise <strong>für</strong><br />
diesen Satz. In jedem guten Buch über Funktionentheorie (komplexe Analysis) ist einer zu<br />
finden; siehe etwa [Remmert, Schumacher 2001].<br />
□<br />
Es lässt sich sogar noch ein klein wenig mehr sagen, denn wenn m<strong>an</strong> eine Nullstelle<br />
eines Polynoms gefunden hat, d<strong>an</strong>n k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> mit Hilfe <strong>der</strong> Polynomdivision folgenden Satz<br />
beweisen:<br />
Theorem 6.5.10. Sei p ein komplexes Polynom n–ten Grades und α eine Nullstelle von<br />
p. D<strong>an</strong>n gibt es ein Polynom q vom Grad n − 1, und es gilt<br />
p(z) = q(z)(z − α).<br />
M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n also den Linearfaktor z − α abspalten.<br />
Beweis. Ebenfalls in guten Funktionentheorie-Büchern nachzulesen.<br />
Fasst m<strong>an</strong> die beiden Theoreme 6.5.9 und 6.5.10 zusammen, d<strong>an</strong>n k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> die wichtige<br />
Folgerung über Polynome und ihre Nullstellen beweisen:<br />
Korollar 6.5.11. Sei p ein komplexes Polynom vom Grad n. D<strong>an</strong>n existieren genau n<br />
Linearfaktoren z − α i mit i = 1, . . .,n, sodass<br />
n∏<br />
p(z) = (z − α i ).<br />
Das Polynom zerfällt also überin genau n Linearfaktoren.<br />
i=1<br />
Beweis. Nach dem Fundamentalsatz <strong>der</strong> Algebra hat p eine Nullstelle, die m<strong>an</strong> nach<br />
Theorem 6.5.10 abspalten k<strong>an</strong>n. übrig bleibt ein Polynom q, dessen Grad um 1 kleiner ist<br />
als <strong>der</strong> von p. Auf q k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> wie<strong>der</strong> den Fundamentalsatz <strong>an</strong>wenden, usw. Das Korollar<br />
folgt mittels vollständiger Induktion.<br />
□<br />
Das ist sehr praktisch, doch lei<strong>der</strong> gibt es keine Möglichkeit, <strong>für</strong> allgemeine Polynome<br />
hohen Grades diese Linearfaktoren (d.h. die Nullstellen) zu bestimmen. Nils Henrik Abel<br />
(1802–1829) hat nämlich im Jahr 1824 den folgenden Satz bewiesen:<br />
Theorem 6.5.12 (Abel). Für jedes n ≥ 5 existiert ein Polynom p mit rationalen Koeffizienten<br />
vom Grad n, das eine reelle Nullstelle r besitzt mit <strong>der</strong> Eigenschaft, dass r nicht geschrieben<br />
werden k<strong>an</strong>n als algebraischer Ausdruck, <strong>der</strong> rationale Zahlen, Additionen, Subtraktionen,<br />
Multiplikationen, Divisionen und k–te Wurzeln enthält. An<strong>der</strong>s ausgedrückt existiert<br />
keine Formel und damit kein endlicher algebraischer Algorithmus, <strong>der</strong> aus den Koeffizienten<br />
eines Polynoms vom Grad n ≥ 5 die Nullstellen berechnet.<br />
Beweis. Der Beweis dieses Satzes gehört in die höhere Algebra und k<strong>an</strong>n unter dem<br />
Kapitel Galoistheorie z.B. in [Scheja, Storch 1988] nachgelesen werden.<br />
□<br />
6.6. Die QuaternionenÀ<br />
Eine letzte interess<strong>an</strong>te Frage k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> noch über Zahlenmengen stellen, die sich direkt<br />
aus <strong>der</strong> Definition vonals Körperstruktur aufÊ×Êergibt. K<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> z.B. aufÊ×Ê×Ê=Ê3<br />
auch eine Körperstruktur einführen?<br />
Die Suche nach <strong>der</strong> Antwort auf diese Frage hat auch den <strong>Mathematik</strong>er Sir William<br />
Row<strong>an</strong> Hamilton (1805–1865), einen <strong>der</strong> bedeutendsten Wissenschafter seiner Epoche beschäftigt,<br />
und im Jahr 1843 präsentierte er schließlich die Arbeit ”<br />
On a new Species of<br />
Imaginary Qu<strong>an</strong>tities connected with a theory of Quaternions“ bei einem Treffen <strong>der</strong> Royal<br />
Irish Academy.<br />
□