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Skripten - an der Fakultät für Mathematik! - Universität Wien

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6.4. DIE REELLEN ZAHLENÊ 111<br />

Theorem 6.4.4 (Richard Dedekind (1831–1916)). Es existiert bis auf Isomorphie genau<br />

ein ordnungsvollständiger geordneter KörperÊ, <strong>der</strong>Éals geordneten Unterkörper besitzt. Wir<br />

nennenÊdie Menge <strong>der</strong> reellen Zahlen und die Elemente <strong>der</strong> MengeÊ\Édie irrationalen<br />

Zahlen.<br />

Beweis. In Abschnitt 6.4.1.<br />

□<br />

Will m<strong>an</strong> sich nicht auf die mengentheoretischen Konstruktionen in Abschnitt 6.4.1 einlassen,<br />

so k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> sich auf den St<strong>an</strong>dpunkt von Hilbert stellen, <strong>der</strong> die Einführung reellen Zahlen als ordnungsvollständigen, geordneten Körper den mengentheoretischen Konstruktionen<br />

vorzog, und pragmatisch das Theorem 6.4.4 zur Definition erheben. Das bedeutet<br />

also, die reellen Zahlen als ordnungsvollständigen, geordneten Körper zu definieren, <strong>der</strong>É<br />

als geordneten Unterkörper besitzt; d<strong>an</strong>n gar<strong>an</strong>tiert Theorem 6.4.4, dass es einen und nur<br />

einen solchen Körper gibt.<br />

Was auch immer m<strong>an</strong> tut, die folgenden Ergebnisse folgen nur aus den Eigenschaften<br />

und nicht aus <strong>der</strong> speziellen mengentheoretischen Konstruktion.<br />

∈É<br />

Proposition 6.4.5.<br />

(1) Zu je zwei reellen Zahlen x, y mit x > 0 existiert eine natürliche Zahl n so, dass<br />

nx > y<br />

gilt. Das heißt,Êbesitzt die archimedische Eigenschaft.<br />

(2) Zwischen je zwei reellen Zahlen x, y ∈Êmit x < y gibt es eine rationale Zahl q<br />

und eine irrationale Zahl r ∈Ê\É, d.h. es gibt q ∈Éund r ∈Ê\Émit<br />

x < q < y und x < r < y.<br />

M<strong>an</strong> sagt auchÉundÊ\Éliegen dicht inÊ.<br />

Beweis. Wir beginnen mit <strong>der</strong> archimedischen Eigenschaft.<br />

(1) Sei A := {nx | n ∈Æ}. Wäre die archimedische Eigenschaft nicht erfüllt, d<strong>an</strong>n wäre y<br />

eine obere Schr<strong>an</strong>ke von A. Damit wäre A nach oben beschränkt und hätte ein Supremum,<br />

weilÊdie Supremumseigenschaft besitzt. Sei α := sup A. Wegen x > 0 ist α − x < α, also<br />

ist α − x keine obere Schr<strong>an</strong>ke von A. Somit existiert nach Definition von A eine natürliche<br />

Zahl n mit α − x < nx. D<strong>an</strong>n ist aber α < (n + 1)x, ein Wi<strong>der</strong>spruch dazu, dass α obere<br />

Schr<strong>an</strong>ke von A ist. Also gilt die archimedische Eigenschaft.<br />

(2) Wir beginnen mit <strong>der</strong> Dichtheit vonÉ. Sei x < y und damit y − x > 0. Wegen <strong>der</strong><br />

archimedischen Eigenschaft gibt es eine natürliche Zahl n so, dass n(y − x) > 1 ist. Wir<br />

können auch natürliche Zahlen m 1 und m 2 finden mit m 1 > nx und m 2 > −nx. Wir haben<br />

jetzt<br />

−m 2 < nx < m 1 ,<br />

was die Existenz einer g<strong>an</strong>zen Zahl m impliziert mit<br />

m − 1 < nx < m und − m 2 ≤ m ≤ m 1 .<br />

Die Kombination aller dieser Ungleichungen liefert<br />

nx < m < 1 + nx < ny<br />

x < m n < y,<br />

wobei die letzte Ungleichung aus n > 0 folgt. Setzen wir q = m , so haben wir alles bewiesen,<br />

n<br />

was behauptet wurde.<br />

Nun zuÊ\É:Wenden wir obiges Argument zweimal <strong>an</strong>, so können wir rationale Zahlen<br />

q 1 und q 2 <strong>an</strong> mit x < q 1 < q 2 < y. Wir definieren<br />

r := q 1 + q 2 − q 1<br />

√<br />

2 > q1 .<br />

2

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