Stenografischer Bericht: 114. Sitzung - Deutscher Bundestag
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Ursula Heinen<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 15. Wahlperiode – <strong>114.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 10327<br />
(A) selbst das Bundesumweltministerium legen Programme der Rechnungshof – das vorhandene Engagement der (C)<br />
zur Ernährungsaufklärung und Forschungsprogramme Bundesländer.<br />
zu diesem Thema auf.<br />
(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Das ist<br />
(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Unkoordiniert!)<br />
jetzt die neue Masche!)<br />
Sowohl das Gesundheits- als auch das Verbraucherschutzministerium<br />
haben jeweils Millionenbeträge für<br />
Aufklärungsmaßnahmen zur Ernährung vorgesehen. Das<br />
ist doch ein klarer Hinweis auf Doppelstrukturen. Also<br />
beantworten Sie uns die Frage: Wer macht denn nun eigentlich<br />
was?<br />
(Beifall bei der CDU/CSU)<br />
Was ist also zu tun? Wir brauchen eine einheitliche<br />
Strategie zur Bekämpfung der Über- und Fehlernährung.<br />
Dazu zählt, wie Sie bereits gesagt haben, die<br />
Durchführung einer nationalen Verzehrstudie, die Aufschluss<br />
über Ernährungsgewohnheiten gibt. Aber achten<br />
Sie auch darauf, dass diese Studie, die immerhin<br />
2,3 Millionen Euro kostet, wissenschaftlich transparent<br />
ist und wissenschaftlich begleitet wird.<br />
Deshalb erwarten wir: Benennen Sie in der Bundesre- Wir müssen darüber hinaus die Prävention in den Vorgierung<br />
trotz des Querschnittscharakters des Themas ein dergrund der Strategie stellen. Dazu gehören in der Tat<br />
eindeutig federführendes Ministerium! Nehmen Sie eine die Bereitstellung von Material zur Ernährungsaufklä-<br />
klare Aufgabenteilung zwischen den Ministerien vor und rung für Schulen und Ärzte, die Förderung von Ernäh-<br />
gewährleisten Sie, dass diese Aufgabenteilung auch tatrungsberatung durch Kinderärzte usw. Aber auch hier ist<br />
sächlich durchgehalten wird! Doppelarbeiten kosten nur auf die wissenschaftliche Begleitung zu achten. Bei der<br />
Geld,<br />
Kampagne „Kinder leicht“, die Sie vorhin erwähnt ha-<br />
(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Und Zeit!)<br />
ben – dafür geben Sie immerhin ungefähr 1,85 Millionen<br />
Euro aus –, sind alle Beteiligten über die Wirksamkeit<br />
und zwar Geld des Steuerzahlers, ohne irgendeinem Betroffenen<br />
tatsächlich zu nutzen.<br />
sehr im Zweifel, weil es eben an wissenschaftlicher Begleitung<br />
dieser Kampagne fehlt.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU)<br />
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten<br />
der FDP)<br />
Was in der Debatte bislang völlig zu kurz gekommen<br />
ist und was auch Sie falsch dargestellt haben, sind die<br />
Leistungen der Bundesländer. Nicht erst gestern sind<br />
die Kultusminister bzw. die Länder – vielleicht die Kul-<br />
Das heißt, Sie wissen noch nicht einmal, ob die Broschüren<br />
und Materialien, die Sie Erziehern in Kindergärten<br />
an die Hand geben, überhaupt wirken.<br />
(B)<br />
tusministerkonferenz – darauf gekommen, etwas zu tun.<br />
Die Länder sind schon sehr, sehr lange an solchen Programmen<br />
beteiligt. Beispielsweise gibt es in Baden-<br />
Württemberg schon seit 1980 entsprechende Ernährungsprogramme<br />
in den Kindergärten, seit 1985 bereits<br />
entsprechende Programme in den Schulen.<br />
Wir wollen Bewegung und Sport bei Kindern und Jugendlichen<br />
in der Tat fördern. Mit den Ländern sollten<br />
Möglichkeiten der Ausdehnung des Schulsports entwickelt<br />
werden. Zudem kann der Bau von Spiel- und<br />
Sportstätten durch Änderung der Vorgaben beim Bauund<br />
Planungsrecht erleichtert werden.<br />
(D)<br />
(Beifall bei der CDU/CSU – Peter Dreßen<br />
(Beifall bei der CDU/CSU)<br />
[SPD]: Keiner weiß was davon!)<br />
Es gibt also eine ganze Reihe von Möglichkeiten,<br />
Thüringen führt seit 1994 ein spezielles Programm für etwas zu tun. Aber ich meine, dass Sie mit allen Betei-<br />
Kindertagesstätten durch. Lehrpläne sehen dort Unterligten zusammenarbeiten sollten. Eine Plattform ist sirichtseinheiten<br />
zur Ernährung vor.<br />
cherlich ein richtiger Weg dorthin. Aber Sie dürfen die-<br />
(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Wunderbar!<br />
Daraus kann man lernen!)<br />
ses Thema nicht um der Show willen hier in den<br />
<strong>Bundestag</strong> bringen, sondern nur dann, wenn Sie es mit<br />
der Ernährung und mit der Bewegung unserer Kinder<br />
Alle zuständigen Länderministerien – ich rate Ihnen,<br />
und Jugendlichen tatsächlich ernst meinen.<br />
zuzuhören – stellen Jahr für Jahr sechsstellige Beträge<br />
bereit, Sachsen beispielsweise 430 000 Euro jährlich, um<br />
Projekte und Programme durchzuführen. Unterstützt<br />
werden diese Bemühungen durch Initiativen der Landwirtschaftskammern<br />
und der Verbraucherzentralen, aber<br />
Recht herzlichen Dank.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg.<br />
Hans-Michael Goldmann [FDP])<br />
eben auch durch die regionalen Landfrauen- und Landju- Präsident Wolfgang Thierse:<br />
gendverbände.<br />
Ich erteile das Wort der Kollegin Gabriele<br />
(Beifall bei der CDU/CSU – Julia Klöckner<br />
Hiller-Ohm, SPD-Fraktion.<br />
[CDU/CSU]: Genau! Das Kind braucht halt<br />
einen anderen Namen!)<br />
Gabriele Hiller-Ohm (SPD):<br />
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Krasser<br />
Das Rad, Frau Künast, müssen wir also wirklich nicht können die Gegensätze nicht sein. Im Westsudan sterben<br />
neu erfinden. Ganz im Gegenteil, Sie mischen sich even- Kinder unter den Augen ihrer Mütter und Väter einen<br />
tuell massiv in die Kompetenzen der Länder ein und ge- schrecklichen Hungertod. In Schweden wird Eltern das<br />
fährden damit unter Umständen – das sagt Ihnen auch Sorgerecht entzogen, weil ihr fünfjähriges Kind mit