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Skripten - an der Fakultät für Mathematik! - Universität Wien

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6.4. DIE REELLEN ZAHLENÊ 117<br />

Wir definieren r ′ := q − r und wissen r ′ < y, also y − r ′ > 0. Weil S ein Schnitt ist,<br />

bedeutet das s := y −r ′ + q ∈ S. Setzen wir nun zusammen, so haben wir −r ∈ −S<br />

und s ∈ S mit<br />

−r + s = −r + y − r ′ + q = −r + y − q + r + q = y.<br />

Das impliziert y ∈ S + (−S) und daher ist 0 = S + (−S).<br />

Die Verträglichkeit von + und ≤, also O1 beweisen wir als nächstes (siehe Definition<br />

6.3.1).<br />

Proposition 6.4.19. Für je drei Elemente S, T und U von R gilt<br />

S ≤ T =⇒ S + U ≤ T + U.<br />

Beweis. Seien drei Schnitte S, T und U gegeben mit S ≤ T. Sei y ∈ T + U. D<strong>an</strong>n<br />

existieren t ∈ T und u ∈ U mit y = t + u. Weil s ≤ T gilt, wissen wir S ⊇ T und damit<br />

t ∈ S. Daher ist t + u = y auch in S + U, was wie<strong>der</strong>um S + U ≤ T + U bestätigt. □<br />

Ein Schnitt S heißt positiv, falls S > 0 gilt. Er heißt nichtnegativ, falls S ≥ 0 erfüllt<br />

ist. Analog führen wir die Bezeichnungen negativ und nichtpositiv ein. Für einen negativen<br />

Schnitt S ist −S positiv. Das folgt aus <strong>der</strong> Verträglichkeit von + und ≤ in Proposition 6.4.19.<br />

Es fehlt zum Körper die zweite Operation.<br />

Definition 6.4.20. Wir definieren die Abbildung · : R × R →ÈÉwie folgt: Für zwei<br />

nichtnegative Schnitte S und T sei<br />

S · T := {st | s ∈ S ∧ t ∈ T }.<br />

Darüber hinaus erklären wir<br />

⎧<br />

⎪⎨ −((−S) · T) falls S < 0 und T ≥ 0<br />

S · T := −(S · (−T)) falls S ≥ 0 und T < 0<br />

⎪⎩<br />

(−S) · (−T) falls S < 0 und T < 0.<br />

Wegen <strong>der</strong> Bemerkungen vor <strong>der</strong> Definition ist die Abbildung · wohldefiniert.<br />

Proposition 6.4.21. Die Abbildung · ist eine Verknüpfung auf R. Es gilt (R, +, ·) ist<br />

ein Körper.<br />

Beweis. Zuerst müssen wir beweisen, dass <strong>für</strong> nichtnegative Schnitte S und T die Menge<br />

S · T wie<strong>der</strong> ein Schnitt ist. Es existiert s ∈ S und t ∈ T, daher ist st ∈ S · T, welches somit<br />

nichtleer ist.<br />

Weil S und T nichtnegativ sind, folgt 0 ⊇ S und 0 ⊇ T, und daher ist 0 ∈Éuntere<br />

Schr<strong>an</strong>ke von S und T. Wir erhalten ∀s ∈ S : 0 ≤ s und ∀t ∈ T : 0 ≤ t. Wegen Proposition<br />

6.3.2.(3) gilt ∀s ∈ S : ∀t ∈ T : 0 ≤ st, und daher ist S · T nach unten beschränkt.<br />

Sei q ∈É\(S · T). Ist s ∈ S beliebig, d<strong>an</strong>n gilt ∀t ∈ T : st ≠ q, und daher haben wir<br />

wegen s > 0 auch ∀t ∈ T : t ≠ q/s. Das wie<strong>der</strong>um bedingt, dass q/s ∈É\T liegt, weshalb<br />

∀t ∈ T : t ≥ q/s. Umgeformt bedeutet das ∀t ∈ T : ts ≥ q, was S1 impliziert.<br />

Für y ∈ S · T existieren s ∈ S und t ∈ T mit y = st. Ferner gibt es s ′ ∈ S mit s ′ < s<br />

und t ′ ∈ T mit t ′ < t. Weil alle Zahlen s, s ′ , t, t ′ größer Null sind, folgt aus Proposition 6.3.2<br />

s ′ t ′ < st, woraus S2 folgt.<br />

Für nichtnegative Schnitte ist das Produkt also wie<strong>der</strong> ein Schnitt. In den <strong>an</strong><strong>der</strong>en Fällen<br />

wird die Definition auf ein Produkt nichtnegativer Schnitte zurückgeführt, und daher ist ·<br />

tatsächlich eine Verknüpfung auf R.<br />

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