Stenografischer Bericht: 114. Sitzung - Deutscher Bundestag
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Alexander Dobrindt<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 15. Wahlperiode – <strong>114.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 10357<br />
(A) (Beifall bei der CDU/CSU)<br />
(Jörg Tauss [SPD]: Natürlich!)<br />
(C)<br />
Das sind die zentralen Vorschläge, deren Realisierung Selbstverständlich spielt dieser Kostenfaktor heute eine<br />
dringend notwendig ist, damit der Ausbildungspakt Rolle. Mir ist es allemal lieber, wenn ein Ausbildungs-<br />
wirklich erfolgreich sein kann. Machen Sie das Richtige platz mit einer Vergütung von 500 Euro geschaffen wird,<br />
mit uns, denn die Begeisterung der Menschen ob dieses als dass einer mit 750 Euro nicht geschaffen wird.<br />
Schauspiels Ausbildungsplatzabgabe hält sich bisher<br />
äußerst in Grenzen. Wenn Sie – den Eindruck habe ich<br />
bei Ihren Reden bekommen – dieses Schauspiel jetzt<br />
(Beifall bei der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]:<br />
Eine Schimäre, die Sie hier aufbauen!)<br />
gern als Teil der Strategie darstellen, die Wirtschaft zu Leider sagt Ihr Ausbildungspakt darüber überhaupt<br />
einer akzeptablen Vereinbarung zu zwingen,<br />
nichts, Herr Tauss.<br />
(Dr. Maria Böhmer [CDU/CSU]: Lachhaft!)<br />
(Jörg Tauss [SPD]: Sie haben ihn ja nicht ein-<br />
kann ich Ihnen nur sagen, dass Sie damit eindrucksvoll<br />
unter Beweis gestellt haben, wie man mit dem größtmöglichen<br />
Aufwand den größtmöglichen Schaden erreichen<br />
kann.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU – Nicolette Kressl<br />
[SPD]: Seit wann ist der Pakt ein Schaden? –<br />
Jörg Tauss [SPD]: Der Pakt ist doch kein Schaden!)mal<br />
gelesen! – Gegenruf des Abg. Werner<br />
Lensing [CDU/CSU]: Das ist eine Unterstellung!)<br />
Es reicht nicht aus, zu argumentieren, dass die fehlenden<br />
Ausbildungsplätze von heute die nicht vorhandenen<br />
Fachkräfte von morgen sind. Wir brauchen einen Ausbildungspakt,<br />
der jetzt die Ausbildung für die Betriebe wieder<br />
attraktiver macht, damit wir den ausbildungswilligen<br />
Jugendlichen einen akzeptablen Start ins Berufsleben er-<br />
– Schaden deshalb, weil Unternehmer und Investoren<br />
möglichen können.<br />
heute irritiert sind, weil sie sich über die zukünftigen<br />
Rahmenbedingungen des Wirtschaftsstandorts Deutschland<br />
nicht mehr im Klaren sind und weil Sie die Jugendlichen,<br />
die eine Lehrstelle suchen, verunsichert haben,<br />
indem Sie ihnen vorgegaukelt haben, das Lehrstellenproblem<br />
sei per Gesetz von oben regelbar. Beides verursacht<br />
einen erheblichen Schaden am Wirtschaftsstandort<br />
Deutschland.<br />
Wir müssen hier – darin stimme ich mit dem Bundeskanzler<br />
ausdrücklich überein – ein gesamtgesellschaftliches<br />
Problem lösen. Wir dürfen es eben nicht isoliert<br />
betrachten. Deswegen brauchen wir einen Maßnahmenmix,<br />
der die Chancen auf zusätzliche Ausbildungsplätze<br />
in Deutschland steigen lässt. Ein erheblicher Beitrag, um<br />
diese Steigerung vorzunehmen, ist die Flexibilisierung<br />
des Berufsbildungsrechts, so wie es unser Gesetzentwurf<br />
(B) Dabei ist die Aufgabenstellung klar: Wir brauchen<br />
vorsieht. Ich bitte Sie, diesem zu folgen.<br />
(D)<br />
mehr Ausbildungsplätze für junge Menschen. Natürlich (Beifall bei der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]:<br />
geht dies nur, wenn die freiwillige Bereitschaft der<br />
Wirtschaft dazu vorhanden ist. Es ist die Aufgabe der<br />
Das ist ein Bürokratieentwurf!)<br />
Politik, hierbei unterstützend zu wirken und die möglichen<br />
Hindernisse aus dem Weg zu räumen, anstatt zusätzliche<br />
Hürden einzubauen.<br />
Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner:<br />
Das Wort hat die Kollegin Petra Pau.<br />
Meine Damen und Herren, in den vergangenen Jahren Petra Pau (fraktionslos):<br />
ist eine Vielzahl von Betrieben ihrer Aufgabe nachgekommen<br />
und hat im Rahmen der Nachvermittlung zusätzliche<br />
Ausbildungsplätze bereitgestellt, mit großen<br />
Anstrengungen, zum Teil bis an die Grenze der Leistungsfähigkeit.<br />
Bei 40 000 Unternehmenspleiten in<br />
Deutschland ist das nachvollziehbar. Natürlich bildet ein<br />
Unternehmen nur dann aus, wenn es eine Zukunftsperspektive<br />
hat, und investiert ein Unternehmen nur dann<br />
30 000 Euro in die Ausbildung eines Lehrlings, wenn es<br />
eine Chance sieht, diesen Lehrling auch weiter beschäftigen<br />
zu können. Das ist die eigentliche Misere und diese<br />
Misere können Sie mit Ihrem Ausbildungspakt allein<br />
nicht lösen.<br />
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!<br />
Zum dritten Mal binnen zweier Monate befassen wir uns<br />
heute mit der Berufsausbildung. Dieses Mal haben CDU<br />
und CSU die Vorlage mit dem Entwurf eines Gesetzes<br />
zur Modernisierung der dualen Berufsausbildung gegeben.<br />
Ich möchte eine Binsenweisheit voranstellen: Man<br />
kann nur modernisieren, was es auch gibt. Das duale<br />
System der Berufsausbildung hat in der Bundesrepublik<br />
schwere Schwindsucht, weil immer weniger Unternehmen<br />
Ausbildung anbieten. Drei von vier Unternehmen in<br />
Deutschland bilden nicht aus und circa 200 000 Jugendliche<br />
erhalten keine betriebliche oder gar keine Ausbildung.<br />
Das ist übrigens der Hintergrund, warum die PDS<br />
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)<br />
der Ausbildungsumlage zugestimmt hat.<br />
Wir müssen an den Rahmenbedingungen etwas ändern.<br />
Dazu gehört zwangsläufig, dass das Berufsbildungsgesetz<br />
noch mehr an die Anforderungen der Unternehmen<br />
angepasst wird. Ausbildung muss flexibler und<br />
kostengünstiger werden und natürlich müssen die Unter-<br />
SPD und Grüne haben die Umlage versprochen. Wir<br />
haben sie hier vor wenigen Wochen debattiert und auch<br />
gemeinsam beschlossen. Nun aber wird Rot-Grün wortbrüchig.<br />
Die Umlage sei hinfällig, höre ich. Stattdessen<br />
gibt es nun einen Ausbildungspakt mit der Industrie.<br />
nehmen auch bei den Ausbildungsvergütungen Ein- (Jörg Tauss [SPD]: Das steht im Gesetz, Frau<br />
schränkungen vornehmen können.<br />
Kollegin!)