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Stenografischer Bericht: 114. Sitzung - Deutscher Bundestag

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Michael Kauch<br />

<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 15. Wahlperiode – <strong>114.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 10395<br />

(A) zum Hochwasserschutz stammen aus den Zeiten der Re- Tagesordnungspunkt verfolgen. Ich begrüße Sie aber (C)<br />

gierung aus FDP und CDU/CSU und werden nun weiter jetzt schon sehr herzlich im Namen der Mitglieder des<br />

ausgebaut. Es ist vernünftig, bundesweit einheitliche gesamten Hauses. Herzlich willkommen!<br />

Grundsätze des Hochwasserschutzes festzuschreiben.<br />

Eine Fortentwicklung der bestehenden Regelungen über<br />

(Beifall)<br />

Überschwemmungsgebiete hat in unserem Antrag aus- Das Wort hat nun der Kollege Gustav Herzog, SPDdrücklich<br />

Raum gefunden. Auch die Vorschrift über die<br />

Kooperation in den Flussgebietseinheiten enthält einen<br />

Fraktion.<br />

wichtigen Grundgedanken. Aber das allein darf es nicht<br />

sein.<br />

Gustav Herzog (SPD):<br />

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!<br />

Wir müssen die Grundlage für einen abgestimmten Ich will mit einer Vorbemerkung beginnen, die etwas mit<br />

europäischen Hochwasserschutz legen. Zeigen Sie den Ursachen des Hochwassers zu tun hat. Als ich vor<br />

hier, Herr Minister, endlich mehr Engagement. Die FDP 25 Jahren in meiner Heimatgemeinde Zellertal in die<br />

fordert die Bundesregierung auf, internationale Hoch- Kommunalpolitik eingestiegen bin, gab es im Land<br />

wasserkonferenzen zu initiieren und in Abstimmung mit Rheinland-Pfalz eine Philosophie – damals gab es eine<br />

unseren europäischen Nachbarn durchzuführen.<br />

CDU/FDP-Regierung –: Jeder Tropfen Regenwasser in<br />

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten<br />

der CDU/CSU)<br />

den Kanal und dann in die Vorflut. Es gab einen Anschluss-<br />

und Benutzungszwang. Wir alle haben uns<br />

krampfhaft bemüht, das Wasser so schnell wie möglich<br />

Dafür bieten sich durch die europäische Wasserrahmen- aus den Bebauungsbereichen abzuleiten.<br />

richtlinie vorgezeichnete flussgebietsbezogene Strukturen<br />

an. Unser Antrag weist den Weg dazu.<br />

Heute überprüfen wir in Neubaugebieten die Möglichkeit,<br />

das Oberflächenwasser auf dem Grundstück<br />

Trotz der langen Vorbereitungszeit des Gesetzentwur- versickern zu lassen. Wir schreiben den Menschen vor,<br />

fes ist sich die Koalition noch immer nicht einig. Wie Zisternen zur Brauchwassernutzung oder zur Gartenbe-<br />

man der Presse entnehmen kann, streiten Sie speziell wässerung zu bauen. Es hat zwar lange gedauert, aber<br />

über das von Bundesumweltminister Trittin geplante das Umdenken findet statt. Bei den heutigen Reden der<br />

Ackerbauverbot. Das wird zweifelsohne einer der Oppositionspolitiker musste ich jedoch feststellen, dass<br />

Knackpunkte der Beratungen werden. Ich bin gespannt, das Umdenken unterschiedlich schnell geht.<br />

was die Anhörung am Montag im Ausschuss dazu ergeben<br />

wird. Sollten im Rahmen des Hochwasserschutzes<br />

(Beifall bei der SPD)<br />

(B)<br />

Maßnahmen erforderlich sein, die die landwirtschaftliche<br />

Nutzung betreffen, so müssen aus Sicht der FDP die<br />

Herr Kauch, ich habe den Eindruck, dass es bei uns<br />

eine Reihe von Gemeinsamkeiten gibt.<br />

(D)<br />

Landwirte dafür auf jeden Fall eine angemessene Entschädigung<br />

erhalten.<br />

Ich will die Frage, die von fast allen Rednern gestellt<br />

wurde, wiederholen: Wie schnell ist alles in Vergessen-<br />

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten heit geraten? Eine Äußerung aus dem September 2002,<br />

der CDU/CSU)<br />

die ich zitieren möchte, empfinde ich als eindrucksvoll:<br />

Ein generelles Ackerbauverbot in Überschwemmungsgebieten<br />

lehnt die FDP ab. Der niedersächsische<br />

Umweltminister Sander hat zu Recht angemerkt, dass<br />

dieses in Überschwemmungsgebieten, in denen ein<br />

Hochwasser einmal im Jahrhundert zu erwarten ist,<br />

rechtlich gegen das Übermaßverbot verstoßen würde<br />

und auch fachlich zweifelhaft wäre.<br />

„Das Wasser kam am 12. August und blieb nur einen<br />

Tag. Ein Tag, der zwölf Jahre Aufbauarbeit und 2,8 Millionen<br />

Euro Investitionen zunichte machte. Noch bevor<br />

seine Leute anfingen, den Schlamm wegzuschippen, informierte“<br />

Herr K. die Banken. Es handelt sich um einen<br />

landwirtschaftlichen Betrieb, einen Obstbaubetrieb, der<br />

in Mitleidenschaft gezogen wurde.<br />

(Zuruf von der CDU/CSU: Sehr richtig!)<br />

Haben wir alle die Bilder der zerstörten Häuser, der<br />

abgerissenen Brücken und Straßen, der überschwemm-<br />

Der vorgelegte Gesetzentwurf bedarf aus Sicht der ten Äcker und der Kühe, die auf den Feldern in Panik im<br />

FDP daher noch weiterer Änderungen. Gerne wird sich Kreis gelaufen sind – es bestand kaum Aussicht, sie zu<br />

die FDP an den Beratungen konstruktiv beteiligen. retten – schon vergessen? Ist es wirklich so, dass unsere<br />

Vielen Dank.<br />

Gesellschaft eher bereit ist, viele Milliarden für die Folgen<br />

solcher Katastrophen auszugeben als weniger Geld<br />

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten für die Vorbeugung?<br />

der CDU/CSU)<br />

Hochwasser hat es schon immer gegeben; aber die<br />

Schäden waren früher offenbar geringer. In allen heute<br />

Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner: zu beratenden Anträgen und in der Beschlussempfeh-<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen, auf der Ehrentribüne lung sind Lösungsansätze enthalten: Festsetzung von<br />

haben Mitglieder der Arbeitsgruppe des Deutschen Retentionsräumen, schadensminimierende Landnutzung.<br />

<strong>Bundestag</strong>es und der Assemblée nationale zum Der Gesetzentwurf der Bundesregierung ist auch im<br />

Deutsch-Französischen Jugendwerk unter Führung Hinblick auf diese Ansätze folgerichtig und sehr konse-<br />

des Vizepräsidenten der Assemblée nationale Yves Bur quent. Aber – das ist mehrfach erwähnt worden – auf die<br />

Platz genommen. Sie wollen allerdings erst den nächsten Länder kommt sehr viel Arbeit zu. Deswegen wird die

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