26.10.2012 Aufrufe

Stenografischer Bericht: 114. Sitzung - Deutscher Bundestag

Stenografischer Bericht: 114. Sitzung - Deutscher Bundestag

Stenografischer Bericht: 114. Sitzung - Deutscher Bundestag

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 15. Wahlperiode – <strong>114.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 10483<br />

(A) Diese Flugbewegungen von und nach Deutschland Deutschen Flugsicherung zu erhalten, zu stärken und auf (C)<br />

und über dem deutschen Luftraum sicher abzuwickeln, die Ebene anzuheben, die im Gründungsgesetz vorgese-<br />

ist Aufgabe der Deutsche Flugsicherung GmbH. Allein hen war. Es ist ausgesprochen kontraproduktiv, wenn der<br />

im Jahr 2003 kontrollierte die DFS rund 2,5 Millionen Bundeskanzler der Lufthansa gegenüber erklärt, nach<br />

Flüge im deutschen Luftraum.<br />

dem 11. September 2001 könne man nicht die Flugsiche-<br />

Bei der Umwandlung der Bundesanstalt für Flugsicherung<br />

in die Deutsche Flugsicherung GmbH als bundeseigenes,<br />

aber privatrechtlich organisiertes Unternehmen<br />

zum 1. Januar 1993 stand der Gedanke Pate, dass<br />

die hoheitliche Aufgabe der Flugsicherung zwar eigentümerisch<br />

weiterhin im Besitz des Bundes bleiben soll,<br />

dass aber gleichzeitig unternehmerisch in einem sich liberalisierenden<br />

europäischen Luftraum agiert werden<br />

soll. Diese Liberalisierung ging nicht nur nicht auf Kosten<br />

der Sicherheit, im Gegenteil: Die Zahl der gefährlichen<br />

Flugzeugannäherungen geht kontinuierlich zurück.<br />

Als sich das tragische Unglück des Zusammenstoßes einer<br />

russischen Passagiermaschine mit einer Frachtmaschine<br />

in Überlingen am Bodensee ereignete, war die<br />

schweizerische Flugsicherung zuständig.<br />

Die DFS hat die Chance der privatrechtlichen Organisation<br />

ergriffen und genutzt. Das langjährige Know-how<br />

ist mittlerweile in mehreren strategischen Geschäftsbereichen<br />

zusammengeführt. Dazu gehören zum Beispiel<br />

Bereiche wie die Flugvermessung oder das Consulting-<br />

Geschäft. Mit diesen und weiteren Dienstleistungen<br />

kann die DFS am Markt erfolgreich sein, wenn man<br />

– und das ist in diesem Fall der Eigentümer Bund – sie<br />

lässt.<br />

rungsgebühren erhöhen, ohne umgekehrt in gleicher<br />

Konsequenz der Deutschen Flugsicherung dann entweder<br />

die Vorschrift der kostendeckenden Gebühren zu<br />

nehmen oder aber zumindest bei der Abführung an den<br />

Finanzminister ebenfalls Gutschriften vorzunehmen.<br />

Ganz besonders dramatisch wird es, wenn die Geschäftsführung<br />

der Deutschen Flugsicherung in einem Verfahren<br />

aufzeigt, dass es möglich ist, selbst zur Eigenkapitalbasis<br />

beizutragen und dieses zusätzliche Kapital dann<br />

nicht der Flugsicherung verbleibt, sondern ebenfalls<br />

beim Finanzminister abzugeben ist.<br />

Es kommt darauf an, zunächst die Anregungen der<br />

11. Luftfahrtnovelle aus 1998 umzusetzen und der Deutschen<br />

Flugsicherung zu ermöglichen, geschäftsrelevante<br />

zusätzliche Aufgaben zu übernehmen und damit<br />

ihre Ertragssituation zu verbessern. Es kommt zweitens<br />

darauf an, für eine ausgewogenere Kostenstruktur zu<br />

sorgen und der Flugsicherung zu ermöglichen, in guten<br />

Zeiten Rückstellungen zu bilden, damit nicht in schlechteren<br />

Zeiten für die Luftfahrt sofort Kostenstrukturen<br />

verändert werden müssen. Und es kommt vor allen Dingen<br />

drittens darauf an, dass die Verwaltung endlich die<br />

Vorschriften umsetzt, die der Gesetzgeber erlässt. Das ist<br />

insbesondere deswegen wichtig, weil sich auch in der<br />

Flugsicherung der Wettbewerb verstärkt und wir der<br />

