Stenografischer Bericht: 114. Sitzung - Deutscher Bundestag
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Gabriele Lösekrug-Möller<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 15. Wahlperiode – <strong>114.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 10369<br />
(A) wir sind anders als sonst in der parlamentarischen Ar- Gesamtgeschehen im Lot halten. Auch da suchen wir (C)<br />
beit, wo es – ich sage es einmal in Anführungsstrichen – nach guten Lösungen. Aber ich will auch ehrlich sein:<br />
um größere Würfe geht, bei jedem einzelnen Menschen, Wir finden sie nicht immer zum Wohle der Petenten.<br />
der uns schreibt. Teilweise sind sie mit den großen Würfen<br />
nicht zufrieden, weil sie ein bisschen anders davon<br />
betroffen sind, als sich das die Gesetzgeber gedacht haben,<br />
oder aber sie machen weitere Vorschläge, wie wir<br />
das, was wir tun, verbessern können.<br />
Ich will die Debatte um den Jahresbericht 2003 nutzen,<br />
um einige zukünftige Vorhaben zu schildern; denn<br />
Rot-Grün will an einer Stelle versuchen, bisher Unmögliches<br />
möglich zu machen. Wir haben an zwei Stellen<br />
eine Änderung der Verfahrensgrundsätze – wir werden<br />
Wir suchen in diesem Ausschuss nach Lösungen. Ich nach der Sommerpause eine entsprechende Vorlage in<br />
sage es frank und frei und bin stolz darauf: Das tun wir den Ausschuss einbringen – in Angriff genommen. Wir<br />
oft über Fraktionsgrenzen hinweg. Das ist, wenn ich an möchten nämlich gerne, dass unser gutes altes Petitions-<br />
das derzeitige politische Klima in diesem Hause denke, recht – das darf man wohl so sagen – eine Veränderung<br />
gar nicht alltäglich. Ich sage allen Dank, die dazu beitra- in zwei Punkten erfährt: Wir möchten zum einen gerne,<br />
gen. Das geht wirklich quer durch alle Fraktionen des dass Petitionen per E-Mail eingereicht werden können.<br />
Hauses.<br />
(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Viel<br />
(Beifall im ganzen Hause)<br />
Vergnügen!)<br />
Uns eint auch noch etwas anderes: Wir sind ziemliche<br />
Sturköpfe und legen bei der Durchsetzung unserer Voten<br />
Hartnäckigkeit und Ausdauer an den Tag. Das zeichnet<br />
uns aus. Ich denke, das wissen die Petenten und Petentinnen,<br />
die sich an uns wenden, auch zu schätzen,<br />
weil sie sich sicher sein können, dass wir ihr Anliegen<br />
nicht nur lesen, sondern auch prüfen und dass wir nach<br />
Jetzt mögen manche fragen: Wie kann es sein, dass es<br />
das immer noch nicht gibt? Recht haben sie. Inzwischen<br />
haben wir E-Government und Online-Kommunikation.<br />
Wir wissen, mittlerweile sind 40 Millionen Bundesbürger<br />
online. Wenn ich dann höre „Viel Vergnügen!“, dann<br />
kann ich nur sagen: So viel Mut braucht man dazu gar<br />
nicht.<br />
(B)<br />
Lösungen suchen. Dies tun wir – das hat der Herr Vorsitzende<br />
auch schon erwähnt – oftmals in Bereichen, in<br />
denen man meint, dass immer noch ganze Gruppen von<br />
wiehernden Amtsschimmeln durch unsere Amtsstuben<br />
preschen. Dort können wir helfen und sagen, dass wir<br />
das nicht so lassen und dass wir bessere Lösungen finden<br />
wollen. Oftmals finden wir diese auch.<br />
Natürlich laden wir hin und wieder auch Regierungsvertreter<br />
ein, weil wir – das sage ich auch als eine die<br />
Mehrheit vertretende Rednerin – nicht immer damit zufrieden<br />
