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Stenografischer Bericht: 114. Sitzung - Deutscher Bundestag

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Rainer Funke<br />

<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 15. Wahlperiode – <strong>114.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 10411<br />

(A) – Auch das stimmt!<br />

Die liberale Rechtsstaatspartei FDP fordert die Bun- (C)<br />

(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE<br />

desregierung daher auf,<br />

GRÜNEN]: Alles andere hat gestimmt, aber<br />

(Joachim Stünker [SPD]: Das spüren wir täg-<br />

das war falsch! – Jerzy Montag [BÜND-<br />

lich!)<br />

NIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt hört’s auf!)<br />

die gesetzlichen Voraussetzungen für Anordnung und<br />

Jetzt bin ich natürlich sehr gespannt. Vielleicht sagen ja Dauer der Telefonüberwachung in der Strafprozessord-<br />

Sie, Herr Kollege Bachmaier, in Ihrer nachfolgenden nung zu konkretisieren und endlich einen entsprechen-<br />

Rede: „Wir werden in den nächsten Wochen einen Geden Entwurf vorzulegen. Insoweit ist die Diskussion, die<br />

setzentwurf einbringen.“ – Dann würden wir uns freuen. wir heute über unseren Antrag führen, eine – wie ich<br />

(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE<br />

GRÜNEN]: Ja, eben!)<br />

glaube – nützliche Diskussion, weil sie Sie nicht nur anregen,<br />

sondern vielleicht auch dazu treiben wird, endlich<br />

den geforderten Gesetzentwurf vorzulegen.<br />

Dann muss die richterliche Anordnung der Telefonüberwachung<br />

aber unter Berücksichtigung rechtsstaatlicher<br />

Gesichtspunkte erfolgen und es muss eine richterliche<br />

Überprüfung der Anordnung möglich sein. Nach<br />

(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE<br />

GRÜNEN]: Das stimmt jetzt nicht!)<br />

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.<br />

dem Gutachten des Max-Planck-Instituts wird ja schlicht<br />

das Formular genommen und angekreuzt, aber keine<br />

vernünftige Begründung für die Anordnung gegeben<br />

(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Petra Pau<br />

[fraktionslos])<br />

(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE<br />

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer:<br />

GRÜNEN]: So ist es!)<br />

Danke schön. Das Wort hat jetzt der Abgeordnete<br />

und der Bürger von der Abhörung auch im Nachhinein<br />

Hermann Bachmaier.<br />

nicht informiert. Nur bei einem Drittel der Akten gibt es<br />

überhaupt Hinweise darauf, dass darüber nachgedacht<br />

worden ist, eine Benachrichtigung vorzunehmen.<br />

Hermann Bachmaier (SPD):<br />

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr<br />

Funke, es freut uns, wenn die FDP ihre zeitweise kräftig<br />

All das zeigt, wie wichtig es wäre, hier eine gesetzli- verschütteten rechtstaatlichen Traditionen wiederentche<br />

Grundlage zu schaffen, die Sie, bislang wenigstens, deckt.<br />

nicht geschaffen haben,<br />

(Rainer Funke [FDP]: Bei mir ist noch nie was<br />

(B) (Beifall bei der FDP)<br />

obwohl Sie – wie wir in Hamburg sagen würden – seit<br />

verschüttet gewesen! Das wissen Sie ganz genau!)<br />

(D)<br />

Jahren dazu in der Lage gewesen wären.<br />

– Herr Funke, ich habe doch nicht von Ihnen gespro-<br />

(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE<br />

GRÜNEN]: Das stimmt wieder nicht!)<br />

Die Bilanz von Rot-Grün der vergangenen Jahre im<br />

Bereich der Rechtsstaatlichkeit und der Bürgerrechte<br />

zeigt, dass die Bundesregierung keine großen Hemmungen<br />

hat, in die Freiheitsrechte der Bürger einzugreifen.<br />

chen. Hören Sie genauer hin!<br />

Es ist unbestritten, dass wir die strafprozessualen<br />

Rahmenbedingungen für die Telefonüberwachung<br />

grundlegend neu regeln müssen; damit das gleich von<br />

vornherein klar ist.<br />

(Beifall des Abg. Joachim Stünker [SPD])<br />

Das hat sich in vielen Gesetzen gezeigt.<br />

Mehrere Untersuchungen – Sie sprachen davon –, vor al-<br />

(Joachim Stünker [SPD]: Jetzt reicht es aber,<br />

Herr Funke! Also! – Hans-Christian Ströbele<br />

[BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das können<br />

Sie nicht sagen! Ungeheuerlich!)<br />

– Herr Stünker, ich will es Ihnen doch gerade begründen,<br />

deswegen unterbrechen Sie mich doch bitte nicht. Ich<br />

nenne Ihnen Beispiele: bei der Änderung des G-10-Gesetzes,<br />

beim Terrorismusbekämpfungsgesetz und gerade<br />

in jüngster Zeit bei der Änderung des Telekommunikationsgesetzes.<br />

Herr Stünker, Sie sind bei den Beratungen<br />

zum großen Teil nicht dabei gewesen, zum Beispiel bezüglich<br />

des Telekommunikationsgesetzes. Sie hätten mit<br />

Ihrer Fraktion dieses Telekommunikationsgesetz verhindern<br />

können und müssen.<br />

lem des Max-Planck-Instituts für Strafrecht und der Universität<br />

Bielefeld, belegen, dass die rechtsstaatliche<br />

Kontrolle der Telefonüberwachung dringend verbessert<br />

werden muss; das ist unbestritten. Auch das Bundesverfassungsgericht<br />

hat in seinem Urteil zur Wohnraumüberwachung<br />

vom März dieses Jahres, das wir noch abgewartet<br />

haben, nochmals mit aller Klarheit deutlich<br />

gemacht, dass dem Schutz der Privatsphäre vor akustischen<br />

Überwachungsmaßnahmen im Rechtsstaat Bundesrepublik<br />

eine große Bedeutung zukommt. Das sind<br />

die Grundlagen.<br />

Die Untersuchungen haben ergeben, dass vor dem<br />

Hintergrund einer starken Zunahme der Telefonüberwachungsmaßnahmen<br />

auch immer mehr unbeteiligte Dritte<br />

in Mitleidenschaft gezogen werden und dass vor allem<br />

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten die ermittlungsrichterliche Kontrolle nur äußerst unzu-<br />

der CDU/CSU – Hans-Christian Ströbele reichend wahrgenommen werden kann. Die richter-<br />

[BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist aber lichen Anordnungen ergehen in aller Regel formalis-<br />

gewagt!)<br />

tisch und sie gehen selten hinreichend auf den Einzelfall

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