Stenografischer Bericht: 114. Sitzung - Deutscher Bundestag
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Werner Lensing<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 15. Wahlperiode – <strong>114.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 10361<br />
(A) (Hans-Werner Bertl [SPD]: Ich habe die Er-<br />
Drittens. Mit einem europatauglichen Ausbildungs- (C)<br />
wartungen geschildert, die wir haben!)<br />
pass – Frau Kollegin Böhmer hat schon darauf hinge-<br />
Erstens kann der Staat die Erfüllung dieses Paktes genauso<br />
wenig einfordern, wie die Verbände die Unternehmen<br />
zur Ausbildung zwingen können.<br />
Zweitens hat Rot-Grün mit dem Pakt nichts Neues erreicht;<br />
denn die in dem Ausbildungspakt vereinbarten<br />
Angebote bestanden – das haben wir wiederholt gesagt<br />
und das stimmt so, auch wenn Sie anderer Auffassung<br />
sind – seitens der Wirtschaft bereits lange vor Ihren Bemühungen<br />
zur Zwangsabgabe.<br />
wiesen – werden alle erworbenen Qualifikationen einheitlich<br />
erfasst.<br />
Und schließlich viertens: Wir wollen vor allem die<br />
Stufenausbildung für dreijährige Ausbildungsgänge.<br />
Gerade für Berufsstarter sind schnelle Erfolgserlebnisse<br />
von unschätzbarem Wert.<br />
Ich fasse zusammen: Unsere Novelle ist, wenn man<br />
sie objektiv betrachtet – und dazu in der Lage ist –, in<br />
sich geschlossen und übersichtlich.<br />
(Zuruf von der CDU/CSU: Richtig! – Nicolette<br />
(Nicolette Kressl [SPD]: Übersichtlich schon!)<br />
Kressl [SPD]: Das ist nicht wahr!)<br />
So bleibt sie auch für kleine Unternehmen, die ausbil-<br />
Es gibt nach wie vor keine Garantien und voraussichtlich<br />
den, überschaubar und eigenständig handhabbar.<br />
auch keine Ausbildungsplätze für alle Jugendlichen, Wir wollen, dass die Motivation aller Beteiligten,<br />
weil die Betriebe nicht gesamt-, sondern betriebswirt- auch derjenigen im Schulbereich, also aller Lehrerinnen<br />
schaftlich entscheiden.<br />
und Lehrer sowie aller Schülerinnen und Schüler, geför-<br />
Drittens ist es höchst zweifelhaft, dass in diesem Jahr<br />
bei anhaltend schlechter Konjunktur und hoher Insolvenzquote<br />
netto mehr Ausbildungsplätze angeboten<br />
werden als im Vorjahr.<br />
(Widerspruch bei der SPD)<br />
dert wird. Aber das setzt ein deutliches Bekenntnis zum<br />
hohen Gut der Leistung voraus. Wer jedoch Leistung<br />
gesellschaftlich niederredet, macht diese nicht erstrebenswert.<br />
(Zuruf von der SPD: Wer tut das denn?)<br />
Leistung darf kein Schimpfwort sein oder gar als Syno-<br />
– Da lassen Sie besser Ihre Lippen davon.<br />
nym für Inhumanität verteufelt werden, wie dies trauri-<br />
(B)<br />
Viertens. Verlierer auf der ganzen Linie sind die Gewerkschaften.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU)<br />
gerweise viele Jahre in manchen Bundesländern durch<br />
sozialdemokratische Regierungen vorexerziert wurde.<br />
(Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)<br />
Deshalb stelle ich fest – auch das wollen wir mit unse-<br />
(D)<br />
Sie haben zu hoch gepokert und verweigern sich nun rem Antrag –: Wer Leistung angemessen fordert und för-<br />
dem Pakt. Sie fordern nur von anderen. Herr Bertl, ich dert, handelt zutiefst human.<br />
frage mich zusätzlich, warum sich jetzt, wenn man allgemein<br />
so begeistert ist, wiederum ganze Teile Ihrer Fraktion<br />
an dieser Stelle verweigern.<br />
Mein Fazit – ich weiß, dass Sie alle es hören wollen<br />
–: Eine solide Ausbildung ist der Schlüssel zu beruflichem<br />
Erfolg. Unsere duale Ausbildung ist ein zielge-<br />
(Nicolette Kressl [SPD]: Blödsinn! – Hans- richteter Weg dorthin und weltweit anerkannt. Diese<br />
Werner Bertl [SPD]: Wer verweigert sich wirksam zu fördern und zu modernisieren, das ist der In-<br />
denn?)<br />
halt unseres Entwurfs. Und schließlich: Dies alles geschieht<br />
auf dem Weg der Freiwilligkeit und der gesell-<br />
Ich habe den Eindruck: Die SPD steht weiter im Abseits. schaftlichen und wirtschaftlichen Verantwortung. Für<br />
(Michael Glos [CDU/CSU]: So ist es! – Wei-<br />
Zwang und Verstaatlichung ist hier kein Platz.<br />
tere Zurufe von der CDU/CSU: Da bleiben sie Wir sind natürlich gesprächsbereit gegenüber allen<br />
stehen! – Da holt sie keiner ab!)<br />
anderen Fraktionen, solange sie sich unseren guten Vor-<br />
Gerade in dieser Situation kommt unser Entwurf eines<br />
Gesetzes zur Modernisierung des Berufsbildungsstellungen<br />
anschließen.<br />
Vielen Dank.<br />
rechts wie gerufen. Er wird die Ausbildung nunmehr<br />
moderner, schneller und kompakter gestalten. Ich will<br />
das anhand einiger Aspekte begründen:<br />
(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU<br />
sowie bei Abgeordneten der FDP)<br />
Erstens. Mit der Schaffung gesetzlicher Grundlagen<br />
für die Verbundausbildung räumen wir weitere Hürden<br />
zur Schaffung neuer Ausbildungsplätze aus dem Wege.<br />
Zweitens. Wir bieten den Unternehmen durch die forcierte<br />
Erstellung neuer Berufsbilder gezielt Anreize,<br />
nach den konkreten wirtschaftlichen Gegebenheiten auszubilden.<br />
Das von uns hierfür erarbeitete Schlichtermodell<br />
ist wegweisend.<br />
Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner:<br />
Ich schließe die Aussprache.<br />
Interfraktionell wird Überweisung der Gesetzentwürfe<br />
auf den Drucksachen 15/2821 und 15/3325 an die<br />
in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen.<br />
Gibt es dazu anderweitige Vorschläge? – Das<br />
ist nicht der Fall. Dann sind die Überweisungen so beschlossen.