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Stenografischer Bericht: 114. Sitzung - Deutscher Bundestag

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10482 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 15. Wahlperiode – <strong>114.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004<br />

(A) geschätzten 11,5 statt bislang noch 18,5 Prozent für das zum Luftverkehrsgesetz auf den Weg gebracht haben. (C)<br />

Jahr 2004.<br />

Warum, frage ich mich, fällt es den befassten Ministe-<br />

Die Bundesregierung hat sich bereit erklärt, sich mit<br />

der Industrie an der Initiative „Luftverkehr für Deutschland“<br />

zu beteiligen. Gemeinsames Ziel ist eine Kostensenkung<br />

im Gesamtsystem, die durch Steigerung der<br />

Effizienz, Straffung von Prozessen und Beseitigung<br />

bürokratischer Hemmnisse erreicht werden soll. Ein Teil<br />

dieses Gesamtsystems macht dabei auch die Flugsicherung<br />

aus, deren Organisations- und Gebührenstruktur dabei<br />

zukunftsfest gemacht werden soll. Die Bundesregierung<br />

muss sich die Frage gefallen lassen, warum sie die<br />

Initiative „Luftverkehr für Deutschland“ unterstützt, sich<br />

aber nicht an die Ziele gebunden fühlt.<br />

rien immer noch so schwer, dem Gesetz Geltung zu<br />

verschaffen? Wozu haben wir es der Deutschen Flugsicherung<br />

durch die 11. Novelle denn ermöglicht, Beteiligungen<br />

einzugehen, um außerhalb des Gebührenkreislaufs<br />

Erträge zu erwirtschaften, wenn beantragte<br />

Genehmigungen für Beteiligungen nicht erteilt werden?<br />

Die Deutsche Flugsicherung ist zum Beispiel mittelbar<br />

an einer internationalen Gesellschaft beteiligt, die als<br />

zentrale Referenzdatenbank Luftfahrtinformationen in<br />

Europa über Eurocontrol bereitstellt. Einer von der<br />

Deutschen Flugsicherung beantragten Umwandlung der<br />

mittelbaren in eine direkte Beteiligung hat das Bundesministerium<br />

der Finanzen bisher nicht entsprochen.<br />

Es reicht nicht mehr länger aus, nur ein nationales<br />

Süppchen zu kochen, insbesondere dann nicht, wenn es<br />

uns mittelfristig von den internationalen Mitbewerbern<br />

versalzen werden könnte. Wenn wir über den Suppentellerrand<br />

hinausschauen, können wir etwa in Kanada und<br />

Neuseeland sehen, wie ehemalige Behörden für Flugsicherung<br />

sicher, effizient, profitabel und auf wirtschaftlich<br />

sicherem Grund hochprofessionell agieren.<br />

Schon an dem Unternehmenszweck der in Rede stehenden<br />

Beteiligung ist unschwer ablesbar, dass sie unmittelbar<br />

mit dem Kerngeschäft der Deutschen Flugsicherung<br />

verknüpft und daher schon aus diesem Grunde völlig<br />

unbedenklich ist. Darüber hinaus ist die Deutsche Flugsicherung<br />

nur Konsortialpartner in einem Verbund europäischer<br />

Flugsicherungsdienstleister, der bereits ebenfalls<br />

direkte Beteiligungen hält.<br />

Unsere Deutsche Flugsicherung ist im Jahre 2001 zur Unabhängig davon muss die Flugsicherung flexibel<br />

besten Flugsicherung der Welt gekürt worden. Es wird und handlungsfähig gemacht werden, wenn zukünftig<br />

Zeit, dass wir als Parlament die Voraussetzungen schaf- strategische Entscheidungen zum Erwerb von weiteren<br />

fen, dass sie es spätestens in den Jahren 2006, 2007, Beteiligungen anstehen. Natürlich darf kein zusätzliches<br />

2008 wieder wird. Alle Beteiligten im Luftverkehr müs- Haushaltsrisiko für den Bund entstehen. Aber befürchtet<br />

sen für den internationalen Wettbewerb bestmöglich ge- der Finanzminister denn wirklich, die Fluglotsenorganirüstet<br />

sein. Es gilt, die Chancen des Luftverkehrsstandsation wollte Würstchenbuden betreiben oder Kernkraft-<br />

