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Berliner Bildungsprogramm für die offene Ganztagsgrundschule [pdf]

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<strong>Berliner</strong> <strong>Bildungsprogramm</strong> für <strong>die</strong> <strong>offene</strong> <strong>Ganztagsgrundschule</strong>, Entwurf vom 6.3.2007 41Die Schule ist eine Baustelle oder <strong>die</strong> Vision von dem Mädchen mitdem Hulahup-ReifenWie <strong>die</strong> Annedore-Leber-Grundschule Übergänge gestaltet‚Wie wird der <strong>offene</strong> Ganztag Ihre Schule weiter verändern?’ Diese Frage stand schon eineWeile im Raum und es war von einer neuen Sitzungskultur, der Zusammenarbeit der Erzieher/innenund Lehrer/innen und veränderten Lernmethoden am Vor- und Nachmittag <strong>die</strong>Rede. Da beginnt eine Lehrerin eine Geschichte zu erzählen: Sie war mit einer drittenKlasse auf Klassenreise. An dem Ort beteiligten sich <strong>die</strong> Kinder an einem Zirkusprojekt. Mitdabei ein Mädchen, das sie bis dahin nur als schwierig erlebt hatte, schwierig in ihremLernen und in ihrem Verhalten. Ausgerechnet sie trat mit einem zauberhaften Kostüm in<strong>die</strong> Manege und zeigte eine imponierende Nummer mit einem Hulahup-Reifen. Auf demGesicht der neunjährigen konnte <strong>die</strong> Lehrerin ablesen: ‚Das ist meines. Ich weiß, auch inbin besonders.’ „Solche Mädchen und Jungen haben wir vor Augen, wenn wir überlegen,wie wir Schule und Unterricht organisieren wollen, um jedes Kind seinen Möglichkeitenentsprechend zu fördern“, sind sich <strong>die</strong> Lehrerinnen und <strong>die</strong> Sonderschulpädagogin, <strong>die</strong>koordinierende Erzieherin und der Schulleiter in der Runde einig. Stück um Stück bewegtsich <strong>die</strong> Annedore-Leber-Grundschule in <strong>die</strong>se Richtung.Der Anfang liegt gut ein Jahrzehnt zurück. Im kinderreichen Stadtbezirk Lichtenradestöhnten <strong>die</strong> Anwohner über <strong>die</strong> nach der Schule herumstreunenden Fünft- und Sechstklässler.Einige von ihnen versammelten sich in Cliquen und machten Blödsinn. In denGremien des Bezirks wurde über <strong>die</strong> Situation diskutiert. Doch <strong>die</strong> Kitas und Horte hattenkeinen Platz für <strong>die</strong> Schüler. „Damals kam es zu der für Westverhältnisse ungewöhnlichenZusammenarbeit einer Schule mit einer Kita“, erklärt Schulleiter Ulf Redwanz. Für <strong>die</strong> Lehrer/innenwaren damit etliche Entdeckungen verbunden. Bisweilen hatten sie resigniert:‚Mit den Eltern könne man nicht reden, schon gar nicht, wenn es Probleme mit ihren Kinderngibt.’ „In der Situation merkten sie: Die Erzieherinnen sahen nicht nur andere Facettenvon einem Störenfried. Sie wussten auch viel mehr von den Familien. Teilweise dolmetschtensie zwischen den Lehrer/innen und den Eltern – nicht nur von der Sprache her,sondern auch mit ihrem Wissen um den Alltag mit Kindern“, erinnert sich der Schulleiter.Damals begann <strong>die</strong> Schule bereits, <strong>die</strong> andere Berufsgruppe auf dem Schulgelände alseine Bereicherung zu empfinden, als eine zusätzliche Schulter, auf der <strong>die</strong> schwere Lastvon Bildung und Erziehung abgeladen werden konnte – oder positiv gesehen – als einZugang mehr zu den Kindern. Wie sie allerdings den Alltag miteinander organisieren, lernenLehrer/innen und Erzieher/innen bis heute. Denn statt einst für 40 sorgen sie jetzt für250, bald 310 Kinder gemeinsam.Konferenz<strong>die</strong>nstag. Es tagen <strong>die</strong> Stufenkonferenzen. Auf <strong>die</strong> Tagesordnung in allen Klassenstufenstellten <strong>die</strong> Erzieher/innen als aktuell drängende Frage <strong>die</strong> nach den Hausaufgaben.Ihre Meinung ist deutlich: Zu viele Hausaufgaben schränken <strong>die</strong> Ausgestaltung des<strong>offene</strong>n Ganztags ein. Für <strong>die</strong> Kinder bleibt nach dem Mittagessen kaum Zeit zum Spielund für <strong>die</strong> Erzieher/innen kaum Raum, eigene Ideen zu verwirklichen, wenn mehrere Aufgabenzu lösen sind. „Darüber habe ich nie zuvor nachgedacht“, gesteht Lehrerin ChristineZwick ein. Ihr Jahrgangsteam in der Klassenstufe zwei fand schnell eine neue Lösung: Aneinem Tag - wenn <strong>die</strong> Kinder am Nachmittag Schwimmen gehen – soll es in den zweitenKlassen nun gar keine Hausaufgaben geben. An allen anderen Tagen wird eine halbeStunde Hausaufgabenzeit eingeplant. Zuvor sollen <strong>die</strong> Kinder sich auf dem neu gestaltetenSchulhof austoben oder in ihrem Freizeitraum spielen können. Andere Jahrgangsteamsfanden nicht so schnell einen Kompromiss. Die Lehrer/innen brachten aus ihrer Sicht berechtigtenArgumente hervor: Wie sollen <strong>die</strong> Kinder im Lernen voranschreiten, wenn sienicht wiederholen? Und wie sollen <strong>die</strong> Rahmenpläne im Jahresende erfüllt werden, wenn<strong>die</strong>se Lernzeit fehlt? In Klartext. Es muss geklärt werden, was <strong>die</strong> Frage nach denHausaufgaben für den Unterricht und den Nachmittag bedeutet. Darüber werden <strong>die</strong> Stufenkonferenzenweiter diskutieren.Genau um <strong>die</strong>se Fragen zu klären, vernetzte <strong>die</strong> Schule ihre vorhandenen Strukturen neu.Ulf Redwanz holt einen metergroßen Kalender aus seinem Schulleiterzimmer, um sein –wie er sagt – hausgestricktes Modell der Konferenzkultur zu erläutern: „Als Überschriftkönnte darüber stehen: Was haben wir für Bedingungen und wo wollen wir hin!“ VonPraxis Praxis Praxis Praxis Praxis Praxis

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