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Stenografischer Bericht: 114. Sitzung - Deutscher Bundestag

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10480 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 15. Wahlperiode – <strong>114.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004<br />

(A) ungewöhnlich und war und ist auch kein Geheimnis. Im Die Entwicklung zeigt, dass das bisherige Flugsiche- (C)<br />

Gegenteil: Alle – das wiederhole ich an dieser Stelle – rungsgebührensystem die wirtschaftliche und finanzielle<br />

alle, die an der Schaffung des gemeinsamen Antrags be- Basis der DFS nur unzureichend sichert. Es ist ein<br />

teiligt waren, wussten, dass genau diese Aufteilung und Schönwettersystem, das der DFS in wirtschaftlich<br />

nur diese Aufteilung der notwendige Kompromiss war! schlechten Zeiten zu wenig Handlungsspielraum lässt.<br />

Wenn man dann aber nach langem Ringen und Verhandeln<br />

– in diesem Fall wurde nun wirklich außergewöhnlich<br />

lange verhandelt – zu einem Kompromiss gekommen<br />

ist, dann sollte man auch zu diesem<br />

Kompromiss stehen.<br />

Nach dem Luftverkehrsgesetz hat sich die DFS kostendeckend<br />

über Flugsicherungsgebühren zu finanzieren.<br />

Sie werden jährlich für ein Jahr im Voraus festgesetzt.<br />

Kommt wegen Planungs- bzw. Prognoseabweichungen<br />

eine Über- oder Unterdeckung zustande, sind diese im<br />

übernächsten Gebührenjahr wieder auszugleichen.<br />

Aus diesem Grund kann ich den neuerlichen Zusatzantrag<br />

wirklich nicht nachvollziehen: Er stellt einen der<br />

Eckpfeiler des gemeinsam zwischen allen Beteiligten<br />

ausgehandelten Kompromisses infrage. Das wissen natürlich<br />

auch die Antragsteller.<br />

Wie wir 2002 erfahren mussten, ist eine Anhebung<br />

der Gebührensätze in wirtschaftlich schlechten Zeiten<br />

aber nur bedingt möglich. Auch 2003 wäre ein Verlust<br />

zu erwarten gewesen, wenn nicht Erträge durch das US-<br />

Cross Border Leasing erzielt worden wären.<br />

Ich rate den lieben Kolleginnen und Kollegen der Op- Daher begrüßt die Union den gemeinsamen Antrag<br />

position zur vorsichtigen Annäherung an die Realität aller Fraktionen zur Verbesserung der wirtschaftlichen<br />

und an die Erkenntnis, dass nur der gemeinsame Antrag und organisatorischen Strukturen der Deutschen Flugsi-<br />

aller Fraktionen die Unterstützung aller Beteiligten fincherung.den konnte und finden kann und dass der neue Zusatzantrag<br />

vor diesem Hintergrund nicht besonders sinnvoll<br />

und schon gar nicht zielführend ist. Er kann daher auch<br />

nur abgelehnt werden!<br />

Erstens. So soll ein neues Flugsicherungsgebührensystem<br />

erarbeitet werden, welches die DFS von externen<br />

Einflüssen unabhängiger macht. Es soll DFS ermöglichen,<br />

ein angemessenes Eigenkapital zu erreichen.<br />

Dennoch möchte ich mich noch einmal bei denjenigen<br />

Kolleginnen und Kollegen – aller Fraktionen – bedanken,<br />

die an der langwierigen Schaffung des gemeinsamen Antrags<br />

mitgewirkt haben, zur Weiterentwicklung der DFS<br />

und des Luftfahrtstandorts Deutschland.<br />

Zweitens. Weiterhin soll der Ordnungsrahmen für die<br />

DFS so weiterentwickelt werden, dass weitere Beteilungen<br />

an anderen Unternehmen möglich werden. Bisher ist<br />

die DFS an der European Satellite Services Provider/European<br />

Economic Interest Group, ESSP/EEIG, beteiligt,<br />

(B)<br />

Norbert Königshofen (CDU/CSU): 1992 hat der<br />

welche die Möglichkeiten des amerikanischen Satellitensystems<br />

GPS in der Zivilluftfahrt nutzen will. Die<br />

(D)<br />

<strong>Bundestag</strong> mit der 10. Novelle zum Luftverkehrsgesetz DFS will sich darüber hinaus an der „Flight Calibration<br />

die Organisationsprivatisierung der Flugsicherung in Services GmbH“ beteiligen, die Navigationsanlagen<br />

