13.07.2015 Aufrufe

Berliner Bildungsprogramm für die offene Ganztagsgrundschule [pdf]

Berliner Bildungsprogramm für die offene Ganztagsgrundschule [pdf]

Berliner Bildungsprogramm für die offene Ganztagsgrundschule [pdf]

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Berliner</strong> <strong>Bildungsprogramm</strong> für <strong>die</strong> <strong>offene</strong> <strong>Ganztagsgrundschule</strong>, Entwurf vom 6.3.2007 77weiter arbeiten. Die Tischgruppe von Melanie und Jonas überlegt, nach welcher Episodesie ihre Mitschüler/innen fragen könnten, damit sie erraten, welches Märchen sie analysierten.„Wie hieß das Männchen, das der Königin ihr Kind stahl?“ Nach dem sie <strong>die</strong> eineAufgabe gemeinsam erledigten, kümmert sich jeder still um <strong>die</strong> nächste. „Wir liegen gut inder Zeit“, schätzt Jonas ein. Er und sein Nachbar sind im sechsten Schuljahr, Melanie imfünften. Der Vierte am Tisch würde an einer anderen Schule in <strong>die</strong> vierte Jahrgangsklassegehen. Es ist für sie selbstverständlich, sich gegenseitig zu unterstützen. Wenn <strong>die</strong> Älterenvon den Jüngeren etwas gefragt werden, wiederholen sie auch den Stoff. Diese Altersmischungbringt eine zusätzliche zeitliche Dimension in den Raum – <strong>die</strong> der Relativität derKlassenstufe. Die leistungsstarken Fünftklässler dürfen sich an den Aufgaben des sechstenSchuljahres probieren und <strong>die</strong> schwachen Fünftklässler bekommen vereinfachte Aufgaben,um sich auch an Erfolgen freuen zu können. „Durch <strong>die</strong> Stammgruppenarbeitbereite ich immer Angebote für drei Stufen vor“, erklärt Anne Albrecht, <strong>die</strong> Deutsch, Musikund Naturwissenschaften unterrichtet. „Aber natürlich muss ich genau beobachten, wer wielange an welchen Aufgaben sitzt und wer wo welche Hilfe braucht, damit niemand eineLeerzeit erlebt.“Dazu gibt ihr auch <strong>die</strong> Wochenplanarbeit Gelegenheit, <strong>die</strong> meist im dritten Zeitblock stattfindet.Zu den sechs Stammgruppen der „Großen“ gehört eine halbtags tätige Erzieherin.Sie wandert vormittags von einer Gruppe zur anderen und weiß auch: Für <strong>die</strong>ses und jenesKind wäre es gut, wenn ich an seiner Seite säße. Nach ihrem eigenen Lernrhythmusentscheiden sich <strong>die</strong> Kinder in ihrer Tischgruppe zu arbeiten, sich zu einer Freundin odereinem Freund zu setzen oder sich an einem Tisch im Treppenhaus zurückzuziehen. EinJunge, dem es schwer fällt, sich länger zu konzentrieren, weiß, dass er auch während derUnterrichtsblöcke aus dem Raum gehen und <strong>die</strong> Treppen hoch und runter laufen darf. SolcheLernvereinbarungen werden mit dem Schüler, seinen Eltern, den Klassenlehrern undder Schulleitung gemeinsam getroffen. Dennoch ist auch der Junge ab und zu der Grund,weshalb während des Unterrichts <strong>die</strong> Klangschale ertönt. Alle wissen: Das heißt, sein Tunzu unterbrechen und nach vorn zu schauen. Nicht nur <strong>die</strong> Lehrerin nutzt den Ton, um einennächsten Schritt zu erklären. In der fünften oder sechsten Stunde steht immer wiederein Mädchen oder ein Junge auf, nimmt <strong>die</strong> Klangschale und sagt: „Bitte, mir ist es zu lautzum Arbeiten!“Die Stammgruppen mit den Kleinen schicken <strong>die</strong> Erst- und Zweitklässer zwischen denUnterrichtsblöcken zu Verschnaufpausen in den Mäuseklub. „Das übernahmen wir voneiner gebunden Ganztagsschule“, erläutert Hildegard Greif-Gross, <strong>die</strong> Konrektorin derSchule. „Die Lehrerinnen erzählten uns, dass <strong>die</strong> Kleineren später wieder gut arbeiten,wenn sie zwischendurch auch Entspannungsphasen haben.“ Je nach Klassenstufe gehen<strong>die</strong> Sechs- und Siebenjährigen zwei bzw. viermal in der Woche im Laufe des Vormittagsmit ihrer Erzieherin für anderthalb Stunden auf einem Spielplatz bzw. basteln oder beendenauch mal eine Arbeit in den Freizeitraum. „Seitdem haben auch wir einen festen Stundenplan“,meint Erzieherin Catrin Schade.Am Freitag beenden <strong>die</strong> Kinder <strong>die</strong> Schulwoche mit der Klassenlehrerstunde. „Ich findedas gut, dass wir auch zusammen im Kreis sitzen und uns Zeit für Beschwerden und Fragennehmen“, sagt Melanie. Einmal im Monat feiern <strong>die</strong> Stammgruppen miteinander.„Wozu lernt man sonst ein Gedicht oder ein Instrument spielen?“ begründet KonrektorinGreif-Gross <strong>die</strong>ses Prinzip der Jenaplanschulen. Das Team drei lädt <strong>die</strong>smal <strong>die</strong> Kleinenein und Melanie und Jonas stellen in der festlichen Atmosphäre in der geschmücktenTurnhalle eine Frage von ihrem Märchen-Quizz und spielen kleine Theaterszenen. SolcheRituale geben den Kindern Orientierung in ihrem ansonsten überraschend <strong>offene</strong>n Tageslauf.Gegenwärtig diskutiert <strong>die</strong> Schule mit den freien Trägern, um einen angemessenenRhythmus für den <strong>offene</strong>n Ganztag zu finden. „Die Kinder sofort nach dem Mittagessen an<strong>die</strong> Hausaufgaben zu setzen, ist nicht sinnvoll“, vertritt Hildegard Greif-Gross <strong>die</strong> Haltungder Schulleitung. Das sagte sie auch den Eltern, <strong>die</strong> glaubten, <strong>die</strong> Kinder mit erledigtenHausaufgaben abholen zu können. „Die Kinder wollen aber auch ihren Eltern ihre Heftezeigen. Außerdem schaffen sie es gut, nach dem Spiel am Nachmittag sich auf eine kurzeÜbungseinheit daheim zu konzentrieren.“ Deshalb hat sich <strong>die</strong> Schule mit ihren freien Trägernjetzt auf eine halbe Stunde Übungszeit von 15.30 bis 16 Uhr geeinigt. Das verändertPraxis Praxis Praxis Praxis Praxis Praxis

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!