Didaktische Dimensionen der Erwachsenenbildung - Deutsches ...
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sekundär erfolgt. Die jeweiligen Vor- und Nachteile sind bekannt: Bei einem<br />
fachbezogenen Angebot für einen „anonymen Markt“ können die heterogenen<br />
Lernvoraussetzungen, Bedürfnisse und Verwendungssituationen <strong>der</strong> Teilnehmer<br />
nur begrenzt berücksichtigt werden. Bei einer Zielgruppenarbeit können<br />
eine Selbstbestätigung und ein auf die Dauer unproduktiver Erfahrungsaustausch<br />
überbewertet und die Aneignung neuen systematisierten Wissens unterbewertet<br />
werden.<br />
Ein Dilemma <strong>der</strong> <strong>Erwachsenenbildung</strong> besteht darin, daß erfahrungsorientiertes<br />
Lernen als beson<strong>der</strong>s wünschenswert gilt, daß aber gleichzeitig unsere Erfahrungsmöglichkeiten<br />
in einer abstrakten, undurchsichtigen Welt immer geringer<br />
werden und die Notwendigkeit systematischen begrifflichen Lernens<br />
immer mehr steigt. Gerade auch in <strong>der</strong> Arbeiterbildung darf deshalb systematisiertes<br />
Weiterlernen nicht vernachlässigt werden, wenn nicht faktisch neue<br />
Lernverbote verankert werden sollen.<br />
4.4 Grundangebot versus Offenheit<br />
Vorzüge <strong>der</strong> <strong>Erwachsenenbildung</strong> gegenüber „klassischen“ Bildungseinrichtungen<br />
sind ihre konzeptionelle Vielfalt, ihrer Adressatennähe und mögliche<br />
Aktualität. Sie kann relativ schnell regionale Beson<strong>der</strong>heiten und aktuelle<br />
Anlässe berücksichtigen und flexibel auf neue Entwicklungen reagieren.<br />
Je mehr die <strong>Erwachsenenbildung</strong> institutionalisiert, staatlich subventioniert und<br />
in das öffentliche Bildungssystem integriert wurde, je mehr eine permanente<br />
Weiterbildung für alle proklamiert wurde, desto häufiger wurde eine Standardisierung<br />
<strong>der</strong> Bildungsangebote gefor<strong>der</strong>t. Je<strong>der</strong> Erwachsene soll überall in<br />
<strong>der</strong> Bundesrepublik in zumutbarer Entfernung ein einheitliches Mindestangebot<br />
an Veranstaltungen vorfinden. Durch ein solches flächendeckendes Angebot<br />
sollen regionale und soziale Chancenungleichheiten in <strong>der</strong> <strong>Erwachsenenbildung</strong><br />
verringert werden.<br />
Die Frage nach <strong>der</strong> flächendeckenden Versorgung ist verbunden mit dem<br />
Problem einer Standardisierbarkeit von Kursen. In Nordrhein-Westfalen hat<br />
eine Planungskommission ein „Baukastensystem“ entwickelt: „Die zentrale<br />
Produktion von standardisierten Baukasten-Einheiten ermöglicht eine effiziente<br />
Organisation, indem wie<strong>der</strong>holbare, ,vorgepackte‘ Lerneinheiten nicht an vielen<br />
Stellen des Landes improvisiert werden, son<strong>der</strong>n rational und unter Mitwirkung<br />
von beson<strong>der</strong>s qualifizierten Fachleuten geplant und hergestellt werden.<br />
Sie können damit die flächendeckende Versorgung <strong>der</strong> Bevölkerung mit gleichwertigen<br />
Weiterbildungsangeboten sichern“ (<strong>Erwachsenenbildung</strong> 1972, 63).<br />
In Baden-Württemberg hat <strong>der</strong> Volkshochschulverband einen Organisationsplan<br />
entworfen, in dem Grundangebote für Unter-, Mittel- und und Oberzentren<br />
festgelegt sind.<br />
Die bildungs- und verbandspolitischen Probleme dieser Bestrebungen sollen<br />
hier ausgeklammert werden. Didaktisch relevant ist vor allem die Frage nach