Stenografischer Bericht: 114. Sitzung - Deutscher Bundestag
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Grietje Bettin<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 15. Wahlperiode – <strong>114.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 10353<br />
(A) Wie sollen bei jungen Leuten mit einem ordentlichen der Wirtschaftsjunioren. Diese haben es sich zum Ziel (C)<br />
Real- oder Hauptschulabschluss Hoffnung und Bewer- gesetzt, Vorreiter in diesem Prozess des gesellschaftlibungsmotivation<br />
entstehen? Ich bitte auch die Wirtchen Umdenkens zu sein. Sie wollen in den eigenen Reischaft,<br />
das nicht aus den Augen zu verlieren.<br />
hen 1 000 zusätzliche Lehrstellen schaffen, und zwar<br />
Nun aber zum zweiten zentralen Thema der heutigen<br />
Diskussion – dieses Thema war richtigerweise immer<br />
mit der Diskussion über die Ausbildungsumlage ver-<br />
ohne Vorbedingungen. Die Wirtschaftsjunioren sehen<br />
klar, dass wir alle gut ausgebildete Menschen brauchen –<br />
jetzt und in Zukunft.<br />
knüpft –: der Reform der beruflichen Bildung, ganz kon- Es ist ein besonders hoffnungsvolles Signal, wenn die<br />
kret der Reform des Berufsbildungsgesetzes. Neben junge Generation anfängt, sich um die Zukunft anderer<br />
der reinen Anzahl an Ausbildungsplätzen ist die Struktur junger Menschen zu kümmern. Ich freue mich, dass<br />
des dualen Systems entscheidend. Das duale System war diese Initiative von allen Parteien, insbesondere von den<br />
und ist nach wie vor ein deutsches Aushängeschild und jungen Kollegen im <strong>Bundestag</strong> unterstützt wird.<br />
ein Standortvorteil. Aber auch dieser Teil des deutschen<br />
Bildungssystems muss den gesellschaftlichen Veränderungen<br />
angepasst werden. Dazu haben meine Vorrednerinnen<br />
und Vorredner schon einiges gesagt. Eine solche<br />
Modernisierung der Struktur kann aus meiner Sicht zu<br />
einem Mehr an Ausbildungsplätzen führen. Lassen Sie<br />
mich kurz unsere grünen Vorstellungen zu der Modernisierung<br />
der beruflichen Bildung skizzieren.<br />
Unterm Strich bin ich mit den verschiedensten Entwicklungen<br />
bei dem sehr wichtigen Thema Ausbildung<br />
im Interesse der zukünftigen Generationen ziemlich zufrieden.<br />
Wir alle dürfen uns aber noch nicht ausruhen<br />
und zurücklehnen. Noch ist der Dackel nicht gesattelt.<br />
Im Herbst wird eine erste Bilanz gezogen. Darauf warten<br />
wir gespannt.<br />
Erstens. Wir müssen die Ausbildung für Menschen<br />
Danke schön.<br />
mit Lernschwierigkeiten verbessern. Eine Modularisie- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />
rung in einzelne Qualifikationsteile wird für diese<br />
Gruppe extrem hilfreich sein. Für uns aber ist gleichzei-<br />
und bei der SPD)<br />
tig wichtig, dass die Modularisierung nicht dazu führt,<br />
dass viele nur noch zu Hilfskräften ausgebildet werden.<br />
Wir wollen weiterhin den Anspruch auf volle Berufsbilder<br />
bei Erreichen bestimmter Leistungsstufen sicherstellen.<br />
Es muss verpflichtend geregelt sein, dass man über<br />
Teilqualifikationen letztendlich zu vollen Berufsbildern<br />
Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner:<br />
Nächster Redner ist der Kollege Uwe Schummer,<br />
