Stenografischer Bericht: 114. Sitzung - Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 15. Wahlperiode – <strong>114.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 10421<br />
(A) Monika Griefahn (SPD):<br />
Haus immer unstreitig, dass es Neuregelungen geben (C)<br />
Liebe Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kol- muss. Es gab und gibt viele Debatten über Sinn und Unlegen!<br />
Lieber Bernd Neumann, vor meinen eigentlichen sinn der Welle insgesamt. Ich glaube, wir im Hause sind<br />
Ausführungen zum Gesetz möchte ich zweierlei zu den uns einig, dass die Welle notwendig ist. Worüber wir dis-<br />
beiden letzten von Ihnen genannten Punkten sagen. Zukutieren, ist, wie ihr Programm aussehen soll und wie<br />
nächst: Channel D ist schon pleite; wir haben nur noch ihre spezifischen Zielgruppen zu erreichen sind. Diese<br />
German TV.<br />
Debatten waren notwendig; ohne sie kann die Welle<br />
(Bernd Neumann [Bremen] [CDU/CSU]:<br />
Habe ich doch gemeint!)<br />
nicht das leisten, was sie leisten soll. Sie hat sich durch<br />
die Debatten, die wir in den letzten Jahren gehabt haben,<br />
unabhängig von der Gesetzesnovellierung schon zu<br />
Wir sind uns doch einig und haben es besprochen: Wenn einem modernen Sender entwickelt, der in der medialen<br />
die Auswertung vorliegt und sich herausstellt, dass das Außenrepräsentanz der Bundesrepublik eine entschei-<br />
nicht erfolgreich ist, dann müssen wir genau überlegen, dende und, wie ich denke, zentrale Rolle spielt.<br />
was wir machen. Ich glaube nicht, dass irgendjemand<br />
bereit ist, weiter Geld auszugeben, wenn etwas nicht erfolgreich<br />
ist. Aber wir müssen die Auswertung abwarten.<br />
Wir haben sie uns für das Frühjahr vorgenommen;<br />
im Herbst wird es die Auswertungspapiere geben, und<br />
dann werden wir gemeinsam beschließen. Ich glaube,<br />
dass es, wenn die Fakten vorliegen, keine so unterschiedlichen<br />
Einstellungen geben wird.<br />
Ich möchte in diesem Zusammenhang aus einer aktuellen<br />
Studie, die von Forsa erstellt worden ist, zitieren.<br />
Hörer und Zuschauer der Deutschen Welle wurden in<br />
den USA und in Russland, in zwei für uns sehr wichtigen<br />
Ländern, befragt. Die <strong>Bericht</strong>erstattung über<br />
Deutschland ist in diesen Ländern eher gering. Sie ist in<br />
Russland etwas umfangreicher als in den USA, aber in<br />
beiden Fällen eher undifferenziert. Allerdings ist unter<br />
Meine zweite Vorbemerkung betrifft das spanisch- den Nutzern der Deutsche-Welle-Angebote in beiden<br />
sprachige Fernsehen. Ich muss mich ein wenig wun- Ländern ein deutlich differenzierteres Bild festzustellen.<br />
dern: Viele von uns – auch in der SPD-Fraktion – haben Klischees und Vorurteile über Deutschland sind unter<br />
gegen die Einstellung des spanischsprachigen Fernse- den Deutsche-Welle-Nutzern in beiden Ländern weniger<br />
hens protestiert. Aber man muss doch auch ganz klar se- vorhanden als bei anderen Befragten. Die Nutzer der<br />
hen, dass wir uns immer dafür eingesetzt haben, dass die Welle haben auch ein weniger rückwärtsgewandtes<br />
Deutsche Welle ein staatsferner Rundfunk ist. Wenn also Deutschlandbild als andere.<br />
Intendanz und Redaktion vor dem Hintergrund des zur<br />
Verfügung stehenden Geldes<br />
