Didaktische Dimensionen der Erwachsenenbildung - Deutsches ...
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des „kritischen Lebensereignisses“ umfassen<strong>der</strong>; es meint Einschnitte, Nahtstellen<br />
o<strong>der</strong> Übergänge, welche die betroffenen Personen zu Umorientierungen<br />
o<strong>der</strong> Bewältigungen herausfor<strong>der</strong>n. Während etwa das sozialisationstheoretische<br />
Erklärungsmodell Identitätskrisen als Ungleichgewicht zwischen persönlicher<br />
und sozialer Identität versteht (z. B. GRIESE, 1979a, 191 f.) und<br />
ziemlich allgemein auf die Notwendigkeit <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> „Balance“<br />
verweist, unterstreicht die Entwicklungspsychologie die Anteile <strong>der</strong> Eigenaktivität<br />
und Selbstregulation (vgl. PIAGET!) und weist in zahlreichen Untersuchungen<br />
geschlechts- und altersspezifische Unterschiede im Erleben von Kontinuität<br />
und Diskontinuität in Übergangsphasen (z.B. LEHR, 1978b, 320ff.)<br />
ebenso nach wie Möglichkeiten <strong>der</strong> „Vorbereitung auf kritische Lebensereignisse<br />
als primäre Prävention und antizipatorische Sozialisation“ (FILIPP, 1981,<br />
156ff.; vgl. FALTERMAIER, 1984; aber auch HURRELMANN, 1983). BRELOER<br />
(1984) meint unter Hinweis auf das Einbeziehen des persönlichen Erlebens<br />
und <strong>der</strong> Betonung <strong>der</strong> Aktivität des Individuums, daß das Konzept des kritischen<br />
Lebensereignisses ein adäquater Forschungsansatz für eine lebensweltanalytisch-<br />
und teilnehmerorientierte <strong>Erwachsenenbildung</strong> sei.<br />
Angesichts dieser drei Grundformen <strong>der</strong> Wirkung von Sozialisationsbedingungen<br />
(normative altersgebundene, normative historische und nichtnormative) auf<br />
die Persongenese und den (aufgezeigten) Möglichkeiten <strong>der</strong> Reaktion und<br />
Aktion <strong>der</strong> Person (in <strong>der</strong> Interaktion mit materieller und sozialer Umwelt) ergibt<br />
sich die Frage, welche Kompetenzen und Performanzen das (erwachsene)<br />
Individuum ausbilden müßte, um in <strong>der</strong> Gegenwart sowohl eine angemessene<br />
„Realitätsarbeit“ wie eine authentische „ldentitätsarbeit“ leisten zu können.<br />
Eine erste Antwort kann mit PIEPER im Anschluß an BECKER und KANTER<br />
gegeben werden: Stabilität und Konsistenz des Verhaltens Erwachsener in<br />
verschiedenen Situationen sollen mit dem Konzept des „commitment“ erläutert<br />
werden (PIEPER, 1978, 84ff.). Der Begriff des „commitment“ bedeutet<br />
wörtlich übersetzt so viel wie „Bindung“, wird aber wohl sinngemäß als „soziale<br />
Selbstverpflichtung“ des Individuums interpretiert; „commitment“ wird nur<br />
im Handeln in <strong>der</strong> Situation erworben. FRANK (1982) entwickelt diesen Ansatz<br />
kompetenztheoretisch weiter, indem er davon ausgeht, daß Erwachsene<br />
prinzipiell kompetent sind und daß es darauf ankommt, dem Erwachsenen<br />
bei <strong>der</strong> Ausbildung von Performanzen zu helfen. Das Problem einer so<br />
begründeten <strong>Erwachsenenbildung</strong> ist, „inwieweit die durch Sozialisation erworbenen<br />
Kompetenzen <strong>der</strong> Teilnehmer und ihre sozialen und individuellen<br />
Identitätsformationen konstitutiv sind für die Handlungsstrukturen in <strong>der</strong> <strong>Erwachsenenbildung</strong>“<br />
(FRANK, 1982, 83). Die Frage ist, welche Kompetenzen<br />
und Performanzen die in <strong>der</strong> <strong>Erwachsenenbildung</strong> Lehrenden ausbilden müßten,<br />
um diesem Problem gerecht zu werden.<br />
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