Stenografischer Bericht: 114. Sitzung - Deutscher Bundestag
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10414 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 15. Wahlperiode – <strong>114.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004<br />
Wolfgang Zeitlmann<br />
(A) Wir haben viele Straftatbestände, die nicht sehr häufig Zustimmung, Herr Funke. Wir glauben vielmehr, dass es (C)<br />
vorkommen und trotzdem nicht aus dem Strafgesetzbuch um eine Stärkung der Sicherheitsorgane geht statt um<br />
herausgenommen werden. Das Gleiche würde ich für die ihre Schwächung.<br />
Telefonüberwachung in Anspruch nehmen.<br />
(Rainer Funke [FDP]: Alles andere hätte ich<br />
Erklären Sie mir einmal, wieso zum Beispiel Verbre-<br />
mir auch nicht vorstellen können!)<br />
chen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen<br />
nach dem Völkerstrafgesetzbuch nicht in dem Katalog Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.<br />
enthalten sind.<br />
(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE<br />
(Beifall bei der CDU/CSU)<br />
GRÜNEN]: Das ist eine berechtigte Frage!)<br />
Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer:<br />
Die besonders schweren Fälle des Betrugs, des Computerbetrugs,<br />
des Subventionsbetrugs und des Bankrotts<br />
sind ebenfalls nicht enthalten, weiterhin Korruptionsde-<br />
Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Christian<br />
Ströbele.<br />
likte, Vorteilsannahme, Bestechlichkeit und Vorteilsge- Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE<br />
währung. Dasselbe gilt für alle Formen des sexuellen GRÜNEN):<br />
Missbrauchs von Kindern, für alle Formen des schweren Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-<br />
Menschenhandels sowie des Umgangs mit kinderpornogen! Herr Kollege Funke, wir freuen uns natürlich über<br />
graphischen Schriften nach § 184 b Abs. 1 Strafgesetz- Ihren Antrag. Wenn wir in der Opposition wären, dann<br />
buch. Da gibt es Lücken.<br />
hätten wir zumindest, was den ersten Teil des Antrags<br />
(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE<br />
GRÜNEN]: Ja!)<br />
angeht – die Forderungen im zweiten Teil nehme ich davon<br />
aus –, im Deutschen <strong>Bundestag</strong> möglicherweise einen<br />
ähnlichen Antrag eingebracht.<br />
Ich diskutiere sofort mit Ihnen darüber, wo man etwas<br />
streichen könnte.<br />
(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE<br />
GRÜNEN]: Genau!)<br />
Aber – darin unterscheiden wir uns von Ihnen – wir<br />
stellen die Regierung; wir gehören einer Regierungskoalition<br />
an. Deshalb bringen wir keine Anträge ein, in denen<br />
die Bundesregierung aufgefordert wird, zu handeln,<br />
Damit habe ich kein Problem.<br />
sondern wir handeln selber.<br />
(B)<br />
Bei der Benachrichtigungspflicht aber sollte man<br />
die Kirche im Dorf lassen. Die Gefahr, dass wir uns um<br />
fremde Sachen kümmern, ist doch sehr groß. Im Gutachten<br />
des Max-Planck-Instituts wird aufgeführt, dass in<br />
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />
sowie des Abg. Joachim Stünker [SPD] – Lachen<br />
bei der CDU/CSU – Widerspruch bei der<br />
FDP)<br />
(D)<br />
15 Prozent der Fälle zu dürftig begründet wird. Ich halte<br />
diese Zahl vor allem unter Berücksichtigung der richterlichen<br />
Unabhängigkeit nicht für ein so gravierendes Problem,<br />
das – dies wurde hier so dargestellt – eine gesetzliche<br />
Änderung erfordert.<br />
Wir sind schon lange in dem Bereich tätig, um den es<br />
hier geht. Insofern habe ich mich über Ihre Rede geärgert.<br />
Sie haben ausgeführt, dass die Bundesregierung<br />
nichts macht. Ich habe mich bei dieser Bemerkung gefragt,<br />
ob Ihnen wirklich entgangen ist, wie viele Stunden<br />
Ich schlage zusammenfassend vor: Lassen Sie uns<br />
bitte alles überprüfen, aber lassen Sie uns gerade in einer<br />
Zeit, in der die Kriminalität zunimmt und in der die Terrorismusbekämpfung<br />
im Vordergrund steht, das Mittel<br />
der Telefonüberwachung schärfen, statt es zu schwächen.<br />
Ich fürchte, dass in diesem Hause – ich denke dabei<br />
insbesondere an Herrn Ströbele – eher angestrebt<br />
wird, das Mittel stumpf zu machen.<br />
(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE<br />
GRÜNEN]: Was? Ungeheuerlich!)<br />
– Ich bin von Ihnen vieles gewöhnt, Herr Ströbele.<br />
Ich glaube, dass wir unsere Mittel zur Bekämpfung<br />
der Kriminalität eher schärfen müssen, als sie zu schwächen.<br />
Ich habe die Hoffnung, dass diese Debatte dazu<br />
führt, dass intensiver über die Möglichkeiten nachge-<br />
des vergangenen Jahres wir nach meiner Erinnerung gerade<br />
den § 100aStPO beraten haben. Denn auch wir<br />
haben schon erkannt – übrigens schon, bevor das Gutachten<br />
des Max-Planck-Instituts vorlag –, dass Defizite<br />
vorhanden sind und Handlungsbedarf besteht. Wir haben<br />
aber den Standpunkt vertreten, dass wir – wenn schon<br />
ein solches Gutachten in Auftrag gegeben worden ist –<br />
das Ergebnis abwarten sollten, weil wir damit die nötige<br />
Sachkenntnis erlangen, um das Richtige zu tun.<br />
(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das sollten Sie<br />
mal öfter tun!)<br />
Meine erste schriftliche Ausarbeitung der Vorschläge<br />
der Grünen dazu datiert nicht vom 24. September vergangenen<br />
Jahres wie Ihr Antrag, sondern vom 24. Januar<br />
vergangenen Jahres.<br />
dacht wird, wie wir unserer Polizei im Kampf gegen die (Rainer Funke [FDP]: Was hat das genutzt?)<br />
Kriminalität behilflich sein können. Dann wäre sie ein<br />
Erfolg.<br />
Damals haben wir uns erstmals Gedanken zu dem<br />
Thema gemacht, die wir schriftlich festgehalten und zu<br />
Das Stumpfmachen unserer Mittel zugunsten eines diskutieren begonnen haben. Aber das Problem ist nicht<br />
weiteren Aufweichens und einer weiteren Liberalisie- so leicht zu lösen, Herr Funke. Das ist auch Ihrem Anrung<br />
der bestehenden Regelungen findet nicht unsere trag zu entnehmen.