Stenografischer Bericht: 114. Sitzung - Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 15. Wahlperiode – <strong>114.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 10489<br />
(A) ermäßigter Mehrwertsteuersätze in der Europäischen der besagt, dass Touristen von etwas angezogen werden, (C)<br />
Union auf bestimmte arbeitsintensive Dienstleistungen was verschwindet, wenn sie dort ankommen. Da gerade<br />
zeigen, dass diese nicht automatisch den Lehren des die Beitrittsländer noch große Potenziale an unberührter<br />
Kathederliberalismus folgen und zur Schaffung neuer und intakter Natur haben, sollten bei gemeinsamen,<br />
Arbeitsplätze führen. <strong>Bericht</strong>e der Europäischen Kom- grenzüberschreitenden Tourismusprojekten die Richtlimission<br />
aus dem Jahre 2003 belegen, dass es keine nachnien des Übereinkommens über die biologische Vielfalt,<br />
weisbare Wirkung der Mehrwertsteuerermäßigung auf CBD, „Biodiversität und Tourismusentwicklung“, in<br />
die Beschäftigungsquote gab.<br />
diesen Prozessen Anwendung finden. Gerade hinsicht-<br />
Aus unserer Sicht ist es vielmehr richtig und wichtig,<br />
zu betonen, dass die deutsche Tourismuswirtschaft ihren<br />
Blick auf die eigene Leistungsfähigkeit und einzigartige<br />
Besonderheiten richten und ihr Profil schärfen muss.<br />
Alleinstellungsmerkmale müssen vermarktet und Verbesserungen<br />
hinsichtlich Service und Barrierefreiheit erlich<br />
einer natur- und umweltfreundlichen Entwicklung<br />
des Tourismus in Osteuropa bietet Deutschland Hilfe<br />
und Unterstützung an. Die Umweltdachmarke „Viabono“<br />
könnte mit jeweiligen Modifizierungen Grundlage<br />
für die Entwicklung naturverträglicher touristischer<br />
Angebote sein.<br />
zielt werden. Dann kann der Deutschlandtourismus alle Es freut uns, dass die vom Bundesumweltministerium<br />
Herausforderungen meistern.<br />
forcierte und finanzierte Einführung der Umweltdach-<br />
Die zunehmende wirtschaftliche Integration zwischen<br />
West- und Osteuropa wird zunächst vor allem den Geschäftsreisetourismus<br />
beleben. Mit deutlich anwachsender<br />
Kaufkraft in den neuen EU-Ländern dürfte sich aber<br />
auch der Urlaubstourismus aus diesen Ländern heraus<br />
marke „Viabono“ inzwischen von allen Fraktionen dieses<br />
Hauses anerkannt und unterstützt wird. Ich bin sicher,<br />
dass es mit dieser breiten Unterstützung eines<br />
lobenswerten Ansatzes gelingen wird, Viabono in<br />
Deutschland und in der EU zum Erfolg zu führen.<br />
positiv entwickeln.<br />
Große Chancen tun sich durch die EU-Osterweite-<br />
(B)<br />
Die osteuropäischen Beitrittsländer sind bereits jetzt<br />
mit 2,4 Millionen Deutschlandreisen ein bedeutender<br />
Quellmarkt für den Deutschlandtourismus. Die Deutsche<br />
Zentrale für Tourismus hat Osteuropa schon frühzeitig in<br />
ihre Marketingaktivitäten eingebunden. Sie rechnet für<br />
2005 bereits mit 5,6 Millionen Deutschlandreisen. Sie<br />
soll – dafür setzt sich unser Antrag ein – ihre erfolgreiche<br />
Arbeit fortsetzen.<br />
Mit der Umsetzung der EU-Richtlinie zum transeuropäischen<br />
Hochgeschwindigkeitsbahnsystem und dem<br />
Ausbau der Schienenverkehrsinfrastrukturverbindungen<br />
rung vor allem für die dann ehemaligen Grenzregionen<br />
auf. Diese können aus der Randlage herauswachsen und<br />