sind, wie unsere Bundesregierung mit unseren<br />
Erwägungsbeschlüssen umgeht. Wenn Regierungsver-<br />
(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Ich meine<br />
das ernst!)<br />
Bei den Petitionen, die uns per E-Mail erreichen, erwarten<br />
wir, dass der gesamte Name mit kompletter Adresse<br />
angegeben ist. Das ist nicht anders als bei denen, die uns<br />
schon heute Postkarten schreiben, Briefe an uns senden<br />
oder uns Faxe schicken. Deshalb wollen wir auch die<br />
Zuteilung von Petitionen auf dem modernen und zeitgemäßen<br />
Weg der E-Mails möglich machen.<br />
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/<br />
DIE GRÜNEN)<br />
(D)<br />
treter sagen, dass sie unserer Einladung außerordentlich<br />
gerne folgen, dann kann ich nur sagen: Dem dürfen Sie<br />
nicht zu 100 Prozent Glauben schenken. Ansonsten dürfen<br />
Sie das immer; aber an dieser Stelle legen wir schon<br />
Wert darauf, dass wir das Regierungshandeln kritisch<br />
hinterfragen wollen. Das tun wir auch. Oftmals haben<br />
wir eine große Dialogbereitschaft der Regierungsmitglieder<br />
erlebt, sodass wir am Ende eine Lösung finden<br />
konnten, die wirklich zum Wohle des Petenten war. Deshalb<br />
kann ich nur sagen – denken Sie an mein Bahnmotto<br />
–: Hin und wieder schaffen wir auch Unmögliches,<br />
allerdings nicht immer.<br />
Herr Guttmacher, Sie als Vorsitzender haben zu Recht<br />
darauf hingewiesen, dass uns in der Petitionsarbeit häufig<br />
Anliegen von Petenten vorliegen, die sich an uns<br />
wenden, weil sie tiefe Ungerechtigkeiten aus der DDR-<br />
Vergangenheit empfinden. Das bezieht sich manchmal<br />
auf Immobilien und häufig auf Rentenfragen. Das sind<br />
immer wieder Themen. Es ist ganz schwierig, hier gute<br />
Lösungen zu finden.<br />
Wir gehen einmal davon aus, dass es uns gelingen<br />
wird, diese Regelung am 1. Januar 2005 in Kraft treten<br />
zu lassen. Wir denken dabei insbesondere an junge<br />
Leute, die immer weniger schriftlichen Verkehr mit Behörden<br />
pflegen und gerne E-Mails nutzen. Es ist auch<br />
richtig, diese Kommunikationsform in das Recht einzubinden.<br />
Eine Änderung der Verfahrensgrundsätze wird<br />
dafür, wie gesagt, nötig sein.<br />
Wir wollen noch einen zweiten Ansatz verwirklichen.<br />
Wir singen landauf, landab von Schleswig-Holstein bis<br />
insbesondere nach Bayern das Hohelied auf direkte Demokratie<br />
und die Beteiligung der Bürger. Die Bürger sollen<br />
den Staat aktiv gestalten und unterstützen. Wenn man<br />
das aber auf dem Weg der Massen- und Sammelpetition<br />
tut, dann gibt das geltende Recht eine besondere Würdigung<br />
dieses umfassenden Ereignisses noch nicht her.<br />
Das sollten wir ändern und das wollen wir auch tun.<br />
Wir möchten für Sammel- und Massenpetitionen mit<br />
einem Quorum von 50 000 erreichen, dass es zumindest<br />
für diese Petenten oder ihre Vertreter eine öffentliche<br />
Sie appellieren, Mut zu haben. Ich glaube, den hat der Anhörung im Ausschuss gibt. Wenn es darum geht, Un-<br />
gesamte Ausschuss. Allerdings spüren wir dort auch imterschriften zu sammeln, darf sich das nicht beliebig<br />
mer wieder unsere Grenzen. Wir führen eine große De- lange hinziehen. Man muss nach Einreichen innerhalb<br />
batte um die Renten. Wir müssen sehen, dass wir das von drei Wochen auf dieses Quorum kommen. Wir