CDU/CSU-Fraktion.<br />
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)<br />
(B) kommt.<br />
Uwe Schummer (CDU/CSU):<br />
(D)<br />
Zweitens. Für uns ist eine enge Kooperation der Lernorte<br />
notwendig. Dafür müssen auch die beruflichen<br />
Schulen autonom werden. Nur so können sie flexibel auf<br />
die Ausbildungssituation vor Ort reagieren.<br />
Meine Damen! Meine Herren! Ich gratuliere Ihnen<br />
zunächst zur Einsicht, dass die Ausbildungsplatzabgabe<br />
gestrichen werden muss und Sie sich nur noch auf das<br />
Beerdigungsritual verständigen müssen. Wir begrüßen<br />
den Ausbildungspakt. Er wäre sicher schon früher mög-<br />
Drittens – das ist der letzte zentrale Punkt –: Sowohl lich gewesen,<br />
für die berufliche Bildung als auch für alle anderen Bildungsbereiche<br />
brauchen wir eine effektive Qualitätssi-<br />
(Lachen des Abg. Jörg Tauss [SPD])<br />
cherung. Gleiches gilt für die schon angesprochene Internationalisierung.<br />
Die Anrechnung von Ausbildung in<br />
verschiedenen Ländern muss zeitgemäß gelöst werden.<br />
wenn dieses Thema bereits im letzten Jahr zur Chefsache<br />
erklärt worden wäre und Gerhard Schröder es nicht immer<br />
und zu lange zu einer nachgeordneten Angelegen-<br />
Die Diskussionen zur BBiG-Reform laufen nun schon<br />
seit einigen Monaten mal mehr, mal weniger intensiv.<br />
Wir Grüne haben hier klare Vorstellungen und werden<br />
uns – wie hoffentlich auch die Opposition – weiter konstruktiv<br />
am Novellierungsprozess beteiligen. Ich hoffe,<br />
dass sich Wirtschaft und Gewerkschaften gemeinsam als<br />
modernisierungsfähig erweisen. Der Entwurf der Union<br />
weicht inhaltlich natürlich in einigen Punkten von unseren<br />
Vorstellungen ab. Aber im Ausschuss werden wir<br />
noch Gelegenheit haben, darüber weiter intensiv zu disheit<br />
nachgeordneter Ministerien gemacht hätte. Wir werden<br />
sehr sorgsam darauf achten, dass kein<br />
Verschiebebahnhof entsteht. So hatten wir im letzten<br />
Jahr 162 692 Eintritte in berufsvorbereitende Maßnahmen.<br />
In diesem Jahr sind bei den Arbeitsämtern gerade<br />
71 716 berufsvorbereitende Maßnahmen ausgeschrieben.<br />
Das heißt, die Wirtschaft schafft es, neue Praktika<br />
und Einstiegskorridore zu organisieren, aber der Bund<br />
kürzt mehr als die Hälfte. Das werden wir nicht zulassen.<br />
Der Bund darf sich nicht aus der Verantwortung stehlen.<br />
kutieren. Ich persönlich sehe nach wie vor die Chance,<br />
(Beifall bei der CDU/CSU)<br />
zügig und unideologisch zu einer durchgreifenden Reform<br />
des BBiG zu kommen.<br />
Natürlich ist der Ausbildungsmarkt im Zusammenhang<br />
mit der generellen Beschäftigung zu sehen. Wir<br />
Abschließend noch ein kleiner Hinweis auf eine posi- haben im Jahresvergleich einen Abbau von 592 841 Betive<br />
Aktion zum Thema Ausbildung und parteiübergreischäftigungsverhältnissen. Wir haben ein Arbeitsmarktfende<br />
Zusammenarbeit. Am Dienstag war ich zusammen problem und dieses Arbeitsmarktproblem wirkt sich<br />
mit drei Kollegen der anderen Fraktionen – auch der auch auf die Ausbildungszahlen aus. Lassen Sie uns<br />
Kollege Hartmann war dabei – auf einer Veranstaltung trotzdem gemeinsam, sehr pragmatisch und zielführend,