sich zu prosperierenden Knotenpunkten in Mitteleuropa<br />
entwickeln. Vor allem für die kleinen und mittelständischen<br />
Unternehmen der Tourismuswirtschaft wird es dabei<br />
wichtig sein, Kooperationspartner zu finden und<br />
Allianzen zu schmieden. Hier kann zielgerichtete Förderung<br />
schnell zu positiven Effekten für Wirtschaft und<br />
Arbeitsmarkt führen. Ein sich so entwickelnder Tourismus<br />
wird zum Motor des Integrationsprozesses werden –<br />
auch in ideeller Hinsicht. Denn er trägt zur Verständigung<br />
zwischen den Ländern und Regionen bei.<br />
(D)<br />
wird sich der Urlaubsreiseverkehr in die EU-Beitrittsländer,<br />
aber auch von dort in andere EU-Länder intensivieren.<br />
Wir sprechen uns dafür aus, dass dieser Ausbau zügig<br />
erfolgt. Die EU-Erweiterung wird eine intensivere<br />
regionale, grenzüberschreitende Zusammenarbeit im<br />
Tourismus und im Naturschutz ermöglichen, aber auch<br />
Unser vorliegender Antrag sichert die notwendigen<br />
Aktivitäten des Bundes ab. Wenn auch die Länder und<br />
Kommunen jeweils ihren Beitrag leisten – davon gehen<br />
wir aus –, kann der Deutschlandtourismus der Zukunft<br />
zuversichtlich entgegensehen.<br />
notwendig machen. Hierauf wendet unser Antrag den<br />
Blick. Aber auch der Antrag der CDU/CSU setzt hier<br />
richtige Akzente.<br />
Ernst Burgbacher (FDP): Seit eineinhalb Monaten<br />
besteht die Europäische Union aus 25 Mitgliedstaaten.<br />
Zum 1. Mai sind 10 neue Staaten der EU beigetreten,<br />
Auf europäischer Ebene sollen die erfolgreichen An- viele davon im Osten Europas. Allerdings ist es keine<br />
sätze, nachhaltige Rahmenbedingungen für die Expan- reine EU-Osterweiterung, wie ein Blick auf die Landsion<br />
der Tourismuswirtschaft zu schaffen, fortgeführt karte zeigt. Die Erweiterung der Europäischen Union<br />
und weiterentwickelt werden. Der Tourismus ist nun ein- birgt für alle Beteiligten große Chancen in den untermal<br />
ein Bereich mit zum Teil gravierenden Auswirkunschiedlichen Bereichen des politischen, wirtschaftlichen<br />
gen auf Umwelt, Natur und Klima. Diese zu minimieren und kulturellen Wirkens und auch des persönlichen Zu-<br />
und zu vermeiden muss unser gemeinsames Anliegen sammenlebens.<br />
sein – sowohl in Deutschland als auch in der gesamten<br />
EU.<br />
Europa rückt zusammen und Deutschland rückt durch<br />
die Erweiterung stärker in die Mitte Europas. Dass die<br />
Europa ist die am meisten besuchte Tourismusregion Erweiterung einen Einfluss auf den Tourismus haben<br />
der Welt und hat die größte Tourismusdichte. Für uns wird, ist unzweifelhaft. Der Deutschlandtourismus wird<br />
Grüne bleibt es deshalb eine zentrale Herausforderung insbesondere von der unmittelbaren Nähe zu den neuen<br />
für alle touristischen Entwicklungen, dass Natur und EU-Mitgliedstaaten Polen und Tschechien profitieren<br />
Landschaft, von deren Attraktivität Tourismus wesent- können. Aber auch für den Incomingtourismus der Beilich<br />
lebt, bewahrt werden. Gerade auch in den osteuropäitrittsländer wird die Mitgliedschaft in der EU eine große<br />
schen Ländern mit ihrem reichhaltigen Naturerbe brau- Chance werden. Es kommt darauf an, dieses vielversprechen<br />
wir keine Entwicklung mit Enzensberger-Effekt, chende Potenzial zu nutzen.