An diesem Beispiel zeigt sich, dass die Deutsche<br />
Welle ihrem Programmauftrag gerecht wird, indem sie<br />
(B)<br />
(Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Aber<br />
da hakt es doch!)<br />
erstens Lücken der <strong>Bericht</strong>erstattung in anderen Ländern<br />
füllt und zweitens dazu beiträgt, ein mindestens aktuel-<br />
(D)<br />
beschließen, nicht eine Stunde spanischsprachiges Fernsehen,<br />
sondern – für die Hälfte des Geldes – fünf Stunden<br />
Untertitelung zu bringen, dann können wir das gut<br />
finden oder nicht, aber es ist die Entscheidung des Senders<br />
selbst.<br />
les Bild von Deutschland zu vermitteln. Das ist ein wichtiger<br />
Punkt, der in dem Programmauftrag neu aufgenommen<br />
wird. Ich stimme Bernd Neumann zu – ich denke,<br />
dass wir dazu einen gemeinsamen Antrag aller Fraktionen<br />
hinbekommen können –, dass wir Deutschland als<br />
europäische Kulturnation präsentieren sollten. Dieser<br />
(Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Aber Punkt kann im Rahmen eines gemeinsam eingebrachten<br />
es ist unsere Entscheidung, wie viel Geld die Änderungsantrags berücksichtigt werden.<br />
bekommen! Da hakt es!)<br />
Die Welle ist nicht mehr nur ein reiner Nachrichten-<br />
– Das wird sicherlich immer wieder die Frage sein. Aber sender – eigentlich war sie das nie –, sondern sie trägt<br />
es geht um die Staatsferne.<br />
dazu bei, im Austausch mit Hörern, Zuschauern und On-<br />
Der Sender bringt neben 22 Stunden englischem und<br />
deutschem Programm eine Stunde lang ein spanisches<br />
Programm, das dann wiederholt wird. Über die Überlegung<br />
des Senders, stattdessen fünf Stunden Untertitelung<br />
zu machen, kann man sicherlich diskutieren; man<br />
sollte sie aber respektieren. Ich möchte gar keine abschließende<br />
Wertung abgeben. Wir werden abwarten,<br />
was die Haushaltsdebatten im Herbst bringen werden<br />
linenutzern ein Forum des Dialoges in, über und mit<br />
Deutschland zu sein. Ich betone dies besonders, weil die<br />
Onlinenutzung immer wichtiger wird. Ich stelle mir einen<br />
modernen Auslandsrundfunk so vor, dass es einen<br />
wirklichen Austausch gibt und dass er nicht ein reines<br />
Transportmittel für, wie es in § 4 des alten Deutsche-<br />
Welle-Gesetzes heißt, „deutsche Auffassungen zu wichtigen<br />
Fragen“ ist.<br />
und wie viel Geld wir gemeinsam für die Deutsche Ein weiterer wichtiger Punkt in dem Gesetzentwurf<br />
Welle aufbringen können.<br />
ist die Verankerung der Telemedien. Dieser zentrale<br />
Mit der Vorlage des Gesetzentwurfs ist meiner Ansicht<br />
nach ein großer Wurf gelungen. Wir haben es mit<br />
einer Gesetzesnovelle zu tun, die – Frau Staatsministerin<br />
hat das schon gesagt – in den Medien ihresgleichen<br />
Punkt wird gerade bei den deutschen Rundfunkanstalten<br />
nicht immer angemessen beachtet. Es ist ganz wichtig,<br />
dass wir diesen Punkt im Deutsche-Welle-Gesetz verankern<br />
konnten.<br />
sucht. Wir haben bereits seit 1998 darüber debattiert, in Für mich ist außerdem wichtig, dass es im Rahmen der<br />
welcher Form das Gesetz der Deutschen Welle refor- zukünftigen Arbeit der Welle eine enge Kooperation und<br />
miert werden soll oder muss. Dabei war es bei allen im Koordination mit <strong>Bundestag</strong>, Bundesregierung und