08.01.2013 Aufrufe

Didaktische Dimensionen der Erwachsenenbildung - Deutsches ...

Didaktische Dimensionen der Erwachsenenbildung - Deutsches ...

Didaktische Dimensionen der Erwachsenenbildung - Deutsches ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

96<br />

3 Kriterien <strong>der</strong> Programmplanung<br />

Dieses Modell ist zunächst analytisch und nicht programmatisch-normativ. Die<br />

Programmplanung erfolgt nach verschiedenen Kriterien, die sich ergänzen,<br />

aber auch wi<strong>der</strong>sprechen können. Eine Deduktion <strong>der</strong> Programmplanung aus<br />

einem einheitlichen Prinzip ist nicht möglich. Die Programmplanung kann als<br />

ein Spannungsfeld von potentiell divergierenden Kräften und Interessen dargestellt<br />

werden, wobei <strong>der</strong> pädagogische Mitarbeiter in <strong>der</strong> Lage sein muß,<br />

zwischen unterschiedlichen Erwartungen und Intentionen zu vermitteln. Wichtige<br />

Berufsqualifikationen des Erwachsenenpädagogen sind deshalb ein „Relationsbewußtsein“,<br />

d.h. die Fähigkeit, den Zusammenhang verschiedener Faktoren<br />

und die Abhängigkeit verschiedener Prozesse zu erkennen (H. Tietgens<br />

1978, 8), und eine Ambiguitätstoleranz, d.h. die Fähigkeit, unterschiedliche<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen auszuhalten. Dabei sollten die Kriterien – und nicht, wie es<br />

häufig geschieht, die Bedingungen – die Zielsetzung <strong>der</strong> Programmplanung<br />

bestimmen. Auch wenn die Rahmenbedingungen häufig die Realisierungsmöglichkeiten<br />

eines Programms einschränken, sollte ihnen keine „normative Kraft<br />

des Faktischen“ zugebilligt werden. <strong>Didaktische</strong>s Handeln ist zuerst den Bedürfnissen<br />

<strong>der</strong> Adressaten verpflichtet. Dennoch entsprechen die pädagogischen<br />

Maßgaben und Schwerpunkte nicht immer den manifesten Interessen<br />

<strong>der</strong> Teilnehmer. Erwachsene sind „Produkte“ einer Sozialisation, d.h., sie interessieren<br />

sich zunächst für das, was sie bereits kennengelernt haben und<br />

was in ihren Bezugsgruppen und in <strong>der</strong> Gesellschaft als wichtig und wünschenswert<br />

gilt. Man kann sich nicht für etwas interessieren, was man noch gar nicht<br />

kennt. Eine Programmplanung muß die artikulierten Interessen aufgreifen und<br />

somit eine Dienstleistung erbringen. Gleichzeitig erfüllt die Programmplanung<br />

aber auch eine Schrittmacherfunktion, indem sie modischen Trends „gegensteuert“<br />

(H. Tietgens 1979c, 143) und z.B. mehrfach solche Themen anbietet,<br />

für die auf Anhieb noch keine große Nachfrage besteht. Allerdings ist <strong>der</strong><br />

Erwachsenenpädagoge nicht ohne weiteres legitimiert, über die wahren Bedürfnisse<br />

an<strong>der</strong>er Menschen und Zielgruppen zu entscheiden. Wohl aber sollte<br />

er Angebote machen, die über das Gewohnte und Erwartete hinausgehen.<br />

Diese subjektiven Bildungsbedürfnisse müssen nicht mit dem gesellschaftlichen<br />

Bedarf an Bildungsangeboten identisch sein. Dieser Bedarf kann aus<br />

technisch-technologischen Entwicklungen, aber auch aus politischen und<br />

kulturellen Erfor<strong>der</strong>nissen abgeleitet werden. „Beim Bedarfsbegriff ist ein<br />

umfassen<strong>der</strong> (gesellschaftlicher Bedarf) und ein engerer Bedeutungsgehalt<br />

(ökonomischer Bedarf) zu unterscheiden. Bedarfsorientierung im ersteren Sinne<br />

hieße, daß Bildungspolitik die ,großen‘ gesellschaftlichen Ziele und Bedürfnisse,<br />

Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung, Chancengleichheit und<br />

Solidarität, Mitbestimmung und Kommunikation, Arbeit und Konsum (Freizeit)<br />

anstrebte“ (L.R. Reuter 1978, 7).<br />

Ein solcher gesellschaftlicher Bedarf an politischer Weiterbildung ergibt sich<br />

z.B. aus <strong>der</strong> zunehmenden Komplexität unserer Umwelt. Diese Komplexität

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!