Skripten - an der Fakultät für Mathematik! - Universität Wien
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6.4. DIE REELLEN ZAHLENÊ 119<br />
s ∈ S und t ∈ S −1 mit st = q. Weil t ∈ S −1 folgt, dass t > 1 , und daher ist st > 1,<br />
s<br />
woraus S · S −1 ⊆ 1 folgt.<br />
Sei umgekehrt y ∈ 1 gegeben. Wir definieren ε = y − 1 > 0 und wählen uns<br />
gemäß dem Lemma eine positive untere Schr<strong>an</strong>ke r ′ von S. Außerdem können wir<br />
wegen Proposition 6.4.11.(1) zwei rationale Zahlen ˜r und s mit r ∈É\S und s ∈ S<br />
und s − ˜r < r ′ ε finden. Sei r = max{˜r, r ′ }. D<strong>an</strong>n ist immer noch r ∈É\S und<br />
s − r < r ′ ε. Für r und s gilt darüber hinaus noch<br />
s<br />
− 1 < r′ ε<br />
s<br />
< ε also < 1 + ε = y.<br />
r r r<br />
Wir definieren t := yr<br />
s > 1. D<strong>an</strong>n sind s < st =: s′ ∈ S und 1 r ∈ S−1 und weiters<br />
s ′ 1 r = st<br />
r = yrs<br />
rs = y,<br />
also ist y ∈ S · S −1 , und das impliziert S · S −1 = 1.<br />
Ist S negativ, d<strong>an</strong>n definieren wir S −1 := −((−S) −1 ), und wir haben<br />
S · S −1 = (−S) · (−S −1 ) = (−S) · (−S) −1 = 1.<br />
Zu guter letzt fehlt noch das Distributivgesetz. Wir beginnen wie<strong>der</strong> mit nichtnegativen<br />
Schnitten S, T und U. Wegen <strong>der</strong> Distributivität inÉgilt<br />
(S + T) · U = {xu | x ∈ S + T, u ∈ U} = {(s + t)u | s ∈ S, t ∈ T, u ∈ U} =<br />
= {su + tu | s ∈ S, t ∈ T, u ∈ U} = {y + z | y ∈ S · U, z ∈ T · U} =<br />
= S · U + T · U.<br />
Für die sieben übrigen Fälle sei als Beispiel einer bewiesen: Mit U < 0 und S ≥ 0 und T ≥ 0<br />
gilt<br />
(S + T) · U = −((S + T) · (−U)) = −(S · (−U) + T · (−U)) =<br />
Das beweist, dass (R, +, ·) ein Körper ist.<br />
= −(S · (−U)) + (−(T · (−U))) = S · U + T · U.<br />
Proposition 6.4.22. Der Körper (R, +, ·) ist geordnet bezüglich ≤.<br />
Beweis. Es genügt O2 zu beweisen, denn O1 haben wir in Proposition 6.4.19 bereits<br />
nachgewiesen. Seien also S > 0 und T > 0. D<strong>an</strong>n gibt es positive untere Schr<strong>an</strong>ken s von S<br />
und t von T, und daher ist st > 0 eine untere Schr<strong>an</strong>ke von S ·T. Das impliziert S ·T > 0. □<br />
Nachdem wir nachgewiesen haben, dass die Menge aller Schnitte R einen geordneten<br />
Körper bildet, bleibt noch die letzte Eigenschaft nachzuweisen.<br />
Proposition 6.4.23. Der geordnete Körper (R, +, ·, ≤) ist ordnungsvollständig.<br />
Beweis. Sei E eine nach unten beschränkte Teilmenge von R. Sei Q ∈ R eine untere<br />
Schr<strong>an</strong>ke von E, und sei α ∈Éuntere Schr<strong>an</strong>ke von Q.<br />
Wir betrachten die Menge<br />
S := ⋃<br />
T,<br />
T ∈E<br />
die Vereinigung aller Elemente von E.<br />
Wir zeigen zuerst, dass S ein Schnitt ist. Es ist klar, dass S nichtleer ist, denn jedes<br />
T ∈ E ist nichtleer. Außerdem ist α untere Schr<strong>an</strong>ke von jedem T ∈ E (weil T ⊆ Q), und<br />
daher auch untere Schr<strong>an</strong>ke <strong>der</strong> Vereinigung.<br />
Nun wählen wir ein q ∈É\S. Für dieses Element gilt, dass ∀T ∈ E : q /∈ T, also<br />
∀T ∈ E : q ∈É\T. Für ein beliebiges s ∈ S gilt nun, dass ∃T ∈ E : s ∈ T, und daher muss<br />
q ≤ s sein, was S1 beweist.<br />
□