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Stenografischer Bericht: 114. Sitzung - Deutscher Bundestag

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10376 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 15. Wahlperiode – <strong>114.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004<br />

Marlene Rupprecht (Tuchenbach)<br />

(A) Ausschusssitzungen sehr sachlich und konstruktiv zu 14 000 Bürgerinnen und Bürger haben Eingaben zum (C)<br />

führen. Vielen Dank, Herr Guttmacher.<br />

Irakkrieg gemacht, fast alle mit dem Tenor: Bitte keine<br />

(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE<br />

GRÜNEN und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten<br />

der FDP)<br />

Kriegsbeteiligung, keine Hilfen dazu! Ich glaube, mit<br />

der Entscheidung der Regierung, sich nicht an Kriegseinsätzen<br />

zu beteiligen, ist man dem Anliegen dieser<br />

14 000 Petenten wirklich gerecht geworden. Mit der<br />

Ich denke, es tut gut, im parlamentarischen Ablauf so et- Beendigung des Krieges eröffnet sich hoffentlich auch<br />

was zu erleben. Wir zwei gehören ja mit zu den alten Ha- eine Chance auf Befriedung im Nahen Osten. Die ganz<br />

sen in diesem Ausschuss und haben dabei erkannt: Für große Außenpolitik reicht also bis in unseren Ausschuss<br />

