Skripten - an der Fakultät für Mathematik! - Universität Wien
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80 5. GRUNDLEGENDE ALGEBRA<br />
Die Eigenschaften (G1) bis (G3) nennt m<strong>an</strong> auch oft die Gruppenaxiome. Sie besagen —<br />
<strong>an</strong><strong>der</strong>s ausgedrückt — dass eine Gruppe ein Monoid mit <strong>der</strong> zusätzlichen Eigenschaft ist,<br />
dass jedes g ∈ G ein Inverses besitzt; siehe dazu auch Abbildung 5.2.<br />
Gruppen werden in weiten Teilen <strong>der</strong> <strong>Mathematik</strong> benötigt. Sie beschreiben nicht nur<br />
Bewegungen son<strong>der</strong>n auch Symmetrien. Sie spielen ihre Rolle bei <strong>der</strong> Untersuchung von Differentialgleichungen<br />
genauso wie bei <strong>der</strong> Lösung von Optimierungsaufgaben o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Lösung<br />
kombinatorischer Probleme. Zweifellos gehören Gruppen zu den zentralen Begriffen <strong>der</strong> <strong>Mathematik</strong>.<br />
Auch im nächsten Abschnitt und in <strong>der</strong> linearen Algebra werden Gruppen gebraucht<br />
werden. Es ist also unerlässlich, diesen Begriff sorgfältig mit Fleisch (also mit Beispielen) zu<br />
füllen.<br />
Beispiel 5.2.19 (Gruppen).<br />
(i) Aus unserer Beispielliste bilden die g<strong>an</strong>zen Zahlen (, +) und die reellen Zahlen<br />
(Ê, +) eine abelsche Gruppe, so wie auch (Ê\{0}, ·). Das selbe gilt <strong>für</strong> die Tr<strong>an</strong>slationen<br />
und (M 2 (Ê), +)<br />
(ii) Nicht kommutative Gruppen sind die Drehungen und die invertierbaren Matrizen in<br />
(M 2 (Ê), ·).<br />
(iii) Die einelementige Menge M = {e} ist eine abelsche Gruppe mit <strong>der</strong> einzig möglichen<br />
Verknüpfung e ◦ e = e, sie heißt Permutationsgruppe von einem Element S 1 o<strong>der</strong><br />
triviale Gruppe.<br />
Wir wollen nun zeigen, dass Definition 5.2.18 teilweise redund<strong>an</strong>t ist. Tatsächlich genügt<br />
es, folgende Abschwächung <strong>der</strong> Gruppenaxiome zu for<strong>der</strong>n.<br />
Proposition 5.2.20. Sei (G, ◦) ein Gruppoid. Sind folgende Eigenschaften erfüllt, d<strong>an</strong>n<br />
ist G eine Gruppe.<br />
(G1) Assoziativgesetz:<br />
(G2’) Linkseinselement:<br />
(G3’) Linksinverse:<br />
Gilt außerdem noch<br />
(G4) Kommutativgesetz:<br />
d<strong>an</strong>n ist G eine abelsche Gruppe.<br />
∀g, h, k ∈ G : (g ◦ h) ◦ k = g ◦ (h ◦ k),<br />
∃e ∈ G : ∀g ∈ G : e ◦ g = g,<br />
∀g ∈ G : ∃g −1 ∈ G : g −1 ◦ g = e.<br />
∀g, h ∈ G : g ◦ h = h ◦ g,<br />
Beweis. Wir haben nicht alles vorausgesetzt, was wir vorher von einer Gruppe verl<strong>an</strong>gt<br />
hatten. Eigenschaft G1, das Assoziativgesetz macht (G, ◦) zu einer Halbgruppe, doch wir haben<br />
nur Linkseinselement und Linksinverse vorausgesetzt. Wir müssen also zeigen, dass das<br />
Linkseinselement auch Rechtseinselement ist und dass alle Linksinversen auch Rechtsinverse<br />
sind.