Bremen bewegt 2019
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Bremen</strong> <strong>bewegt</strong> Menschen<br />
148<br />
Die Wirkung ist verblüffend. Selbst Jugendlichen, die auf<br />
dem Schulausflug eher lärmend und lustlos die Ausstellung<br />
betraten, wirken am Ende der zwei- bis dreistündigen Reise<br />
durch die Zeit berührt, nachdenklich und sensibel für das<br />
Thema, das auch heute noch das Schicksal von Millionen<br />
Menschen weltweit ist. Das Geheimnis dieses Erfolges? „Die<br />
Warmherzigkeit, die Gestaltung der Ausstellung mit vielen<br />
Originalexponaten, und vor allem, dass wir das Thema hier<br />
wirklich leben“, sagt die Direktorin nach kurzem Überlegen.<br />
Unter den 64 Beschäftigten des Hauses sind 13 Nationen<br />
vertreten.<br />
Mit dem im April 2012 eröffneten Erweiterungsbau hat das<br />
Deutsche Auswandererhaus sein Themenspektrum um<br />
einen insbesondere für die deutschen Gäste wesentlichen<br />
Aspekt ergänzt. Im Mittelpunkt steht die Einwanderung<br />
nach Deutschland, die sich immer noch im Begriff „Gast-<br />
arbeiter“ spiegelt und derzeit wieder so aktuell ist wie seit<br />
Langem nicht. Während die Reise in die Neue Welt des<br />
ersten Teils am New Yorker Bahnhof Grand Central Terminal<br />
und mit der Weichenstellung ins Glück oder Unglück endet,<br />
beginnt der zweite Teil mit Symbolen für das Wirtschaftswunder<br />
im Nachkriegsdeutschland. Ein Kiosk mit einer<br />
faszinierenden Vielfalt an Original-Zeitungen und -Zeitschriften<br />
aus den 1950er- und 1960er-Jahren, ein typisches Einkaufszentrum<br />
der beginnenden Wohlstandsära mitsamt<br />
Foto laden, Reisebüro, Modeschaufenster und Supermarkt<br />
symbolisiert die Zeit des wirtschaftlichen Aufbruchs in der<br />
Bundesrepublik. Allein mit ihren deutschen Beschäftigten<br />
hätte die Wirtschaft damals der wachsenden Konsumentennachfrage<br />
nicht nachkommen können. Insbesondere im<br />
südlichen Europa wurden Arbeitskräfte angeworben.<br />
„Deutschland ist schon seit Langem ein Migrationsland. Das<br />
ist Teil unserer Geschichte, auch wenn das bis in die 2000er-<br />
Jahre hinein nicht in den Schulgeschichtsbüchern stand“,<br />
stellt die Museumsdirektorin unmissverständlich fest. In<br />
einem Punkt unterscheidet sich die Bundesrepublik von<br />
klassischen Einwanderungsländern wie den USA, Australien<br />
oder den Niederlanden: „Wir sind Auswanderungs- und<br />
Einwanderungsland zugleich“, sagt Simone Eick. Jährlich<br />
kommen nicht nur Tausende nach Deutschland: „Noch<br />
immer wandern jährlich gut 100 000 Deutsche aus beruf -<br />
lichen Gründen oder für immer aus.“ Das Deutsche Aus -<br />
wandererhaus zeigt beide Seiten.<br />
hour journey back in time: they have become reflective and<br />
sensitive to the issue which is still the fate of millions of people<br />
world-wide to this day. What’s the secret behind this success?<br />
“The warm-heartedness, the way the exhibition is designed<br />
with many original exhibits and, above all, the way we make<br />
the whole issue come alive”, says the director after pausing<br />
for a moment’s thought. The 64 employees come from 13<br />
different countries.<br />
In April 2012, the German Emigration Centre opened its new<br />
extension wing with a focus on Germany as a country of<br />
immigration, an aspect of particular interest for German<br />
visitors. Attitudes to immigration in Germany are still<br />
reflected by the word “guest worker” and the whole issue is<br />
currently more topical than it has been for a long time. While<br />
the first section finishes the journey to the New World at New<br />
York’s Grand Central Station with the points set for happiness<br />
or sadness, the second section begins with the symbols for<br />
Germany’s post-war economic miracle. A kiosk with a fas -<br />
cinating variety of original newspapers and magazines from<br />
the 1950s and 1960s visualises the period of economic<br />
re covery in the Federal Republic, together with a typical<br />
shopping centre from the early days of prosperity with a<br />
photo shop, travel agency, fashion shop windows and a<br />
supermarket. The economy would never have been able to<br />
meet the growth in consumer demand with the German<br />
workforce alone. Workers were recruited particularly in<br />
Southern Europe. “Germany has been a migration country<br />
for a long time now. This is part of our history, even if it was<br />
new millennium before it was mentioned in school history<br />
books”, says the museum director quite categorically. One<br />
point that makes Germany stand out from the traditional<br />
immigration countries such as the USA, Australia or the<br />
Netherlands: “We are both an emigration and an immi -<br />
gration country”, says Simone Eick. It is not just that<br />
thousands come to Germany every year. “There are still a<br />
good 100,000 Germans who emigrate every year for pro -<br />
fessional reasons or forever.” The German Emigration Centre<br />
shows both sides.<br />
Originally, the museum was intended as a tourist attraction<br />
in Bremerhaven with its clear links to the city’s history. But<br />
meanwhile it has become much more than that and is on its<br />
way to being acknowledged as the national migration