Stenografischer Bericht: 114. Sitzung - Deutscher Bundestag
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Gitta Connemann<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 15. Wahlperiode – <strong>114.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 10397<br />
(A) schutz“. Es muss ein kräftiger Krach gewesen sein, denn (Beifall bei der CDU/CSU – Gustav Herzog [SPD]: (C)<br />
diese Vorlage wurde von der Tagesordnung genommen.<br />
Zitieren Sie Frau Conrad ruhig öfter!)<br />
Leider wurde sie heute vollkommen unverändert wieder<br />
draufgesetzt. Dabei hat der Bund nicht einmal die Kompetenz<br />
für dieses Machwerk, denn beim Hochwasserschutz<br />
handelt es sich um Gefahrenabwehr. Aber wen in<br />
dieser Bundesregierung interessiert schon Kompetenz?<br />
Wer will von Zuständigkeiten sprechen, wenn es um die<br />
Sache geht?<br />
Wir setzen auf zielorientierte, sinnvolle Maßnahmen<br />
in Zusammenarbeit mit den landwirtschaftlichen Betrieben;<br />
denn wir wissen, dass es einen Natur- und damit<br />
auch Hochwasserschutz nur mit und nicht gegen die<br />
Landwirtschaft geben kann. Ich hoffe, dass Sie, die Mitglieder<br />
von SPD und Bündnis 90/Die Grünen, dies auch<br />
vor der nächsten Lesung erkennen werden. Dieser Ge-<br />
Die Frage ist nur: Wessen Sache? Auf jeden Fall nicht setzentwurf mit seinen Einschränkungen für die Land-<br />
die Sache des Hochwasserschutzes, denn das geplante wirtschaft ist ein Irrweg. Wenn Sie den Bauern wirklich<br />
Ackerbauverbot hat mit Hochwasserschutz nichts zu tun. nichts Böses wollen, dann<br />
Mit dieser Meinung stehe ich nicht alleine. Ich zitiere<br />
den rheinland-pfälzischen Staatsminister Gernot Mittler:<br />
Ich habe noch niemanden getroffen, der erklären<br />
kann, wie uns ein Ackerbauverbot ein Mehr an<br />
Raum für den Rückhalt von Hochwasser schafft.<br />
(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Treten Sie zurück!)<br />
müssen Sie ihn ablehnen. Lassen Sie sich von Ihrem<br />
Bundesminister nicht an die Leine nehmen!<br />
Ich auch nicht. Es wird auch niemand erklären können, Vielen Dank.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU)<br />
(Beifall bei der CDU/CSU)<br />
denn das Ackerbauverbot spricht gegen jede wissenschaftliche<br />
Vernunft. Auf Äckern kann wegen niedrige- Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner:<br />
rer Abflusswerte mehr Regen versickern als auf mage- Ich schließe die Aussprache.<br />
rem oder extensivem Grün- oder Ödland. Damit drängt<br />
sich der Eindruck auf, dass wieder einmal mit pseudowissenschaftlichen<br />
Argumenten den Landwirten ihre<br />
Produktionsgrundlage entzogen werden soll – mit negativen<br />
Folgen für die Natur.<br />
Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf<br />
den Drucksachen 15/3168 und 15/3214 an die in der Tagesordnung<br />
aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen.<br />
Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann<br />
sind die Überweisungen so beschlossen.<br />
(B)<br />
(Beifall bei der CDU/CSU)<br />
Betroffen wären mit rund 900 000 Hektar etwa<br />
Tagesordnungspunkt 7 b. Wir kommen zur Beschlussempfehlung<br />
des Ausschusses für Umwelt, Natur-<br />
(D)<br />
7,5 Prozent des gesamten Ackerlandes in Deutschland; schutz und Reaktorsicherheit auf Drucksache 15/2118.<br />
dies käme einer Ertrags- und Vermögensvernichtung von Der Ausschuss empfiehlt unter Nr. 1 seiner Beschluss-<br />
rund 4 Milliarden Euro gleich. Durch freiwillige Agrarempfehlung die Annahme des Antrags der Fraktionen<br />
umweltprogramme – gemeinsam mit der Landwirt- der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen auf Druckschaft<br />
– kann für Boden- und Erosionsschutz in Übersache 15/1319 mit dem Titel „Den Flüssen mehr Raum<br />
schwemmungsgebieten mehr getan werden. Aber an die- geben – Ökologische Hochwasservorsorge durch inteser<br />
Zusammenarbeit ist jedenfalls Ihnen, Herr Minister, griertes Flussgebietsmanagement“. Wer stimmt für diese<br />
offensichtlich nicht gelegen. Das sieht übrigens auch der Beschlussempfehlung? – Gegenprobe! – Enthaltun-<br />
Bundesrat so – ich zitiere –:<br />
gen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen<br />
Mit der vorgesehenen Regelung wird ohne Not die<br />
Kooperation mit der Landwirtschaft aufgegeben,<br />
der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen gegen die<br />
Stimmen von CDU/CSU und FDP angenommen.<br />
die aber … unabdingbar ist.<br />
Unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt<br />
(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Sie ist überhaupt<br />
nicht gewollt!)<br />
der Ausschuss die Ablehnung des Antrags der Fraktion<br />
der CDU/CSU auf Drucksache 15/1561 mit dem Titel<br />
„Vorsorgender Hochwasserschutz im Binnenland“. Wer<br />
Selbst Frau Umweltministerin Höhn konstatiert: „Die stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegenpro-<br />
derzeit angedachte Regelung belastet die Landwirtschaft be! – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit<br />
über das wasserwirtschaftlich erforderliche Maß.“ Wo den Stimmen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen bei<br />
die Ministerin Recht hat, hat sie Recht.<br />
Gegenstimmen von CDU/CSU und FDP angenommen.<br />
Es ließe sich an vielen anderen Beispielen zeigen, Schließlich empfiehlt der Ausschuss unter Nr. 3 sei-<br />
dass es bei diesem Gesetzentwurf nicht um den Hochner Beschlussempfehlung die Ablehnung des Antrags<br />
wasserschutz geht. Vielmehr sollen hier auf Kosten der der Fraktion der FDP auf Drucksache 15/1334 mit dem<br />
deutschen Landwirtschaft Wunschvorstellungen des Na- Titel „Hochwasserschutz – Solidarität erhalten, Eigenturschutzes<br />
umgesetzt werden. Das ist für mich ein weiverantwortung stärken“. Wer stimmt für diese Beschlussterer<br />
Frontalangriff auf den ländlichen Raum. Ich zitiere empfehlung? – Gegenprobe! – Enthaltungen – Die Be-<br />
hier auch die Mainzer Umweltministerin Margit Conrad: schlussempfehlung ist mit den Stimmen von SPD und<br />
Das Ackerbauverbot darf daher – in welcher Form auch Bündnis 90/Die Grünen bei Gegenstimmen der FDP und<br />
immer – nicht Gesetz werden.<br />
Enthaltung von CDU/CSU angenommen.