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Skripten - an der Fakultät für Mathematik! - Universität Wien

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2.4. GLEICHUNGSUMFORMUNGEN IN BEWEISEN — STIL UND FALLEN 15<br />

Natürlich haben wir in diesem Beweis einen Fehler gemacht. Können Sie ihn entdecken?<br />

An diesem Beispiel sieht m<strong>an</strong> schön die Falle, in die m<strong>an</strong> bei Verwendung <strong>der</strong> Division als<br />

Äquivalenzumformung tappen k<strong>an</strong>n. Es muss immer sichergestellt werden, dass nicht durch<br />

0 dividiert wird wie im obigen Beweis, und 0 k<strong>an</strong>n sich hinter komplizierten Ausdrücken<br />

verbergen.<br />

2.4.2. Anwendung von Funktionen. M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n nicht nur auf beiden Seiten <strong>der</strong> Gleichung<br />

elementare arithmetische Operationen ausführen, son<strong>der</strong>n m<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n auch versuchen,<br />

geeignete Funktionen <strong>an</strong>zuwenden um zu vereinfachen. Beson<strong>der</strong>s beliebt sind Umkehrfunktionen<br />

von Funktionen, die auf beiden Seiten <strong>der</strong> Gleichung auftauchen.<br />

Ein einfaches Beispiel bietet die nächste Umformungskette, in <strong>der</strong> wir im ersten Schritt<br />

die Logarithmusfunktion (log), die Umkehrfunktion <strong>der</strong> Exponentialfunktion <strong>an</strong>gewendet<br />

haben.<br />

e 3x+4 = e x−2<br />

3x + 4 = x − 2<br />

2x = −6<br />

x = −3<br />

In <strong>der</strong> <strong>Mathematik</strong> wird <strong>der</strong> natürliche Logarithmus oft mit log und nicht mit ln bezeichnet.<br />

Der Logarithmus zur Basis a wird log a geschrieben und <strong>für</strong> den Logarithmus zur Basis 10<br />

müssen wir bei Verwendung obiger Konvention log 10 schreiben und nicht bloß log.<br />

Theorem 2.4.4 (Sinnlosigkeit <strong>der</strong> Zahlen — 2. Versuch). Alle Zahlen sind gleich.<br />

| log<br />

Beweis. O.B.d.A werden wir den Spezialfall 4 = 5 beweisen:<br />

−20 = −20<br />

16 − 36 = 25 − 45<br />

16 − 36 + 81 = 25 − 45 + 81 4 4<br />

4 2 − 2 · 4 · 9 + ( )<br />

9 2<br />

2 2 = 5 2 − 2 · 5 · 9 + ( )<br />

9 2<br />

2 2<br />

(<br />

4 −<br />

9 2<br />

2)<br />

= ( )<br />

5 − 9 2<br />

weil (a − b) 2 = a 2 − 2ab + b 2<br />

2<br />

4 − 9 = 5 − 9 2 2<br />

4 = 5,<br />

womit die Sinnlosigkeit des Zahlenbegriffs erwiesen ist.<br />

Offensichtlich steckt in diesem Beweis ein Fehler, denn die Ungültigkeit des Satzes steht<br />

wohl außer Zweifel. Können Sie den Fehler entdecken?<br />

Die falsche Umformung steht in <strong>der</strong> vorletzten Zeile: Das Ziehen <strong>der</strong> Quadratwurzel ist<br />

keine Äquivalenzumformung! Soll eine Gleichung durch Wurzel Ziehen umgeformt werden,<br />

so muss m<strong>an</strong> sich zuvor überzeugen, dass die Vorzeichen auf beiden Seiten überein stimmen.<br />

Dies ist im obigen Beispiel (die Ausdrücke in den Klammern) nicht <strong>der</strong> Fall, und daher<br />

hätten wir schreiben müssen<br />

( )<br />

4 −<br />

9 2 (<br />

2 = 5 −<br />

9 2<br />

2)<br />

⇐<br />

4 − 9 = 5 − 9.<br />

2 2<br />

Allgemein muss m<strong>an</strong> bei <strong>der</strong> Anwendung von Umkehrfunktionen f −1 darauf achten, dass<br />

die Funktion f, die m<strong>an</strong> ”<br />

entfernen“ möchte, injektiv (siehe Abschnitt 4.3) ist, auf den<br />

Definitionsbereichen bei<strong>der</strong> Seiten <strong>der</strong> Gleichung.<br />

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