Skripten - an der Fakultät für Mathematik! - Universität Wien
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3.1. BOOLESCHE ALGEBREN 27<br />
Zum besseren Verständnis <strong>der</strong> Grundschaltungen bringen wir noch einen Vergleich aus<br />
dem ”<br />
wirklichen Leben“. Wenn Sie als Abenteurer in einem F<strong>an</strong>tasy-Spiel in ein Haus eindringen<br />
müssen, d<strong>an</strong>n werden Sie zuerst die Türen untersuchen. Besitzt eine Tür zwei Schlösser<br />
A und B, so müssen Sie A und B öffnen, um die Tür zu überwinden. Hat das Haus aber<br />
zwei Türen a und b, so müssen Sie a o<strong>der</strong> b öffnen, um einzudringen. Dies ist ein einschließendes<br />
O<strong>der</strong>, denn wenn sie beide Türen aufbekommen, ist das bestimmt kein Hin<strong>der</strong>nis<br />
<strong>für</strong> das Durchsuchen des Hauses — und falls Sie <strong>an</strong> <strong>der</strong> logischen Aufgabe mit den Türen<br />
und Schlössern scheitern, können Sie immer noch mit Hilfe <strong>der</strong> vollständigen Induktion ein<br />
Fenster im zweiten Stock einschlagen.<br />
Es existieren vier einstellige Operatoren (wie ¬) und 16 mögliche binäre Operatoren (wie<br />
∧ o<strong>der</strong> ∨).Über zwei dieser binären Operatoren wollen wir im Folgenden sprechen.<br />
Beispiel 3.1.2 (XOR). Betrachten wir zunächst die Schaltwerttabelle<br />
a b a ⊻ b<br />
0 0 0<br />
0 1 1<br />
1 0 1<br />
1 1 0<br />
Diese zweistellige Operation heißt XOR (exklusives O<strong>der</strong>, ausschließendes O<strong>der</strong>). Sie entspricht<br />
<strong>der</strong> Bedeutung von ”<br />
o<strong>der</strong>“ in <strong>der</strong> Umg<strong>an</strong>gssprache: Entwe<strong>der</strong> a o<strong>der</strong> b sind eingeschaltet<br />
— keinesfalls beide.<br />
WICHTIG: In <strong>der</strong> <strong>Mathematik</strong> ist es unbedingt notwendig, das Ausschließende <strong>der</strong> XOR-<br />
Operation zu betonen, wie etwa durch Einführen des Wortes ”<br />
entwe<strong>der</strong>“, um Verwechslungen<br />
mit <strong>der</strong> OR-Operation zu vermeiden, die ja als einschließende O<strong>der</strong> einen Einser in <strong>der</strong> letzten<br />
Zeile <strong>der</strong> Schaltwerttabelle aufweist (vgl. auch Abschnitt 3.2.1).<br />
Beispiel 3.1.3 (NAND). Interess<strong>an</strong>terweise gibt es eine Operation — übrigens sehr billig<br />
mittels Tr<strong>an</strong>sistoren herstellbar — die allein ausreicht, um alle <strong>an</strong><strong>der</strong>en Operationen und<br />
damit alle möglichen Schaltungen zu erzeugen. Diese binäre Operation hat die Schaltwerttabelle<br />
a b a ∧ ¬ b<br />
0 0 1<br />
0 1 1<br />
1 0 1<br />
1 1 0<br />
und trägt den Namen NAND (negated AND, also negiertes Und). Der Zusammenh<strong>an</strong>g mit<br />
den bereits definierten Operationen ist a ¬ ∧ b = ¬(a ∧ b), wie leicht aus den Schaltwertabellen<br />
zu sehen ist.<br />
Bemerkung 3.1.4. Wie können die bereits bek<strong>an</strong>nten Grundoperationen mit Hilfe <strong>der</strong><br />
NAND Operation zusammensetzt werden?<br />
(1) Es gilt ¬a = a ¬ ∧a, wie wir <strong>an</strong> H<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Schaltwerttabelle leicht überprüfen können:<br />
a a ∧ ¬ a ¬a<br />
0 1 1<br />
1 0 0