(B)<br />

ortes Deutschland zu stärken. Wie aber soll das gehen,<br />

wenn dringend benötigtes Geld aus dem Wirtschaftskreislauf<br />

der Deutschen Flugsicherung fast vollständig<br />

abgeschöpft werden soll?<br />

werke bauen?<br />

Wir haben erlebt, dass Kapitalprivatisierungen ehemals<br />

staatlicher Unternehmen positive Effekte haben<br />

können. Ich glaube, dass dies auch für den Bereich der<br />

(D)<br />

Um das zu verhindern, haben wir zusammen mit der Flugsicherung gilt. Das muss bedacht und überlegt ange-<br />

FDP-Fraktion einen zusätzlichen Antrag eingebracht. gangen werden nach der Devise: So viel Privatisierung<br />

Wir stellen damit klar, dass wir im Gegensatz zur rot- wie nötig bei so viel Sicherheit wie möglich. Davon<br />

grünen Regierung keine kurzfristige Interventionspolitik müssen sich die Entscheidungsträger leiten lassen. Ich<br />

betreiben, sondern nachhaltige Verkehrspolitik: Der bin der festen Meinung, dass an diesem mittelfristigen<br />

QTE-Barwertvorteil ermöglicht es der Deutschen Flug- Ziel kein Weg vorbeiführt, wenn wir eine schlagkräftige,<br />

sicherung, erstens schneller die Verluste aus den Vorjah- reaktions- und wettbewerbsfähige Flugsicherung haben<br />

ren auszugleichen und zweitens, den darüber hinaus er- wollen. Dies käme auch den Fluggesellschaften zugute,<br />

zielten Jahresüberschuss zur Stärkung des Eigenkapitals wenn sie sich entscheiden sollten – etwa als weitere Ge-<br />

zu verwenden. Das kommt auch den Fluggesellschaften sellschafter – ein Mitspracherecht bei der Deutschen<br />

mittelbar zugute, weil die Deutsche Flugsicherung damit Flugsicherung zu erwerben.<br />

eine solidere Finanzstruktur hat, als es ohne QTE-Erlös<br />

der Fall gewesen wäre.<br />

Wir müssen die Initiative ergreifen und der Bundesregierung<br />

klarmachen, dass wir uns die Butter nicht vom<br />

Brot nehmen lassen. Der Wille des Parlaments darf nicht<br />

nachträglich verfälscht werden, nur weil es offenbar Ab-<br />

Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass die<br />

Bundesregierung Ihren Verpflichtungen nachkommt und<br />

zügig die notwendigen Maßnahmen ergreift, um die<br />

Deutsche Flugsicherung weiterhin – auch international –<br />

als Vorzeigeunternehmen zu erhalten!<br />

sprachen in den Regierungsressorts gegeben hat. Wir haben<br />

eine ganz klare und übereinstimmende Meinung vertreten:<br />

Der durch das QTE-Cross-Border-Leasing-<br />

Geschäft erzielte Jahresüberschuss muss in Gänze bei<br />

der Deutschen Flugsicherung verbleiben.<br />

Albert Schmidt (Ingolstadt) (BÜNDNIS 90/DIE<br />

GRÜNEN): Während der landgebundene Verkehr stagniert<br />

oder rückläufig ist, wie im Falle des motorisierten<br />

Individualverkehrs, nimmt der Luftverkehr deutlich zu.<br />

Allein im ersten Quartal 2004 nahm die Zahl der inner-<br />

Außerdem haben wir mit dem fraktionsübergreifendeutschen Flüge um 2,1 Prozent auf 5,3 Millionen Flugden<br />

Antrag die Weiterentwicklung des Ordnungsrahgäste zu. Im internationalen Flugverkehr schnellten die<br />

mens für die Deutsche Flugsicherung gefordert. Es ist Zahlen sogar um 12,3 Prozent auf 11,1 Millionen Passa-<br />

bereits fünf Jahre her, dass wir das 11. Änderungsgesetz giere.

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