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Skripten - an der Fakultät für Mathematik! - Universität Wien

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6.6. DIE QUATERNIONENÀ 129<br />

Interess<strong>an</strong>t ist vielleicht noch eine weitere Darstellung <strong>der</strong> Quaternionen als Paar (a, A)<br />

mit eine reellen Zahl a und einem Vektor A ∈Ê3 . In diesem Fall lassen sich die Operationen<br />

hinschreiben als<br />

(a, A) + (b, B) = (a + b, A + B)<br />

(a, A)(b, B) = (ab − AB, aB + Ab + A × B),<br />

also fast so wie die Operationen in, bis auf den Term A × B in <strong>der</strong> Definition <strong>der</strong> Multiplikation.<br />

An dieser Definition k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> auch schon erahnen, dass Quaternionen etwas mit<br />

Drehungen zu tun haben.<br />

Die Frage, die sich die <strong>Mathematik</strong>er jetzt stellten war, ob niem<strong>an</strong>d klug genug war, die<br />

richtige Definition einer Multiplikation zu finden, o<strong>der</strong> ob die Schwierigkeiten einen mathematischen<br />

Grund haben.<br />

Arthur Cayley (1821–1895) hat versucht, die Methode noch einmal <strong>an</strong>zuwenden und auf<br />

À×À∼ =Ê8 eine Multiplikation einzuführen. Es gel<strong>an</strong>g ihm, die Cayley-Zahlen o<strong>der</strong> Oktaven<br />

o<strong>der</strong> OkternionenÇzu definieren, doch <strong>der</strong>en algebraische Eigenschaften lassen doch deutlich<br />

mehr zu wünschen übrig als die <strong>der</strong> Quaternionen. Okternionen sind nicht einmal mehr ein<br />

Schiefkörper. Es besitzt zwar jedes Element ein eindeutiges Inverses, doch die Multiplikation<br />

ist nicht assoziativ! Solch eine algebraische Struktur, in <strong>der</strong> über einer abelschen Gruppe eine<br />

Multiplikation definiert wird, die die Distributivität erfüllt und wo Einselement und Inverse<br />

existieren, heißt (nichtassoziative) Divisionsalgebra.<br />

Ein tiefer Satz aus <strong>der</strong> Differentialgeometrie besagt nun, dass Divisionsalgebren überÊn<br />

nur in den Dimensionen 1, 2, 4 und 8 existieren, und in je<strong>der</strong> dieser Dimensionen genau<br />

eine, nämlichÊ,,ÀundÇ. Es war also nicht Unfähigkeit, die die <strong>Mathematik</strong>er des 19.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts dar<strong>an</strong> gehin<strong>der</strong>t hat, über allenÊn eine Körperstruktur zu finden, son<strong>der</strong>n sie<br />

haben nach nicht Existentem gestrebt.<br />

Damit beenden wir unseren Ausflug in die Welt <strong>der</strong> Zahlen. Beginnend vonÆ, <strong>der</strong> Klasse<br />

von Zahlen, <strong>der</strong>en Geschichte ihren Ursprung bereits in grauer Vorzeit hat, haben wir sie<br />

basierend auf exakten mathematischen Grundlagen neu entdeckt. Weiter ging es über die<br />

g<strong>an</strong>zen zu den rationalen Zahlen und darauf aufbauend zu den reellen Zahlen, <strong>der</strong> Grundlage<br />

<strong>der</strong> Analysis. Auf <strong>der</strong> Suche nach den Nullstellen <strong>der</strong> Polynome sind wir zu den komplexen<br />

Zahlen und Gauss’ fundamentalem Theorem gel<strong>an</strong>gt. Selbst die Frage, ob wir damit schon<br />

alle Zahlensysteme gefunden haben, dieÊals Unterkörper haben und in denen m<strong>an</strong> dividieren<br />

k<strong>an</strong>n, haben wir untersucht. Wir haben alle dieser Strukturen gefunden, und daher ist es jetzt<br />

<strong>an</strong> <strong>der</strong> Zeit, Neul<strong>an</strong>d zu entdecken und zu erkunden, was Generationen von <strong>Mathematik</strong>ern<br />

aus den hier präsentierten Prinzipien geschaffen haben.<br />

Wir hoffen, dass Ihnen dieser Streifzug durch die Grundlagen <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen <strong>Mathematik</strong><br />

ein wenig Freude bereitet hat und wünschen allen LeserInnen viel Vergnügen mit all<br />

den Theorien, Strukturen und Anwendungen, die im Verlauf ihres Studiums noch kommen<br />

mögen.

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