die Petentinnen und Petenten ist die Sachorientierung hinein.<br />

das Beste.<br />

Es gibt ebenfalls Anliegen, die ganz alltägliche Dinge<br />

Ich möchte klarstellen, was der Petitionsausschuss<br />

ist – gerade auch bei meinen Vorrednern kam das nicht<br />

immer ganz deutlich zum Ausdruck –: Wir sind kein<br />

Gnadenausschuss. Wir können uns nicht über bestehendes<br />

Recht hinwegsetzen. Das heißt, wir haben uns an<br />

Recht, das gesetzt ist, zu halten.<br />

Außerdem können wir die Gewaltenteilung, die die<br />

bundesrepublikanische Verfassung vorgibt, nicht aufheben.<br />

Ein Urteil eines Gerichtes, über das ein Petent klagt,<br />

können wir nicht hinwegfegen. Wir können dem Petenten<br />

nur empfehlen, den Rechtsweg zu beschreiten.<br />

betreffen. Zum Beispiel herrscht Unverständnis, warum<br />

eine Behörde bestimmt, dass der Briefkasten vor einem<br />

Altersheim abgebaut wird, sodass die Menschen bis zu<br />

1 000 Meter weit zum nächsten Briefkasten – das ist der<br />

Radius, in dem ein Briefkasten stehen muss – gehen<br />

müssen, was Menschen, die in einem Altersheim leben,<br />

oft nicht möglich ist. Eine entsprechende Petition ging<br />

ein, weitere waren sozusagen in Arbeit und sollten eingereicht<br />

werden. Die Verhandlungen mit der Behörde<br />

haben dazu geführt, dass die Briefkästen vor Altersheimen<br />

vom Abbau ausgenommen und dort belassen werden.<br />

Dadurch wird Bürgernähe vermittelt.<br />

(B)<br />

Schließlich haben wir auch nicht die Aufgabe, Regierung<br />

zu sein. Ihnen, Herr Dr. Wissing, muss ich einfach<br />

noch einmal sagen: Gewaltenteilung beinhaltet, dass<br />

eine Patientenbeauftragte eine Beauftragte der Regierung<br />

ist, der Petitionsausschuss aber eine Einrichtung<br />

des Parlaments, nämlich der Legislative. Diese beiden<br />

Dinge muss man sauber auseinander halten. Das ist ganz<br />

wichtig. Ansonsten würde das Parlament untergemischt.<br />

Auch als Mitglied einer Fraktion, die die Regierung<br />

stellt, lege ich darauf großen Wert. Ich habe eigentlich<br />

gedacht, Ihnen als Jurist wäre das klar.<br />

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten<br />

des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)<br />

Wir haben sehr viele Beschwerden, Anliegen und Bitten<br />

zum Thema Gesundheit erhalten, auch auf dem Gebiet<br />

der Kinderheilbehandlung. Da genügt es manchmal,<br />

das Bundesversicherungsamt oder die Behörden, die zu<br />

entscheiden haben, darauf aufmerksam zu machen, dass<br />

sie die Kinder nicht wie Erwachsene behandeln dürfen,<br />

sondern sie im Sinne von Kindern behandeln müssen.<br />

Die Kinder haben eine kleinere Lobby; das sage ich auch<br />

als Kinderbeauftragte meiner Fraktion.<br />

Ich glaube, an diesen Einzelfällen wird deutlich, dass<br />

der Petitionsausschuss Bürgernähe hat und sie nicht erst<br />

suchen muss.<br />

Viele Anliegen, die den Petitionsausschuss zurzeit er-<br />

(D)<br />

Vielleicht liegt es aber auch daran, dass unsere Arbeit reichen, betreffen die gesetzliche Krankenversicherung.<br />

nicht gerne gemacht wird, wenn man sie nicht kennt. Aufgrund der unterschiedlichen Erwerbsbiographien,<br />

Deshalb sind manche Fraktionen dazu übergangen, zu aber auch der persönlichen Biographien, die teilweise<br />

rollieren. Das heißt, einige Kollegen werden ausge- durch Scheidung, Trennung oder anderes gekennzeichtauscht<br />

und andere rücken nach. Es fällt nämlich massiv net sind, kann es dazu kommen, dass Menschen auf ein-<br />

Arbeit an; diese kostet viel Zeit, aber ist in keinster mal keine Krankenversicherung mehr haben. Das kann<br />

Weise öffentlichkeitswirksam. Als Politiker, egal wel- man sich eigentlich kaum vorstellen und es sind sicher<br />

cher Couleur, leben wir ja nach dem Grundsatz: Tue Gu- Einzelfälle. Aber wenn sich die Fraktionen des Bundestes<br />

und rede darüber! Wir können aber nicht über Einzeltages schon um eine Reform bemühen, sollten in den<br />

fälle öffentlich reden. Wir müssen entscheiden, und Überlegungen auch diese Fälle berücksichtigt werden.<br />

zwar, wie ich denke, oft im Sinne der Petentinnen und Deshalb fordern wir das Gesundheitsministerium zuneh-<br />

Petenten. Wir können allerdings die Daten des Einzelmend auf, bei einer Reform darauf zu achten, dass die<br />

nen, dem wir geholfen haben, nicht veröffentlichen. Gruppe derer, die nicht erfasst werden und durch das be-<br />

Deshalb ist diese Arbeit nicht sehr beliebt. Trotzdem gibt treffende Netz fallen, von vornherein sehr klein gehalten<br />

es Abgeordnete, die schon zwei oder drei Wahlperioden wird.<br />

in diesem Ausschuss sind. Hierfür gibt es Gründe: Das<br />

liegt an der Bürgernähe, an der Sacharbeit, die dort geleistet<br />

wird, und an unserem präzisen Vorgehen. Die Basis<br />

für Entscheidungen wird uns durch die Vorbereitungen<br />

hervorragender Fachleute des Ausschussdienstes<br />

gelegt.<br />

Wenn man die Erfolge dieser Arbeit sieht, macht man<br />

die Arbeit gern. Wenn man sie länger macht, stellt man<br />

fest, dass sie auch für einen persönlich ein Gewinn ist.<br />

Man lernt unheimlich viel. Ich denke, Abgeordnete, die<br />

sich in der Parlamentsarbeit auskennen – nicht ganz neue<br />

Abgeordnete, die sich im parlamentarischen Ablauf erst<br />

Ich will an ein paar Beispielen zeigen, wie weit die zurechtfinden müssen –, sollten einmal für längere Zeit<br />

Sachverhalte reichen, die bei uns im Petitionsausschuss in den Petitionsausschuss gehen, um zu sehen, welche<br />

eingereicht werden. Ich nehme das Beispiel Irakkrieg. Gesetze gut gemacht sind und bei welchen vielleicht

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