Stenografischer Bericht: 114. Sitzung - Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 15. Wahlperiode – <strong>114.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 10445<br />
Beauftragter der Bundesregierung Jochen Welt<br />
und nationale Minderheiten:<br />
(A) ein sehr konstruktiver und hilfreicher Dialog mit den platt snackt. Bummelich 8 Millionen Lüüd vertellen un (C)<br />
staatlichen Stellen – auch zum Schutz ihrer Sprachen – verstohn hüüttodaags noch Platt. Dat is een ganze Barg.<br />
geführt werden kann. Auch die Sprecher des Niederdeut- In twee Spraken to Huus to sien, dat is gewaltig un dat is<br />
schen haben sich vor nicht allzu langer Zeit über die re- anerkennswert. Denn twee sünd mehr as een.<br />
gionale Ebene hinaus zu einem Bundesrat zusammengeschlossen.<br />
Sein bisheriges Auftreten verspricht den<br />
öffentlichen Stellen einen kompetenten, bundesweit handelnden<br />
Gesprächspartner. Auch der Bundesrat für<br />
Niederdeutsch muss aus meiner Sicht als gleichberechtigter<br />
Dialogpartner anerkannt werden.<br />
Un wat lehrt uns dat? De plattdüütsch snaken deit, dat<br />
is noch lang keen Döösbaddel. Man, nich nur de Nedderdüütschen<br />
könen sik in twee Spraken utdrücken, an de<br />
Bost kloppen un de Kopp stolt in de Nack nehmen. Nee,<br />
in twee Spraken, dat gellt uk för de 50 000 Sorben bi uns<br />
in’t Land, för de Dänen, för de Freesen, för de Sinti un<br />
(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE Roma, de bi uns to Huus sünd.<br />
GRÜNEN und der CDU/CSU)<br />
Doch dat is noch lang nich allns. Ingelsch un Fran-<br />
Daher werde ich mich dafür einsetzen, dass auch für den zöösch snackt de Mehrtall vun düsse Minschen uk noch<br />
Bundesrat für Niederdeutsch ein Beratender Ausschuss so as wi natürlich ok hier in’t Parlament. Man de Ünner-<br />
beim Bundesministerium des Innern eingesetzt wird. scheed is: De Minschen vun de Minnerheiten könen dree<br />
(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE<br />
GRÜNEN und der CDU/CSU)<br />
Spraken: een Weltspraak mit dat Ingelsch oder Franzöösch,<br />
een Landesspraak mit dat Hochdüütsche un een<br />
Nohberschaftspraak mit Platt, Dänisch, Sorbisch oder<br />
Schutz und Förderung der Minderheiten- und Regio- Romanes. Düt Bispill: Een plus twee, in een groode<br />
nalsprachen in Deutschland stellen eine überparteiliche Spraak un twee anner Spraken to Huus to sien, dat schall<br />
Aufgabe und Verpflichtung dar. Ich wünsche mir des- Modell in Europa warrn. Dat wülln de klooken Lüüd vun<br />
halb heute eine breite Mehrheit für den Antrag „Förde- Brüssel. Uns türkisch, polnisch oder italienisch Landsrung<br />
von Regional- und Minderheitensprachen in lüüd, de bi uns to Huus sünd, för de gellt dat ok.<br />
Deutschland“ bzw. eine gute und intensive Beratung im<br />
zuständigen Ausschuss.<br />
In’t Johr 2000 in Lissabon hett uns Europaobrigkeit<br />
dat so in de Kopp kreegen un fastleggt, dat jedeneen in<br />
Bund und Länder gestalten in einem dynamischen all de 25 Länner in uns Europa in sien Moderspraak to<br />
Prozess die Umsetzung der Sprachencharta. Die Regio- Huus sien schall un in twee anner Spraken „top“ sien<br />
nal- und Minderheitensprachen werden auch in Zukunft schall. Dree meent, dat du dien Weltsicht nich alleen ut<br />
in Deutschland umfangreich geschützt und gefördert. Sie een Quell schöpfen schasst. Dree meent, dat du Achtung<br />
(B)<br />
sind und bleiben damit lebendig. – Bei den Sinti und<br />
Roma wünscht man sich zum Abschied einen glückli-<br />
un Respekt lehren deist för anner Spraken, för anner<br />
Kulturen, för Minschen, de anners sünd as du.<br />
(D)<br />
chen Weg. In diesem Sinne: Latscho drom!<br />
(Beifall der Abg. Gitta Connemann [CDU/<br />
(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE<br />
CSU])<br />
GRÜNEN und der CDU/CSU)<br />
Dree meent, dat ok de lütten Spraken een Tokunft heb-<br />
Vizepräsident Dr. Norbert Lammert:<br />
Das Wort hat nun der Kollege Wolfgang Börnsen,<br />
CDU/CSU-Fraktion.<br />
ben möten. Dree meent, dat Minschen nich utgrenzt<br />
warrn. Denn dat Geföhl hebben nu wecken von uns Kollegen<br />
hüüt avend, de nich Plattdüütsch verstahn doon,<br />
dat se butenvör sünd. Aver so geiht uns Noorddüütschen<br />
dat ok, wenn wi in dat deepe schööne Bayern, in dat<br />
Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU): deepe schööne Swaben oder na Sachsen gahn.<br />
So, leeve Kollegen, ik will nu bloots so snacken, as<br />
mi dat Muul wussen is.<br />
(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/<br />
DIE GRÜNEN]: Was hast du gesagt?)<br />
Verehrte Vörsitter! Leeve Fruunslüüd un Mannslüüd!<br />
Nee, dat Woort Präsident gifft dat nich in uns plattdüütsche<br />
Spraak. „Vörsitter“, dat lööt sik een döörwussenen<br />
Bloots, de Ünnerscheed is, dat sünd nur Dialekte. Bi uns<br />
is dat een eegne wussen Spraak.<br />
Nedderdüütschen noch gefallen; aver dormit is doch to<br />
(Beifall im ganzen Hause)<br />
Enn mit sien Respekt vör de Obrigkeit.<br />
Man, wat man will, is noch lang nich, wat man deit.<br />
(Heiterkeit und Beifall im ganzen Hause) De lütten Spraken bi uns hebben dat nich licht in uns Re-<br />
Deit mi leed, Kolleg Norbert Lammert! Een akurate<br />
Plattdüütsche, dat is een Urdemokrat. De Kopp böögen,<br />
nee, dat deit he nich! Wer kennt nich in uns Republik<br />
dat, wat se an de Westküst, in Schleswig-Holstein, vertellen<br />
doon: Lever dood as Slav! So hebben wi dat.<br />
publik. In’t Fernsehen, in de Kiekkist, sünd se butenvör,<br />
in’t Radio sünd se man af un an to hören. In de lütten<br />
Printmedien musst se lang sööken. Bi mi to Huus, in<br />
Flensburg, gifft dat noch een Blatt, „Flensborg Avis“, dat<br />
is in twee Spraken to Huus: In Dänisch un Hochdüütsch.<br />
Un Dänisch un Plattdüütsch kannst goot lesen.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU)<br />
In de Hochschoolen sünd de lütten Spraken ganz weg.<br />
Een Plattdüütschen kann mehr as Brot eeten. He In de Grund-, Sekundar- un Berufsschoolen, wo man<br />
kümmt to sien Weltsicht dör twee Spraken: Hochdüütsch Fremdspraken lehrt, finnst du Regional- oder Minderhei-<br />
un Plattdüütsch. In de Hansetied hett ganz Nordeuropa tenspraken ok nich mehr. Dat mutt sik ännern, finnt wi.