Stenografischer Bericht: 114. Sitzung - Deutscher Bundestag
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10424 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 15. Wahlperiode – <strong>114.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004<br />
Dr. Antje Vollmer<br />
(A) Herr Otto und Herr Neumann –, die gesagt haben: Das Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die (C)<br />
ist ein sehr problematisches Projekt. Es stammt übrigens Aussprache ein halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre kei-<br />
– jedenfalls die Vorplanung dazu –, soweit ich das weiß, nen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.<br />
aus der Amtszeit des früheren Intendanten, der Ihnen<br />
sehr nahe stand.<br />
Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege<br />
Hans Büttner, SPD-Fraktion.<br />
(Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Die<br />
Bedenken haben wir vor Ihnen geäußert, wenn<br />
ich das so sagen darf!)<br />
Dass es statt der erwarteten 100 000 Abonnenten nur<br />
7 700 gibt, ist doch ein Anlass, sich sehr ernsthaft zu<br />
überlegen, ob dieses Projekt Zukunft hat. Ehrlich gesagt<br />
glaube ich, dass es keine hat.<br />
(Beifall des Abg. Hans-Joachim Otto [Frankfurt]<br />
[FDP])<br />
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />
und bei der SPD)<br />
Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner:<br />
Ich schließe die Aussprache.<br />
Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzentwurfs<br />
auf Drucksache 15/3278 an die in der Tagesordnung<br />
aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es<br />
dazu anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall.<br />
Dann sind die Überweisungen so beschlossen.<br />
Ich rufe den Zusatzpunkt 10 auf:<br />
Beratung des Antrags der Abgeordneten Hans<br />
Büttner (Ingolstadt), Detlef Dzembritzki,<br />
Siegmund Ehrmann, weiterer Abgeordneter und<br />
der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten<br />
Hans-Christian Ströbele, Volker Beck (Köln),<br />
Thilo Hoppe, weiterer Abgeordneter und der<br />
Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN<br />
Zum Gedenken an die Opfer des Kolonialkrieges<br />
im damaligen Deutsch-Südwestafrika<br />
– Drucksache 15/3329 –<br />
Hans Büttner (Ingolstadt) (SPD):<br />
Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen! Liebe<br />
Kollegen! Am 12. Januar 1904 begann in der damaligen<br />
Kolonie Deutsch-Südwestafrika der Aufstand der Herero<br />
und Nama gegen das Kolonialregime des deutschen Kaiserreichs,<br />
in dessen Folge über 100 000 Afrikaner, Männer,<br />
Frauen und Kinder, getötet und ermordet wurden.<br />
Ich sehe hier innerhalb der Kollegen des Hauses mehr<br />
Einigkeit, als Sie behaupten. Wir werden darüber nachdenken<br />
müssen und in diesem Zusammenhang werden<br />
wir auch noch einmal über die Frage der spanischsprachigen<br />
Sendungen diskutieren können.<br />
Das Vorgehen der kaiserlichen Kolonialtruppen war<br />
ebenso wie das anderer Kolonialmächte durch eine, wie<br />
Historiker es beschreiben, rassistische Geisteshaltung<br />
geprägt, die in Afrikanern minderwertige Menschen sah,<br />
denen jegliche Würde abgesprochen und jegliche<br />
menschliche Behandlung aberkannt wurde. Diese Geisteshaltung<br />
wurde in unserem Lande damals lediglich von<br />
Die Deutsche Welle insgesamt musste immer auf kleinerem<br />
Fuß leben als ihre mächtigen Kollegen BBC<br />
World und Voice of America. Aber das ist ihr alles in allem<br />
ganz gut bekommen. Heute erreicht sie 30 Millionen<br />
der Sozialdemokratie, angeführt von ihrem Vorsitzenden<br />
August Bebel, bekämpft, was die damals in diesem<br />
Hause, im Reichstag in Berlin, geführten Debatten belegen.<br />
(B)<br />
Hörer und ist damit der drittgrößte Auslandssender. Für<br />
sie immer außerordentlich wichtig waren journalistische<br />
Freiheit und journalistische Qualität. Dieses Gesetz<br />
wird gute Voraussetzungen schaffen, sie weiterhin<br />
zu behalten.<br />
Ich wünsche unseren Beratungen viel Erfolg und<br />
glaube, dass sich eine Einigkeit abzeichnen wird, die wir<br />
auch ausdrücken sollten.<br />
(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Hans-<br />
Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />
NEN]: Es waren noch ein paar andere, aber<br />
gut!)<br />
Diese Geisteshaltung führte in Deutschland schließlich<br />
zum terroristischen Naziregime und dem staatlich organisierten<br />
Genozid gegen Juden, Sinti und Roma sowie<br />
geistig Behinderte. Von dieser mörderischen Geisteshal-<br />
(D)<br />
Danke schön.<br />
tung wurde Deutschland durch den gemeinsamen Kampf<br />
der Alliierten 1945 befreit.<br />
Die afrikanischen Völker in Südwestafrika mussten<br />
unter dieser Geisteshaltung bis 1990 leiden; denn sie feierte<br />
fröhliche Urstände in der Politik der Apartheid des<br />
damaligen Südafrikas, das die Verwaltung der Kolonie<br />
nach dem Ersten Weltkrieg vom Völkerbund über ihre<br />
damalige Kolonialmacht übertragen bekommen hat und<br />
nach seiner Loslösung aus dem Empire bis 1990 widerrechtlich<br />
weiterführte.<br />
Die Bundesrepublik hat ihre Lektion aus diesen dunklen<br />
Zeiten deutscher Geschichte gelernt.<br />
Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu<br />
achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen<br />
Gewalt. Das Deutsche Volk bekennt sich darum<br />
zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten<br />
als Grundlage jeder menschlichen<br />
Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit<br />
in der Welt.<br />
So beschreibt es Art. 1 unseres Grundgesetzes, der unabänderbar,<br />
festgemauert unser tägliches Handeln in Gesellschaft<br />
und Politik bestimmen muss.<br />
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/<br />
DIE GRÜNEN)