Stenografischer Bericht: 114. Sitzung - Deutscher Bundestag
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Ina Lenke<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 15. Wahlperiode – <strong>114.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 10455<br />
(A) möglichst ohne Aufsehen im Parlament abgehandelt Ich komme zum Schluss. Der Verkürzung der Zivil- (C)<br />
werden soll.<br />
dienstzeit, so wie sie die FDP in ihrem Gesetzentwurf<br />
vorschlägt, kann auch ohne Anhörung zugestimmt werden.<br />
(Beifall bei der FDP)<br />
Meine Damen und Herren von den Grünen, zu Nichtregierungszeiten<br />
hatten die Grünen ein größeres Interesse<br />
an der Aussetzung der Wehrpflicht, als dies heute<br />
Abend der Fall ist.<br />
(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE<br />
GRÜNEN]: Das ist ein Schmarren! Das wissen<br />
Sie genau!)<br />
Ich habe den Eindruck, dass für die Grünen die Wehrpflicht<br />
nur noch ein Randthema ist.<br />
Nun zum Regierungsentwurf. Ich halte ihn für nicht<br />
ausgereift. Einig sind wir uns darin, was die Kürzung des<br />
Zivildienstes anbelangt. Aber was die Änderungen bezüglich<br />
des Wehrdienstes betrifft, hat meine Fraktion<br />
noch Beratungsbedarf. Dazu brauchen wir eine Anhörung.<br />
Wie Sie alle wissen, existieren mehrere Gerichtsurteile,<br />
die die Praxis der Einberufung zum Wehrund<br />
Zivildienst für mit der Verfassung nicht vereinbar<br />
erklären. Ich denke an das Urteil von Köln. Die FDP hält<br />
es nämlich für eine Willkür, dass der Gesetzgeber Gruppen<br />
von Wehrpflichtigen aus der Wehrpflicht entlässt,<br />
die nach den Kriterien der Landesverteidigung eigentlich<br />
tauglich wären.<br />
Besonders vor dem Hintergrund der ergangenen Gerichtsurteile<br />
halten wir dieses Vorgehen der Bundesregierung<br />
für politisch-verfassungsrechtlich äußerst<br />
bedenklich. Es kann doch nicht angehen, dass die Wehrpflicht<br />
zunehmend verfassungswidrig organisiert wird.<br />
Ich schlage Ihnen vor, den Gesetzentwurf der FDP zügig<br />
zu verabschieden und den weiter gehenden Änderungsbedarf,<br />
der in dem Regierungsentwurf beschrieben ist,<br />
sachgerecht zu beraten.<br />
Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms:<br />
Die übrigen Reden sollen zu Protokoll genommen<br />
werden. Es handelt sich um die Reden der Parlamentarischen<br />
Staatssekretärin Christel Riemann-Hanewinckel<br />
sowie der Kollegin Jutta Dümpe-Krüger, Bündnis 90/<br />
Die Grünen, und der Kollegen Willi Zylajew, CDU/<br />
CSU, Andreas Weigel, SPD und Andreas Scheuer, CDU/<br />
CSU-Fraktion. 1)<br />
Liebe Kollegen, die FDP hat Anfang dieses Jahres, im<br />
Februar 2004, die Initiative ergriffen und einen eigenen<br />
Gesetzentwurf zur Verkürzung der Zivildienstzeit auf<br />
neun Monate in den <strong>Bundestag</strong> eingebracht. Ich will für<br />
die FDP – auch am späten Abend – ganz deutlich unterstreichen,<br />
dass dies für uns nur eine Übergangslösung<br />
ist. Denn unser eigentliches Ziel ist die Aussetzung der<br />
Wehrpflicht. Die Arbeit der Zivildienstleistenden und<br />
die Arbeit der Wehrpflichtigen sind gleichwertig und<br />
Ich schließe die Aussprache.<br />
Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Gesetzentwürfe<br />
auf den Drucksachen 15/3279 und 15/2482 an<br />
die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse sowie<br />
zur Mitberatung an den Haushaltsausschuss zu überweisen.<br />
Gibt es dazu andere Vorschläge? – Das ist nicht der<br />
Fall. Dann sind die Überweisungen so beschlossen.<br />
deshalb sollen beide Gruppen nur neun Monate dienen.<br />
Ich hoffe, dass sich die SPD-Familienministerin Schmidt<br />
im Kabinett weiterhin für das Aussetzen der Wehrpflicht<br />
engagiert.<br />
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 17 auf:<br />
Beratung des Antrags der Abgeordneten Günter<br />
Nooke, Bernd Neumann (Bremen), Renate<br />
Blank, weiterer Abgeordneter und der Fraktion<br />
Wir alle und ganz besonders die Grünen sollten den der CDU/CSU<br />
(B)<br />
Vorstellungen des Innenministers Schily und den Vorstellungen<br />
der Justizministerin Zypries eine klare Absage<br />
erteilen. Denn Zypries und Schily wollen einen<br />
Zwangsdienst von zwölf Monaten in der Bundesrepublik<br />
Deutschland einführen. Allein die Diskussion<br />
Förderung von Gedenkstätten zur Diktaturgeschichte<br />
in Deutschland – Gesamtkonzept<br />
für ein würdiges Gedenken aller Opfer der<br />
beiden deutschen Diktaturen<br />
(D)<br />
hierüber ist für jeden Demokraten eine Zumutung. Weltweit<br />
existiert nämlich dieser Zwangsdienst, den Schily<br />
und Zypries wollen, nur noch in der Militärdiktatur der<br />
Union Myanmar, die besser unter dem Namen Birma bekannt<br />
ist.<br />
– Drucksache 15/3048 –<br />
Überweisungsvorschlag:<br />
Ausschuss für Kultur und Medien (f)<br />
Innenausschuss<br />
Rechtsausschuss<br />
Ausschuss für Bildung, Forschung und<br />
Technikfolgenabschätzung<br />
Haushaltsausschuss<br />
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die<br />
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre<br />
keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.<br />
Ich eröffne die Aussprache. Als erstem Redner erteile<br />
ich das Wort dem Kollegen Günter Nooke.<br />
Günter Nooke (CDU/CSU):<br />
Herr Präsident! Sehr verehrte Damen und Herren! Es<br />
ist kein Zufall, dass wir heute, am 17. Juni, einen Antrag<br />
– mit einem zugegebenermaßen etwas sperrigen Titel –<br />
einbringen.<br />
(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE<br />
GRÜNEN]: Wenn er nur sperrig wäre!)<br />
Unser Antragstext beginnt mit der Feststellung:<br />
Zu den konstitutiven Elementen des wiedervereinten<br />
Deutschlands gehört das Gedenken an die Opfer<br />
1) Anlage 3