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Kritische Theorie der Krise - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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Thema in Einzeldarstellungen durchaus gibt. 9 Aus Platzgründen wird in diesem Beitrag auch<br />

auf eine Darlegung <strong>der</strong> ganz aktuellen krisentheoretischen Vorstellungen verzichtet, da diese<br />

den interessierten Leserinnen und Lesern aus den laufenden Debatten bekannt sein dürften.<br />

An dieser Stelle soll es mehr um den Hintergrund, um die Bedingungen des Werdens dieser<br />

Auffassungen gehen.<br />

Am Anfang: Es gibt gar kein Problem… – o<strong>der</strong> doch?<br />

David Ricardo leugnet, so Marx, die Möglichkeit des Überflusses an Kapital, <strong>der</strong> Überakkumulation.<br />

10 Diese Behauptung wird »nach ihm stehendes Axiom in <strong>der</strong> englischen Ökonomie«<br />

11 . Ricardo hat keine zyklische <strong>Krise</strong> mehr erlebt; er stirbt 1823. Der kapitalistische <strong>Krise</strong>nzyklus<br />

setzte 1825 ein. Die seit Ende des 17. Jahrhun<strong>der</strong>ts immer wie<strong>der</strong> auftretenden<br />

Wirtschaftskrisen waren in erster Linie Geld- und Kreditkrisen (»die mit dem Kredit- und<br />

Banksystem sich von selbst einfinden« 12 ) sowie Handelskrisen, die primär spekulative Ursachen<br />

hatten, nicht Ursachen in <strong>der</strong> Reproduktion des Kapitalverhältnisses in seiner Totalität.<br />

Mit <strong>der</strong> Durchsetzung <strong>der</strong> Fabrik als Zentrum <strong>der</strong> Akkumulationsprozesse entstehen Mechanismen<br />

<strong>der</strong> Überakkumulation, die Ricardo nicht erkennen konnte o<strong>der</strong> wollte. In seiner Argumentation<br />

finden sich sämtliche Momente, die in späteren Aussagen verschiedener Schulen<br />

anzutreffen sind.<br />

Ricardo schreibt: »[Jean Baptiste] Say hat (…) in durchaus zufriedenstellen<strong>der</strong> Weise gezeigt,<br />

daß es keine Kapitalsumme gibt, die nicht in einem Lande verwendet werden kann, da<br />

die Nachfrage nur durch die Produktion beschränkt wird. Niemand produziert, außer mit <strong>der</strong><br />

Absicht zu konsumieren o<strong>der</strong> zu verkaufen, und er verkauft niemals, außer um eine an<strong>der</strong>e<br />

Ware zu kaufen, die ihm entwe<strong>der</strong> nützlich sein kann o<strong>der</strong> zur künftigen Produktion beizutragen<br />

vermag (…). Es kann zuviel von einer bestimmten Ware produziert werden, von <strong>der</strong> dann ein<br />

Überangebot auf dem Markt vorhanden sein mag, daß das aufgewendete Kapital nicht zurückerstattet<br />

wird. Das kann jedoch nicht in Bezug auf alle Waren <strong>der</strong> Fall sein.« 13<br />

Ricardo polemisiert an dieser Stelle gegen Adam Smith, <strong>der</strong> durchaus Grenzen <strong>der</strong> Kapitalakkumulation<br />

ausmachte. Nach Smith erfor<strong>der</strong>t die Ausweitung <strong>der</strong> Arbeitsteilung, hier<br />

Synonym <strong>der</strong> Kapitalakkumulation, eine beständige Ausweitung <strong>der</strong> Märkte, 14 mithin eine<br />

9 Vgl. dazu z. B. Werner Hofmann: <strong>Theorie</strong> <strong>der</strong> Wirtschaftsentwicklung. Vom Merkantilismus bis zur Gegenwart,<br />

Sozialökonomische Studientexte, Bd. 3, Berlin (West) 1971; Jürgen Kuczynski: 60 Jahre Konjunkturforscher. Erinnerungen<br />

und Erfahrungen, in: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte, Son<strong>der</strong>band, Berlin 1984; Fritz Behrens:<br />

Grundriss <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Politischen Ökonomie, 4 Bände, Berlin 1976–1981.<br />

10 Vgl. Marx: <strong>Theorie</strong>n über den Mehrwert. Zweiter Teil, S. 469.<br />

11 Ebenda<br />

12 Ebenda, S. 525.<br />

13 David Ricardo: Über die Grundsätze <strong>der</strong> Politischen Ökonomie und <strong>der</strong> Besteuerung, Ökonomische Studientexte,<br />

Bd. 1, Berlin 1979, S. 264-266.<br />

14 Vgl. Adam Smith: Eine Untersuchung über das Wesen und die Ursachen des Reichtums <strong>der</strong> Nationen, Erster Band,<br />

Ökonomische Studientexte, Bd. 3, Berlin 1976, S. 25.<br />

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