(B)<br />

Voraussetzung für den weiteren wirtschaftlichen Erfolg<br />

der DFS ist daher zum einen die Bildung einer angemessenen<br />

Eigenkapitalquote, die unabhängig von externen<br />

Einflüssen ist, sowie zum anderen ein neuer<br />

Überzeugung sind, dass die Deutsche Flugsicherung mit<br />

den vom Gesetzgeber vorgegebenen Möglichkeiten<br />

durchaus in der Lage ist, im europäischen Wettbewerb<br />

zu bestehen und sich dort entsprechend zu positionieren.<br />

(D)<br />

Ordnungsrahmen, der der DFS die Beteiligung an anderen<br />

Gesellschaften erlaubt oder eine Beteiligung anderer<br />

Gesellschafter an der DFS. Dies kommt, in dem gemeinsamen<br />

Entschließungantrag aller Fraktionen zum Ausdruck<br />

den unsere Fraktion ausdrücklich unterstützt.<br />

Wir werden als Parlament zügig die Umsetzung der<br />

gesetzlichen Vorschriften überprüfen und uns nicht<br />

scheuen, den Finger erneut in die Wunde zu legen und<br />

das Thema öffentlich zu debattieren.<br />

Iris Gleicke, Parlamentarische Staatssekretärin beim<br />

Horst Friedrich (Bayreuth) (FDP): Es ist gute Tradition,<br />

dass sich der Deutsche <strong>Bundestag</strong>, insbesondere der<br />

Verkehrsausschuss des Deutschen <strong>Bundestag</strong>es, intensiv<br />

mit dem Wohl und Wehe der Deutschen Flugsicherung<br />

befasst, denn es ist ein Kind des <strong>Bundestag</strong>es als leuchtendes<br />

Beispiel einer gelungenen Organisationsprivatisierung.<br />

Leider wird der Vollzug bestimmter Gesetze, so<br />

zum Beispiel der Luftfahrtnovelle aus dem Jahr 1998,<br />

nach wie vor vom Finanzministerium nicht in der Weise<br />

umgesetzt, wie es der Gesetzgeber vorgesehen hat. Neben<br />

diesem eigentlichen Ärgernis wurde und wird die Situation<br />

der Deutschen Flugsicherung durch aus Sicht der<br />

Liberalen falsche Entscheidungen des Finanzministeriums,<br />

aber auch durch schwerwiegende Aussagen des<br />

Bundeskanzlers vor dem Hintergrund der Ereignisse des<br />

11. September 2001 nicht sachgerecht genug weitergeführt.<br />

Bundesminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen:<br />

Es ist dieses Haus, dem die DFS Deutsche Flugsicherung<br />

GmbH ihre Existenz zu verdanken hat. Damals,<br />

Anfang der 90er-Jahre, gab es zwei wesentliche Gründe<br />

für die „Geburt“ der DFS: Die Flugsicherung in<br />

Deutschland sollte mit der Organisationsprivatisierung<br />

von drei Beschränkungen befreit werden, die die optimale<br />

Leistungsfähigkeit behinderten: den Beschränkungen<br />

des Beamtenrechts und den Beschränkungen des<br />

Bundeshaushaltes, um damit das Personal der Aufgabenstellung<br />

entsprechend bezahlen zu können, um das Personal<br />

unabhängig vom Laufbahnsystem des öffentlichen<br />

Dienstes einstellen zu können und um erforderliche Investitionen<br />

zum Ausbau der Flugsicherungssysteme unter<br />

wirtschaftlichen Bedingungen tätigen zu können.<br />

Die von der Bundesregierung betriebene Organisationsprivatisierung<br />

der Flugsicherung entwickelte sich zu<br />

Der gemeinsam von allen Fraktionen erarbeitete An- einem vollen Erfolg; die „neue“ Flugsicherung, die DFS,<br />

trag mit dem Titel „Wirtschaftliche und organisatorische hielt, was man von ihr erwartet hatte. Als äußerlich am<br />

Strukturen der Deutschen Flugsicherung dauerhaft ver- besten sichtbares Zeichen konnten – nicht zuletzt natürbessern“<br />

versucht nochmals aufzuzeigen, dass es insbelich aufgrund günstiger äußerer Bedingungen – die Flugsondere<br />

darauf ankommt, die Eigenkapitalbasis der sicherungsgebühren in den 90er-Jahren mehrfach in der

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!