Skripten - an der Fakultät für Mathematik! - Universität Wien
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120 6. ZAHLENMENGEN<br />
Schließlich gilt S2, weil <strong>für</strong> beliebiges s ∈ S wie<strong>der</strong> ein T ∈ E existiert mit s ∈ T. Da T<br />
ein Schnitt ist, gibt es ein s ′ ∈ T, sodass s ′ < s gilt. Nun ist aber s ′ in <strong>der</strong> Vereinigung aller<br />
T, also s ′ ∈ S.<br />
Wir beschließen den Beweis mit <strong>der</strong> Behauptung, dass S = inf E gilt. Offensichtlich ist<br />
S untere Schr<strong>an</strong>ke von E, da S ⊇ T <strong>für</strong> alle T ∈ E erfüllt ist. Sei nun U ∈ R ein Schnitt<br />
mit U > S. D<strong>an</strong>n ist S U, und daher existiert ein s ∈ S mit s /∈ U. Nun muss es aber ein<br />
T ∈ E geben mit s ∈ T, woraus folgt, dass U T gilt, also ist U keine untere Schr<strong>an</strong>ke von<br />
E. Daher stimmt tatsächlich S = inf E und R ist ordnungsvollständig. □<br />
Lemma 6.4.24. Sei (S, +, ·, ≤) ein ordnungsvollständiger geordneter Körper mit geordnetem<br />
UnterkörperÉ. D<strong>an</strong>n ist jedes Element b ∈ S das Infimum <strong>der</strong> Menge<br />
Ìb := {s ∈É:b b. Aus Proposition 6.4.5, <strong>für</strong> <strong>der</strong>en Beweis<br />
wir nur die Eigenschaften geordneter Körper und Ordnungsvollständigkeit verwendet haben,<br />
folgt, dass es ein q ∈Égibt mit b < q < b ′ . D<strong>an</strong>n ist aber q ∈Ìb, und daher ist b ′ keine<br />
untere Schr<strong>an</strong>ke vonÌb. Das ist ein Wi<strong>der</strong>spruch, also ist b ′ = b.<br />
□<br />
Proposition 6.4.25. Sei (S, +, ·, ≤) ein weiterer ordnungsvollständiger geordneter Körper,<br />
<strong>der</strong>Éals geordneten Unterkörper enthält, d<strong>an</strong>n sind S und R isomorph.<br />
Beweis. Die Abbildung f : S → R gegeben durch f : s ↦→Ìs ist ein monotoner<br />
Körperisomorphismus.<br />
Zunächst ist f wohldefiniert, denn jedesÌs ist ein Schnitt vonÉ: DassÌs nichtleer<br />
ist, folgt aus <strong>der</strong> Unbeschränktheit vonÉin S. Weil s eine untere Schr<strong>an</strong>ke vonÌs ist,<br />
existiert auch eine rationale Zahl ˜s < s, die untere Schr<strong>an</strong>ke vonÌs ist. Gilt q ∈É\Ìs,<br />
d<strong>an</strong>n muss q ≤ s sein wegen <strong>der</strong> Definition vonÌs. Daher ist q ebenfalls untere Schr<strong>an</strong>ke<br />
vonÌs, was S1 beweist. Ist schließlich r ∈Ìs eine rationale Zahl, d<strong>an</strong>n können wir wie<strong>der</strong><br />
Proposition 6.4.5 verwenden, um eine rationale Zahl r ′ zu erhalten, mit s < r ′ < r, also<br />
r ′ ∈Ìs, gleichbedeutend mit <strong>der</strong> Gültigkeit von S2.<br />
Zuerst zeigen wir die Injektivität von f. Seien s ≠ s ′ zwei Elemente von S. O.B.d.A.<br />
ist s > s ′ . D<strong>an</strong>n giltÌs Ìs ′, weil es eine rationale Zahl zwischen s und s′ gibt (wie<strong>der</strong><br />
Proposition 6.4.5). Daher ist f(s) ≠ f(s ′ ).<br />
Die Abbildung f ist surjektiv. Ist T ein beliebiger Schnitt vonÉ, d<strong>an</strong>n ist T ⊆ S nichtleer<br />
und nach unten beschränkt, besitzt also ein Infimum s ∈ S. Sei t ∈ T, d<strong>an</strong>n gilt t > s, weil<br />
wegen <strong>der</strong> Schnitteigenschaft S2 die Menge T ihr Infimum nicht enthält. Daher ist t ∈Ìs. Sei<br />
umgekehrt t ∈Ìs und damit t > s. Ist t /∈ T, d<strong>an</strong>n folgt aus <strong>der</strong> Schnitteigenschaft S1, dass<br />
∀t ′ ∈ T : t ≤ t ′ , also ist t eine untere Schr<strong>an</strong>ke von T mit t > s, was <strong>der</strong> Infimumseigenschaft<br />
von s wi<strong>der</strong>spricht. Darum gilt T =Ìs = f(s).<br />
Es bleibt zu zeigen, dass f ein Körperhomomorphismus ist.<br />
• Seien s, t ∈ S. D<strong>an</strong>n ist f(s) + f(t) =Ìs +Ìt. Es gilt<br />
Ìs +Ìt = {s ′ + t ′ | s ′ ∈Ìs, t ′ ∈Ìt} = {s ′ + t ′ | s ′ > s ∧ t ′ > t} =<br />
• Für s ∈ S folgt<br />
= {s ′ + t ′ | s ′ + t ′ > s + t} =Ìs+t = f(s + t).<br />
−f(s) = −Ìs = {s ′ ∈É|∀t ∈Ìs : s ′ > −t ∧ ∀t ′ ∈É:(t ′ = infÌs ⇒ s ′ ≠ −t ′ )} =<br />
= {s ′ ∈É|s ′ > −s} =Ì−s = f(−s).