Stenografischer Bericht: 114. Sitzung - Deutscher Bundestag
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10378 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 15. Wahlperiode – <strong>114.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004<br />
Sibylle Pfeiffer<br />
(A) Kostengesichtspunkten hätte man dem Ersuchen durch- Ich möchte mich aber nicht dagegen aussprechen, (C)<br />
aus stattgeben können.<br />
dass zukünftig Petitionen per E-Mail eingereicht<br />
Aber es gibt neben den Vorschriften, die für uns alle<br />
gelten, weitere Aspekte, die beachtet werden sollten. In<br />
Deutschland gibt es ein Transplantationsgesetz und<br />
europaweit eine Vermittlungsstelle für Organtransplantate.<br />
Wenn ein Dialysepatient eine neue Niere transplantiert<br />
bekommen soll, muss er sich auf einer Warteliste<br />
eintragen lassen und abwarten, bis für ihn eine entsprechende<br />
Niere gefunden wurde. Er kann nicht einfach in<br />
werden können. Bis jetzt bedarf es einer besonderen<br />
Form, nämlich der Briefform. Wenn wir also Eingaben<br />
per E-Mail zulassen, muss das formblattgebunden geschehen,<br />
damit die Angelegenheit ernst genommen wird<br />
und damit wir sie gut bearbeiten können. Zusätzlich<br />
brauchen wir ein System, das diese Form der Eingabe<br />
beherrscht. Dass Systemeinführungen auch schief gehen<br />
können, haben Sie uns mit der Maut demonstriert.<br />
ein Land gehen, in dem es diese Vorschriften nicht gibt, (Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE<br />
und sich dort eine Niere kaufen. Denn wir alle wissen, GRÜNEN]: Das waren die Firmen, die gepatzt<br />
dass es in vielen Ländern illegalen Organhandel gibt, der haben, und nicht die Regierung!)<br />
auf mafiösen Strukturen aufgebaut ist. Menschen lassen<br />
sich gegen Bezahlung freiwillig ihre Organe entnehmen,<br />
um ihre wirtschaftliche Situation zu verbessern. Es gibt<br />
Deswegen: Vorsicht! Das System muss gut sein, damit<br />
es im Sinne der Petenten vorangeht.<br />
Hinweise darauf, dass Menschen umgebracht werden,<br />
um ihre Körper regelrecht ausschlachten zu können.<br />
Diese Organe landen dann auf dem Weltmarkt und werden<br />
transplantiert.<br />
Ich will auf den Anfang meiner Rede zurückkommen.<br />
Ich glaube, dass dem illegalen Organhandel durch Kostenübernahme<br />
von staatlicher Seite nicht Vorschub geleistet<br />
werden darf. Deshalb ist in diesem Zusammenhang<br />
der Begriff „Eingabe“ falsch. Der Begriff<br />
„Petition“ stammt aus dem Lateinischen. Petitionen gibt<br />
es seit über 2 000 Jahren. Seit jeher setzten Kaiser, Fürsten<br />
und Volksvertretungen solche Instrumente ein, um zu<br />
erfahren, was das Volk von ihnen hält.<br />
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)<br />
Aus meinem Arbeitsbereich Verkehr und Wohnungswesen<br />
möchte ich gerne einige Beispiele aus dem Jahr<br />
2003 vorstellen. Aus Berlin gibt es zu berichten, dass<br />
sich ein Petent über die werbliche Nutzung der Fenster<br />
an Linienbussen des öffentlichen Personennahverkehrs<br />
beschwert hat. Es ging um das vollflächige Verkleben<br />
der Busfenster mit Werbung. Durch Werbung, die nur<br />
noch ein Loch übrig lässt, kann man schlecht schauen;<br />
man fühlt sich etwas irritiert. Als <strong>Bericht</strong>erstatter habe<br />
ich diese Auffassung des Petenten durchaus nachvollziehen<br />
können und sein Begehren unterstützt. In Berlin gibt<br />
es bei vielen Doppeldeckerbussen gute Beispiele, die<br />
(B)<br />
Ganz zum Schluss möchte ich noch eines sagen: Herr<br />
Kollege Wissing hat nach dem Stellenwert gefragt.<br />
Wenn ich mir die Besetzung der Regierungsbank an-<br />
zeigen, dass man interessante Werbung von außen anbringen<br />
kann, ohne dass die Sicht aus dem Fenster beeinträchtigt<br />
wird.<br />
(D)<br />
schaue, dann macht mich das ein bisschen traurig. Aber<br />
da bis jetzt der Staatssekretär beim Bundesminister der<br />
Verteidigung anwesend war,<br />
Allein durch die Debatte im Ausschuss und durch<br />
Veröffentlichungen in der Presse ist das Anliegen des<br />
Petenten deutlich artikuliert worden, wenngleich es im<br />
(Zuruf von der CDU/CSU: Er hört trotzdem<br />
nicht zu!)<br />
Ausschuss keine Mehrheit fand. Ich bin dankbar, dass es<br />
dieses Instrument des Petitionsausschusses gibt; denn<br />
der Petent findet sein Anliegen wieder.<br />
könnte es sein – ich weiß es nicht genau –, dass dieses<br />
Thema vielleicht doch etwas mit Angriff zu tun hat.<br />
Bei einem weiteren Fall ging es um die Veräußerung<br />
bundeseigener Wohngebäude auf der Insel Sylt nach<br />
Vielen Dank.<br />
Abzug der Bundeswehr. 78 Petenten hatten beanstandet,<br />
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)<br />
dass der Bund beabsichtige, auf Sylt 539 Wohneinheiten<br />
zu veräußern. Da Sylt ein hochpreisiger Tourismusstandort<br />
in einmaliger Insellage ist, gelten hier natürlich an-<br />
Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms:<br />
dere Marktgegebenheiten. Die Petenten befürchteten<br />
Das Wort hat jetzt der Kollege Gero Storjohann von deshalb zu Recht drastische Mieterhöhungen bei Veräu-<br />
der CDU/CSU-Fraktion.<br />
ßerung an Investoren. In der logischen Konsequenz hätte<br />
(Beifall bei der CDU/CSU)<br />
dies den Fortzug von der Insel auf das Festland für viele<br />
Mietparteien bedeutet. Gerade vor dem Hintergrund,<br />
dass viele Mieter diese Wohnungen jahrelang als Dienstwohnungen<br />
genutzt haben, hätte es eine erhebliche Härte<br />
bedeutet, diese gewachsene Nachbarschaft aufzugeben,<br />
zumal der Bund eine besondere Fürsorgepflicht gegenüber<br />
seinen Mietern haben sollte.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU)<br />
Gero Storjohann (CDU/CSU):<br />
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und<br />
Herren! In der Bundesrepublik Deutschland ist das Petitionsrecht<br />
in Art. 17 des Grundgesetzes festgelegt. In der<br />
Urdemokratie, nämlich im Vereinigten Königreich, gibt<br />
es kein Petitionsrecht. Herr Kollege Winkler hat vorhin<br />
Schottland als Beispiel aufgeführt. Dort handelt es sich<br />
aber um ein Regionalparlament, das es erst seit 1999<br />
gibt. Man kann also nicht davon sprechen, dass man dort<br />
jahrelange Erfahrung hat.<br />
Mittlerweile hat es hier, auch mit großer Unterstützung<br />
der CDU/CSU-<strong>Bundestag</strong>sfraktion, einen ersten<br />
Teilerfolg gegeben. So übernimmt die Insel Sylt zunächst<br />
ein Paket von insgesamt 68 Wohnungen. Für