Deutschland durchgesetzt. Daraufhin gründete der Bund flugvermisst. An ihr sind bereits die österreichische<br />

die DFS Deutsche Flugsicherung GmbH. Wegen ihrer Flugsicherung Austro Control und die schweizerische<br />

Kernaufgabe der Luftverkehrskontrolle muss sie sich aus Flugsicherung Skyguide beteiligt.<br />

verfassungsrechtlichen Gründen mehrheitlich in Bundeseigentum<br />

befinden. Tatsächlich gehört die DFS bis<br />

heute noch zu 100 Prozent dem Bund.<br />

Ferner strebt die DFS eine echte Beteiligung an der<br />

„Group EAD Europe SL“, GEAD, mit Sitz in Madrid an.<br />

Die GEAD wird im Auftrag Eurocontrols im Raum<br />

Das Eigenkapital der DFS betrug bei Gründung Frankfurt und in Madrid den Betrieb einer europäischen<br />

154,3 Millionen Euro und sollte durch handelsrechtliche Datenbank zur Bereitstellung von Daten für die Flugvor-<br />

Gewinne aufgestockt werden. Im Jahr 2000 war das Eibereitung der Luftraumnutzer aufnehmen. Die DFS hat<br />

genkapital dann auf 210,4 Millionen Euro angewachsen. dies mitentwickelt und aufgebaut. Ihre Anteile werden<br />

Die Entwicklung der DFS war anfangs eine Erfolgsstory. bisher treuhänderisch von anderen Gesellschaftern ge-<br />

Im Jahr 2000 wurde ihr vom internationalen Verband der halten.<br />

Fluggesellschaften, IATA der „Eagle Award“ als bester<br />

Flugsicherungsdienstleister der Welt verliehen. Der Verband<br />

würdigte so die Leistungen der DFS bei Sicherheit,<br />

Pünktlichkeit und Kostenbewusstsein.<br />

Drittens. Die Weiterentwicklung des Ordnungsrahmens<br />

soll auch eine Kapitalprivatisierung ermöglichen.<br />

Die DFS muss zwar wegen des sonderpolizeilichen Charakters<br />

der Flugsicherung mehrheitlich in Bundeseigentum<br />

bleiben, eine Minderheitenbeteiligung privater Gesellschafter<br />

ist aber ohne weiteres möglich und aus Sicht<br />

der Union auch sinnvoll.<br />

Viertens. Schließlich soll der durch den Abschluss des<br />

QTE-Leasingvertrages erzielte einmalige außerordentliche<br />

Ertrag in Höhe von rund 78 Millionen Euro der DFS<br />

als Eigenkapital belassen werden.<br />

Der terroristische Anschlag auf das World Trade Center<br />

am 11. September 2001 sowie die allgemeine konjunkturelle<br />

Entwicklung haben den internationalen Luftverkehr<br />

schwer beeinträchtigt. In der Folge schloss die<br />

DFS das Wirtschaftsjahr 2001 mit einem handelsrechtlichen<br />

Verlust in Höhe von 33,4 Millionen Euro ab. Auch<br />

2002 betrug der Verlust rund 30 Millionen Euro. Die<br />

Folge war, dass das Eigenkapital auf rund 141 Millionen<br />

Euro zurückging. Gleichzeitig wuchs die Verschuldung<br />

der DFS bis Ende 2002 auf rund 600 Millionen Euro.<br />

Es ist in den ersten Gesprächen über den gemeinsamen<br />

Antrag deutlich geworden, dass die Regierung der

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