Stenografischer Bericht: 114. Sitzung - Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 15. Wahlperiode – <strong>114.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 10477<br />
(A) che zu einer neuen, effektiven Küstenwache auszubauen. Bereits zum Jahreswechsel 1992/93 gab es eine inter- (C)<br />
Wir wollen eine klare Führungs- und Leitungsstruktur fraktionelle Initiative im Deutschen <strong>Bundestag</strong> mit dem<br />
herstellen. Alle maritimen Vollzugsaufgaben müssen in Ziel, eine nationale Küstenwache zu schaffen. FDP und<br />
einer ganzheitlich zuständigen und eigenverantwortli- CDU/CSU haben bereits entsprechende Anträge eingechen<br />
Behörde gebündelt werden. Auch die Wasserbracht, Rot-Grün hat leider nicht entsprechend nachgeschutzpolizeien<br />
der Länder müssen darin einbezogen zogen. Die FDP ist für gründliche Reformschritte und<br />
werden.<br />
wir fordern Rot-Grün auf, Schritt zu halten.<br />
Die Vorteile dieser nationalen Küstenwache liegen<br />
auf der Hand: eine zentrale nationale und internationale<br />
Ansprech- und Meldestelle für die Schifffahrt und die<br />
Behörden, eine effiziente und schlanke Verwaltung, Einsparmöglichkeiten<br />
bei Technik und Logistik, einfache<br />
und klare Führungsstrukturen und damit Handlungsfähigkeit,<br />
bessere Bewältigung maritimer Schadenslagen.<br />
Die Bündelung der maritimen Vollzugszuständigkeiten<br />
ist zwar ein wichtiger, aber nicht der einzige Schritt,<br />
um Nord- und Ostsee besser vor Umweltkatastrophen zu<br />
schützen. Denn nicht nur die großen Schiffsunglücke der<br />
letzten Jahre waren der Grund für massive Verschmutzungen<br />
der See. Auch die alltägliche Schadstoffbelastung,<br />
beispielsweise durch illegale Schiffstankreinigungen,<br />
muss verringert werden. Dies beweisen die immer<br />
wieder im Wattenmeer zu findenden verölten Vögel.<br />
Auch hier müssen dauerhafte Strukturen geschaffen werden,<br />
um diese Belastungen deutlich zu verringern.<br />
Hans-Michael Goldmann (FDP): Es ist erfreulich,<br />
dass jetzt auch die Regierungskoalition einen Antrag in<br />
das Verfahren eingebracht hat. Jetzt steht einer gemeinsamen<br />
Beratung aller drei Anträge in den Ausschüssen ja<br />
nichts mehr im Wege.<br />
In den letzten elf Jahren gab es nicht nur das Pallas-<br />
Unglück mit den daraus resultierenden 24 Empfehlungen<br />
der Grobecker-Kommission, die unter anderem die<br />
Einrichtung einer nationalen Seewache forderte, sondern<br />
auch die Landtage von Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern<br />
haben sich für die Einrichtung<br />
einer solchen Küstenwache ausgesprochen und ihre<br />
Bereitschaft signalisiert, Länderkompetenzen für eine<br />
solche Küstenwache an den Bund abzugeben.<br />
Der heute vorliegende Antrag bleibt leider weit hinter<br />
der einstimmig im schleswig-holsteinischen Landtag<br />
verabschiedeten Entschließung zurück.<br />
Zur Verbesserung der jetzigen Situation sind Ihre Forderungen<br />
durchaus geeignet, aber Ihrem Antrag fehlt<br />
jede Vision und Perspektive für die Zukunft. Es ist an<br />
der Zeit, die notwendigen Schritte zu mehr maritimer Sicherheit<br />
zu gehen. Die Einrichtung des Haveriekommandos<br />
war richtig und wichtig und inzwischen sind auch<br />
weitere Verbesserungen bei der maritimen Sicherheit erreicht<br />
worden, aber das bisher Erreichte reicht eben noch<br />
nicht. Auch die Bemühungen, über einen Koordinierungsverbund<br />
die Einsätze der auf See zuständigen Abteilungen<br />
der unterschiedlichen Bundesministerien und<br />
der Wasserschutzpolizeien besser zu verknüpfen, sind<br />
bislang nicht überzeugend.<br />
Wir brauchen einen ganzheitlichen Lösungsansatz für<br />
die Safety- und Security-Probleme der Schifffahrt. Dabei<br />
muss auch die Leichtigkeit des Schiffsverkehrs gewährleistet<br />
sein.<br />
(B)<br />
Die derzeitigen Verhandlungen in der Föderalismuskommission<br />
bieten vermutlich auf Jahre hinaus die letzte<br />
Chance, um zu einer echten Küstenwache auch unter<br />
Einbeziehung der Wasserschutzpolizeien der Länder zu<br />
kommen. Auch aus finanziellen Gründen wäre es<br />
schade, wenn ein solcher Durchbruch jetzt nicht gelänge,<br />
Eine nationale Küstenwache bietet die Chance eines<br />
effizienteren Küstenschutzes, bei dem es im Fall von<br />
Unfällen nicht erst lange Koordinierungsschwierigkeiten<br />
gibt und ein Kompetenzwirrwarr entstehen kann. Eine<br />
effiziente Personalverwaltung kann auf diesem Weg<br />
ebenso erreicht werden wie ein effizientes Beschaffungswesen;<br />
Doppelarbeit wird vermieden.<br />
(D)<br />
da ja aus der Grobecker-Kommission bekannt ist, dass<br />
mit deutlich weniger Personal- und Schiffseinsatz mehr<br />
Effektivität für die Schiffssicherheit vor unseren Küsten<br />
zu erreichen ist. Das sollte zumindest die Finanzpolitiker<br />
zum Nachdenken veranlassen.<br />
Unter Einbeziehung bisheriger Aufgaben der Länder<br />
sichert eine Küstenwache einheitliche Standards für die<br />
Schifffahrt und eine faire Lastenteilung, denn von sicheren<br />
Zufahrtswegen zu See profitieren nicht nur die Küstenländer,<br />
sondern alle Länder der Bundesrepublik.<br />
Wir alle sollten den Mut haben, jetzt durchgreifende<br />
Veränderungen durchzuführen, um nicht durch eine erneute<br />
Katastrophe dazu gezwungen zu werden.<br />
Doch eine Küstenwache ist leichter gefordert als umgesetzt.<br />
Es ist bedauerlich, dass der Antrag der Koalitionsfraktionen<br />
zum Beispiel keine Aussage darüber trifft,<br />
inwieweit es sinnvoll wäre, zumindest in einem ersten<br />
Schritt die Bundeskompetenzen zu bündeln.<br />
Wenn Rot-Grün Zweifel an der Effizienz einer nationalen<br />
Küstenwache hat, sollten wir gutachterlich untersuchen<br />
lassen, mit welchen Schritten wir zu gutem und<br />
effizientem Küstenschutz und zu sicherem Schiffsverkehr<br />
kommen. Vielleicht können wir uns im Rahmen der<br />
weiteren Beratung einig werden, eine solche Studie in<br />
Auftrag zu geben.<br />
Angelika Mertens, Parl. Staatssekretärin beim Bundesminister<br />
für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen:<br />
Heute vor genau 60 Jahren ist Island zur unabhängigen<br />
Republik geworden. Isländer verstehen viel von der Seefahrt<br />
und sie verstehen viel von Philosophie. Halldor<br />
Laxness zum Beispiel hat einmal gesagt:<br />
„Was die Menschen trennt, ist gering, gemessen an<br />
dem, was sie einen könnte.“