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Stenografischer Bericht: 114. Sitzung - Deutscher Bundestag

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Dirk Fischer (Hamburg)<br />

<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 15. Wahlperiode – <strong>114.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 10439<br />

(A) bzw. dem Schienenverkehrssektor unverändert Marktan- Der Deutsche <strong>Bundestag</strong> fordert die Bundesre- (C)<br />

teile abnimmt. Wir brauchen die Freisetzung der Dynagierung auf, eine Grundsatzentscheidung über<br />

mik privaten Kapitals im Schienenverkehrsmarkt. Das eine mögliche Teilprivatisierung der Deutschen<br />

ist unser Wunsch, mit dem wir den Verkehrsträger vo- Bahn AG … erst dann zu treffen, wenn der nachranbringen<br />

wollen.<br />

haltige wirtschaftliche Erfolg des Unternehmens<br />

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)<br />

DB AG, insbesondere eine mehrjährige positive Gewinnentwicklung,<br />

feststeht.<br />

Der Steuerzahler darf nicht die Gewinne von Aktionären<br />

finanzieren. Das Schienennetz darf nicht zu einem bloßen<br />

Renditeobjekt des Kapitalmarkts verkommen. An-<br />

(Beifall des Abg. Georg Brunnhuber [CDU/<br />

CSU])<br />

gesichts der grundgesetzlich vorgegebenen Infrastruk- Eine dauerhafte Rentabilität<br />

turverantwortung dürfen doch nicht die in England<br />

gemachten Fehler wiederholt werden: Für das Netz darf<br />

der Shareholder Profit nicht zur Handlungsmaxime des<br />

– auch das scheint mir wichtig, noch einmal in Erinnerung<br />

zu rufen –<br />

Bahnvorstandes werden. Hier geht es auch um einen der DB AG darf nicht auf Leistungen des Bundes<br />

wichtigen Aspekt der Daseinsvorsorge im ganzen Land.<br />

– und damit der Steuerzahler und Steuerzahlerinnen –<br />

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)<br />

für den Ausbau der Schieneninfrastruktur beru-<br />

Meine verehrten Kolleginnen und Kollegen, auch hen …<br />

zehn Jahre nach Beginn der Bahnreform ist die DB AG<br />

weiter im Sanierungsprozess; darüber kann keine Propaganda<br />

hinwegtäuschen. Wir haben im Jahre 2003 einen<br />

Konzernbilanzverlust von 245 Millionen Euro gehabt.<br />

(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNIS-<br />

SES 90/DIE GRÜNEN, der SPD, der CDU/<br />

CSU und der FDP)<br />

Die Verbindlichkeiten haben sich gegenüber 2002 um Wie sehr wir Recht hatten, dies damals ganz präzise<br />

2,5 Milliarden Euro auf jetzt 27 Milliarden Euro erhöht. aufzuschreiben, hat wenige Wochen später die Veröf-<br />

Beim Start der Bahnreform, am 1. Januar 1994, waren es fentlichung der Kurzfassung des Gutachtens von<br />

0 Euro, denn der Bund hat alle Altschulden in seinen Morgan Stanley gezeigt; denn dort wird Punkt für Punkt<br />

Haushalt übernommen. Die Eigenkapitalquote ist gegen- aufgelistet und zusammengefasst, welche Wirtschaftüber<br />

2002 um weitere 1,7 Prozent auf nur noch lichkeitsdaten im Einzelnen als Hürden genommen wer-<br />

10,7 Prozent abgesunken. Als es losging, 1994, waren es den müssen, um eine sinnvolle Teilprivatisierung zu er-<br />

29,6 Prozent, also nahezu die 30 Prozent, die wir haben reichen, die die Bezeichnung Börsengang oder<br />

(B)<br />

wollen. Die Umsätze der Bahn ohne Stinnes stagnieren<br />

bei 15,9 Milliarden Euro.<br />

Kapitalmarktfähigkeit verdient und nicht in Wahrheit einen<br />

Notverkauf bedeutet.<br />

(D)<br />

Die Bundesregierung wäre gut beraten, im Schulter- Als Voraussetzungen und Bedingungen werden zum<br />

schluss mit dem Parlament und dessen Gesetzgebungs- Beispiel genannt: die Klärung des europäischen Vergabefugnis<br />

sowie vor dem Hintergrund ihrer Verantworberechts – wegen der Nahverkehrsaufträge sieht<br />

tung als Alleineigentümer die weiteren Schritte zu Morgan Stanley offenbar Bedarf –, eine zehn Jahre lange<br />

unternehmen. Nur so kann am Ende des Prozesses – und nachhaltige Finanzierung des Netzes über die Bestands-<br />

damit noch zum richtigen Zeitpunkt – die Bahnreform netzmittel, eine nachhaltige Garantie für die Regionali-<br />

erfolgreich vollendet werden.<br />

sierungsmittel, ein – dies wird vor allem genannt – Turn-<br />

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)<br />

around in den beiden Unternehmensbereichen Fernverkehr<br />

und Fahrweg – beide sind derzeit defizitär –, die Er-<br />

Vizepräsident Dr. Norbert Lammert:<br />

Das Wort hat nun der Kollege Albert Schmidt,<br />

Bündnis 90/Die Grünen.<br />

reichung einer Dividendenrendite von 4 bis 5 Prozent<br />

und einer Kapitalkostenrendite von 8,7 Prozent. All das<br />

sind Benchmarks, Zielwerte, von deren Erreichung wir<br />

im Moment meilenweit entfernt sind.<br />

Albert Schmidt (Ingolstadt) (BÜNDNIS 90/DIE<br />

GRÜNEN):<br />

(Beifall des Abg. Georg Brunnhuber [CDU/<br />

CSU])<br />

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In Das muss man ganz nüchtern zur Kenntnis nehmen. Ich<br />

bemerkenswerter und, wie ich finde, beispielloser Ein- glaube, deshalb war unsere Erinnerung an die grundsätzmütigkeit<br />

hat der Verkehrsausschuss des Deutschen liche Bedeutung solcher Voraussetzungen sehr richtig<br />

<strong>Bundestag</strong>es am 5. Mai dieses Jahres einen gemeinsa- und zielführend.<br />

men Entschließungsantrag beschlossen, der uns heute<br />

noch einmal zur Abstimmung vorliegt, in dem wir alle<br />

(Beifall im ganzen Hause)<br />

gemeinsam die Bedingungen nennen, die wir für die Er- Darüber hinaus haben wir in diesem gemeinsamen<br />

reichung der Kapitalmarktfähigkeit des Bundeskon- Antrag, der uns heute noch einmal zur Beratung und Abzerns<br />

Deutsche Bahn AG bzw. für eine Teilprivatisiestimmung vorliegt, auch verlangt, dass vor einer Grundrung<br />

desselben für unabdingbar halten. Diese satzentscheidung – das betone ich – über eine mögliche<br />

Entschließung verdient es, in den wesentlichen Punkten Teilprivatisierung der Deutschen Bahn AG die ver-<br />

noch einmal in Erinnerung gerufen zu werden; denn dort kehrs-, finanz- und haushaltspolitischen Chancen und<br />

heißt es:<br />

Risiken der infrage kommenden Privatisierungs-

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