Kritische Theorie der Krise - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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schneiden sich soziale Passivität und kultureller Aktivismus, son<strong>der</strong>n die auf den imaginären<br />
Bereich <strong>der</strong> sogenannten Kultur beschränkten Pseudo-Aktivitäten bedingen zugleich die Passivierung<br />
einer wirklichen Bewegung. Das imperiale Spektakel wird zur höchsten Stufe <strong>der</strong><br />
kapitalistischen Popgesellschaft. Der Ausnahmezustand bleibt die Regel. Noch über die Postmo<strong>der</strong>ne<br />
hinaus bestätigt sich die negative Dialektik von Konterrevolution und Revolte: »Die<br />
›Endkrise des Kapitalismus‹ kann sehr wohl länger als ein Jahrhun<strong>der</strong>t dauern.« 70<br />
Die <strong>Krise</strong> konvergiert mit <strong>der</strong> Katastrophe. Doch nicht nur »dass es ›so weiter‹ geht, ist<br />
die Katastrophe« 71 , son<strong>der</strong>n dass es völlig gleichgültig scheint, ob es »so weiter« geht o<strong>der</strong><br />
irgendwie an<strong>der</strong>s. Die sukzessive fortschreitende Zerstörung <strong>der</strong> Lebensgrundlagen wird im<br />
Spektakel sterilisiert, die reale Vernichtung <strong>der</strong> Erde schließlich in einem banalen Nihilismus<br />
vermittelt, <strong>der</strong> zynisch-ohnmächtig bloß die Frage wie<strong>der</strong>holt: <strong>Krise</strong>? Welche <strong>Krise</strong>?<br />
70 Marcuse: Konterrevolution und Revolte, in: <strong>der</strong>s.: Schriften, Bd. 9, Springe 2004, S. 128. – Marcuse stellt seinen<br />
Essay 1971 fertig; im selben Jahr erscheint Forsyths Roman »The Day of the Jackal«.<br />
71 Benjamin: Das Passagen-Werk, S. 683.<br />
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